Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
haben keine Schwarzen Magier. Wie sollten wir auch? Niemand hier beherrscht diese Kunst.«
»Jedenfalls niemand, der es zugeben würde, Euer Eminenz«, warf ich ein.
Dyfrig rammte meinen Stab auf die Pflastersteine. »Ich kenne alle hier im Tal und auch die Bewohner der Bergdörfer. Es gibt niemanden. Seine Majestät sollte im Norden suchen!«
»Da die Praktizierung Schwarzer Magie mit dem Tod durch Hängen und Verbrennen bestraft wird, man Land und Besitz verliert und die Familie ausgestoßen und gebrandmarkt wird, verstehen es die meisten Hexer zweifellos ganz ausgezeichnet, ihre Kunst zu verbergen, Euer Eminenz«, sagte ich. »Trotzdem muss es kein Einheimischer sein. Laurel und Wyln sind nicht die einzigen Fremden in der Stadt. Freston quillt förmlich über von Fremden.« Ich zuckte mit den Schultern und zitterte erneut vor Kälte. »Trotzdem wurde Menck von jemandem in den Tod gelockt, den er entweder kannte oder nicht als Bedrohung empfand. Er wäre niemals mit Laurel oder Wyln gegangen. Nie im Leben!«
Dyfrig runzelte nachdenklich die Stirn, als wir Schritte in der Gasse hörten. Wir blickten hoch und sahen, wie Thadro und die Königstreuen, unter denen sich auch Arlis befand, den Hof betraten. Jusson ging an uns vorbei zu seinem Lordkommandeur, gefolgt von den Adligen und den Ratsältesten.
»Darüber unterhalten wir uns später«, erklärte Dyfrig und trat zu Jusson.
»Das ging ja ganz gut«, bemerkte Jeff, als wir uns dem Gefolge des Königs anschlossen.
»Ja.« Erneut schüttelte ich mich vor Kälte.
»Geht es dir gut?«, erkundigte sich Jeff. »Du zitterst schon den ganzen Nachmittag, als hättest du Fieber.«
»Ich bin nur müde, hungrig, und mir ist kalt«, erwiderte ich.
»Und ich habe höllische Angst«, meinte Jeff. Zwei Königstreue murmelten zustimmend, während sie die dunklen Schatten beobachteten.
»Das auch«, gab ich zu.
Thadro und Jusson gingen zu der Stelle, wo Chadde und Laurel die verletzten Wachsoldaten behandelten. Die beiden knieten neben den Männern und waren vollkommen auf ihre Behandlung konzentriert.
»Haben Sie etwas herausgefunden?«, fragte Jusson Thadro.
»Nein, Sire«, erwiderte der. »Es gibt keine Spur von Mencks Leiche. Und falls jemand gesehen hat, wie ein nackter Leichnam weggeschleppt wurde, sagt er es nicht.«
»Wir können nicht wissen, ob derjenige, der den toten Schließer geraubt hat, auch den versteckten Schatz hat mitgehen lassen«, meinte Jusson. »Das Eis ist an einigen Stellen mindestens eine Handbreit dick.«
Thadro sah zum Totenhaus, schien jedoch nicht geneigt hineinzugehen. »Und Sie haben nichts gesehen?«, fragte er den Wachsoldaten, der zur Königlichen Residenz gekommen war.
»Nein, Sir«, antwortete der Mann. »Kenelm und ich dachten erst, sie hätten ihren Posten verlassen, weil wir sie nicht sahen, als wir sie ablösen wollten. Dann lagen sie plötzlich vor uns auf dem Boden, als hätte man sie dorthin geworfen.«
Die beiden Soldaten hatten mit ihren unnatürlich verbogenen Gliedmaßen wie Puppen ausgesehen, bevor Laurel und Chadde sie behutsam gerichtet hatten. Aber sie sahen auch nicht besser aus, als sie jetzt auf dem Rücken lagen, so als würden sie für ihre Bestattung vorbereitet.
»Das Verschwinden war eine Illusion«, meinte Wyln, der neben Jusson stand. »Eine Fähigkeit der Wasser-Gabe.«
»Erklärt das«, forderte Jusson ihn auf.
»Es funktioniert über die Reflektion und die Brechung des Lichts, Sire«, kam ich dem Zauberer zuvor. Ich fuhr unter meinem Umhang geistesabwesend mit der Hand über meine Brust, die sich plötzlich beengt anfühlte. »Wie ein See, bei dem man nicht sehen kann, was sich unter der Oberfläche befindet. Aber warum hat die Illusion dann plötzlich versagt?«
»Das ist die Frage«, murmelte Wyln, der mich – oder vielmehr meine Hand unter dem Umhang – beobachtete.
»Und wo ist Kenelm?«, fragte ich. »Warum ist er nicht hier?« Ich hatte mit ihm den ein oder anderen Humpen im Hirschsprung geleert, und seine Abwesenheit machte ihn verdächtig.
»Also, Mauger?«, setzte Chadde nach, als der Wachsoldat stumm blieb.
»Er ist zur Wachstube zurückgegangen, Madam«, antwortete Mauger mit einem bösen Blick auf mich. »Um Hilfe zu holen.«
Ich starrte ihn an. »Dann sollte er aber mittlerweile zurück sein.«
Mauger blinzelte verwirrt, als ihm plötzlich klar zu werden schien, wie lange sein Kamerad schon fort war; dann drehte er sich um und sah zum Hofeingang, als erwartete er, dass Kenelm
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