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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Stab auf und folgte ihm, und Dyfrig und Wyln zogen mich mit, als sie sich ebenfalls dorthin begaben. Jusson erreichte die Tür als Erster und trat ein, bevor Thadro und die Königstreuen ihn aufhalten konnten. Das Feuer teilte sich vor ihm. Der Lordkommandeur und die Gardisten stürmten hinter dem König her, ebenso Dyfrig, Laurel, Wyln, Jeff und notgedrungen auch ich. Beollan und Chadde folgten uns auf dem Fuß.
    Wir schienen in eine lodernde Esse zu treten, nur ohne die tödliche Hitze, die dort üblicherweise herrscht. Stattdessen war es warm wie an einem milden Sommertag. Wenn die Flammen auch keinen von uns berührten, so bedeckten sie doch alles andere. Auf dem Seziertisch, auf dem Mencks Leiche gelegen hatte, loderten sie am höchsten. Das Eis war verschwunden, und selbst das Schmelzwasser verdampfte. Übrig blieben nur Stein und etwas auf dem Boden neben einem der Tische, das wie ein buntes Bündel aus Lumpen aussah. Jusson blieb daneben stehen und blickte darauf hinab.
    »So«, murmelte Wyln. Nachdenklich betrachtete er den König, bevor sich sein Blick auf das Bündel am Boden richtete. »Und noch einmal ›so‹.«
    Das Lumpenbündel war eigentlich ein Flickenumhang, der um eine dürre Leiche gewickelt war. Eine Leiche, die offenbar sehr fröhlich gestorben war. Bis mir auffiel, dass ich nicht Zähne in einem grinsenden Mund sah, sondern Nackenwirbel, da der Hals von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt worden war.
    »Armer Teufel«, sagte Jeff hinter mir.
    In der Tat, ein armer Teufel. Meister Rodolfo würde niemals wieder eine Bühne betreten.

23
     
    Das Totenhaus brannte immer noch, als wir den Hof verließen. Die Flammen hoben sich hell von dem dunklen Himmel ab. Ein paar Städter gossen Wasser aus ihren Eimern ins Feuer, um zu sehen, was passierte. Aber es zischte und dampfte nur, und das Feuer brannte unvermindert stark weiter. Was vermutlich viel mit mir zu tun hatte. Ich hatte es entfacht und musste es wohl auch löschen. Zum Glück forderte mich niemand dazu auf, denn ich glaubte nicht, dass ich die Kraft dazu besessen hätte. Meine Beine kamen mir vor wie weich gekochte Nudeln und waren ebenso wenig in der Lage, mich aufrecht zu halten.
    Sowohl die Fremden als auch die Stadtbewohner äußerten lautstark die Meinung, dass der Eingang zum Hof zugemauert werden sollte, trotz Flammen und allem. Doyen Dyfrig widersprach ihnen nicht, brachte sie aber dazu, den Leichnam von Rodolfo erst in die Kirche zu bringen. Man schaffte rasch eine weitere Trage herbei, und der tote Schauspieler wurde daraufgelegt. Er war steif wie ein Brett, als die Männer ihn anhoben. Allerdings konnte das ebenso gut an dem Eis liegen, unter dem er geruht hatte, wie an der Totenstarre. Trotz meiner Müdigkeit durchfuhr mich ein Stich des Bedauerns, als ich an Gwynedd dachte, deren Bruder ermordet worden war; außerdem machte ich mir Sorgen um Rosea, auch wenn sie der Köder gewesen sein mochte, der mich Leichtgläubigen hatte fangen sollen. In meinem Hinterkopf rührte sich etwas, als ich an die rothaarige Schauspielerin dachte, ein Bild von Perlen und einem grünen Samtgewand, aber ich war zu müde, um es in mein Bewusstsein zu zerren.
    Der Nebel der Erschöpfung wurde jedoch von der Überraschung durchbrochen, dass Ranulf sich bereit erklärte, die Trage mit dem toten Schauspieler zu tragen. Der Lord der Gemarkungen war draußen geblieben, als wir das Totenhaus betreten hatten. Als die Trage kam, war er jedoch ebenfalls hereingekommen und hatte sich instinktiv unter den Flammen an der Decke geduckt. Jetzt trug er mit einem anderen Mann den toten Schauspieler unerwartet würdevoll über den Stadtplatz in die Kirche, angeführt von Dyfrig, der neben seinem auch meinen Stab in der Hand hielt. Die Schreiber Keeve und Tyle errichteten hastig eine improvisierte Totenbahre hinter dem Altar, um die sich alle scharten: Jusson, die Königstreuen, seine Adligen, Chadde und einige ihrer Stadtwachen sowie die Ratsältesten und vornehmsten Bürger der Stadt. Nachdem Laurel dafür gesorgt hatte, dass die verletzten Wachsoldaten nach Hause gebracht wurden, damit ihre Familien sich um sie kümmern konnten, drängte er sich durch die Meute um die Bahre und begann mit seiner Untersuchung. Die Leute drängten sich näher in der Erwartung, dass dies eine bessere Vorstellung sein würde, als ihnen ihr Theater je bieten konnte. Jusson sicherte sich den besten Platz; schließlich war er der König.
    Thadro war vor der Kirche stehen geblieben und

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