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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Luft, die von ihm aufstieg. Ich trat hastig dorthin und strich mit der Hand über den Kaminsims, nur um sicherzugehen, dass die Schmetterlinge nicht plötzlich unsichtbar geworden waren. Aber sie waren tatsächlich verschwunden. Als ich von der kalten Esse zurücktrat, richtete Jusson seinen ausdruckslosen Blick zuerst auf Jeff und mich und dann auf den leeren Kamin. Seine Brauen zuckten zusammen. Er drehte sich auf dem Absatz herum und marschierte durch den Saal zu seinen Gemächern. »Cais!«, rief er. »Cais!«
    »Verdammt«, sagte Ryson leise. »Wir haben nicht daran gedacht, nach Meister Cais oder Finn zu suchen.«
    Jussons Rufe lockten Wyln und Thadro aus Javes’ Gemach, und Suiden, der einen anderen Soldaten untersucht hatte, richtete sich ruckartig auf. Thadro eilte dem König hinterher, gefolgt von Suiden. Wyln dagegen blieb im Saal stehen. Ich hatte plötzlich Angst um meinen kleinen Kammerdiener und wollte dem König folgen, aber der Feuerwandler hielt mich auf.
    »Finn«, sagte ich.
    »Wenn er hier ist, wird er die nächste Zeit nirgendwo hingehen«, erklärte Wyln. »Wenn nicht, macht ein kleiner Moment auch keinen Unterschied.«
    »Was ist passiert, Lord Wyln?«, erkundigte sich Arlis. »Sind alle Magischen verschwunden?«
    »Nein.« Zwischen den geschwungenen Brauen des Zauberers bildete sich eine Falte. »Bis auf Javes Wolfs Sohn nur die Gabenwirker, die in der Lage wären, gegen so etwas wie dies hier anzukämpfen.«
    »Aber warum wurde dann Hauptmann Javes entführt?«, wollte ich wissen.
    »Das ist eine gute Frage«, meinte Wyln, dessen Miene sich verfinsterte. »Die weit besorgniserregendere Frage ist jedoch, wie derjenige, der dies hier bewerkstelligt hat, nicht nur Cais und Finn überwältigen konnte, sondern auch Laurel und Königin Mabs Höflinge …«
    »Was für eine Schwarze Hexerei hat hier stattgefunden?«
    Wyln, Jeff, Arlis und ich drehten uns um. Munir stand in der Tür und betrachtete die schlafenden Königstreuen, Soldaten und Diener. Die Königstreuen, die mit uns gekommen waren, fuhren ebenfalls überrascht herum und versperrten dem turalischen Hexer den Weg. Doch Munir bewies ebenso viel Geschick wie Wyln, Thadro und Suiden und trat um sie herum. Ihm folgte Lord Idwal, der sich in dem Raum fassungslos umsah. Die Königstreuen schauten mich an, weil ihnen die beiden entkommen waren, aber ich vermutete, dass uns ein diplomatischer Zwischenfall jetzt gerade noch gefehlt hätte, also schüttelte ich unmerklich den Kopf.
    »Das war keine Schwarze Hexerei«, widersprach Wyln. Er sah den Blick, den Idwal mir zuwarf. »Noch handelt es sich um Gabenwirkerei.«
    »Was ist es dann?«, wollte Lord Idwal wissen. Sein Atem bildete einen feinen Nebel vor seinem Mund. »Und warum zum Teufel ist das ausgerechnet in meinem Haus passiert?«
    »Vielleicht hat Laurel einen Bann gewirkt, der fehlgeschlagen ist.« Kveta humpelte in den Saal.
    Mein Zittern hatte sich verstärkt, und ich hatte gerade begonnen, meinen nassen Umhang abzulegen. Als Kveta auftauchte, hielt ich jedoch inne. »Ich dachte, du wolltest unten bleiben, Kveta«, sagte ich.
    »Sie hat sich geweigert.« Berenice kam mit der Wölfin herein, blieb stehen und rieb sich die Arme. »Gott steh uns bei«, flüsterte sie und starrte auf die Bediensteten vor ihren Füßen.
    »Nein, das war auch keine ›Wirkerei‹ von Laurel oder irgendeinem anderen Erdmeister, Ehrenwerte Kveta«, erklärte Wyln. Er ging zu dem Königstreuen, der in dem gekrönten Lehnstuhl hing, und hob seine kraftlose Hand. Dann zog er dem Mann den Handschuh aus, drehte seine Hand um und betrachtete die Handfläche.
    »Was ist es dann?«, wiederholte Idwal geduldig.
    »Eine Art von Verzauberung, Eorl Idwal«, erklärte Wyln und legte die Hand des Königstreuen auf die Stuhllehne. »Die von jemandem gewirkt wurde, der einen verdrehten Sinn für Humor hat.«
    »Oder der sehr, sehr wütend war«, meinte Jeff leise.
    »Ja«, stimmte Wyln ihm zu. »Oder beides.«
    »Es sieht aus wie eine misslungene Pantomime«, meinte Idwal.
    »Allerdings, Mylord.« Ich hatte ebenfalls viele Kinder-Pantomimen gesehen, bei denen die Prinzessin und die Bewohner ihrer Burg mit einem Zauber belegt worden waren, der sie schlafen ließ, bis der gutaussehende Prinz die schlummernde Schönheit mit einem Kuss aufweckte. Auf der Bühne wirkte diese Szenerie des Massenschlafens immer unschuldig und charmant. Die Leute wurden so dargestellt, als hätten sie es sich gerade für ein Nachmittagsschläfchen

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