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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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die Stelle, wo der Hinterhalt stattgefunden hatte, sehr schnell, obwohl es immer noch stockdunkel war. In dem hellen Schein etlicher Laternen konnte ich deutlich erkennen, was Bertrams eine Laterne nur hatte andeuten können: eine Menge aufgewühltes Laub und Holzsplitter, aber keine Leute, weder tote noch lebende.
    Suiden schwang sich von seinem Pferd und untersuchte den Boden. »Fünf oder sechs Angreifer«, erklärte er.
    »Das sehen Wir, Hauptmann Prinz.« Jussons Augen glühten golden im Schein der Laternen.
    »Jawohl, Euer Majestät«, erwiderte Suiden. Er schob etwas Laub zur Seite, bückte sich und hob einen Spieß auf. Es war eine ganz normale Waffe, wie Fußsoldaten auf der ganzen Welt sie benutzten, nur dass sie vollkommen schwarz angestrichen war. Wyln betrachtete sie scharf; dann beschwor er eine kleine Feuerkugel und untersuchte die Bäume.
    »Ich denke, Sie sollten den Angriff nicht kommen sehen, ibn Chause«, bemerkte einer der Adligen.
    Das glaubte ich ebenfalls, andererseits war dies das Wesen eines Hinterhalts. Ich sah zu, wie Thadro Suiden den Spieß stumm aus der Hand nahm und ihn prüfend musterte, bevor er ihn an Jusson weitergab. Der König winkte verneinend mit der Hand, während der Blick seiner goldenen Augen auf mich gerichtet blieb.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    Zuerst waren nur die üblichen Geräusche von knarrendem Leder zu hören, als die Leute es sich in ihren Sätteln gemütlich machten und schweigend zuhörten, wie ich meine Geschichte erzählte. Doch als ich schilderte, wie ich von dem Suchtrupp getrennt worden war, hörte ich einige Leute kichern, und einer lachte laut auf.
    »Ist das Ihr Berufsrisiko, ibn Chause?«, fragte ein Lord aus den Südlanden grinsend. Er sah zur Burg zurück, die als dunkler Umriss vor den Sternen selbst mitten in der Nacht zu sehen war. »Dass Sie sich in Sichtweite Ihres Ziels verirren?«
    »Sehr witzig, Mylord.«
    »Lag es an der Wasserillusion, Zweibaums Sohn?«, fragte Wyln in das aufbrandende Gelächter.
    »Nein, Ehrenwerter cyhn «, erwiderte ich. »Jedenfalls nicht wegen meines Wasseraspektes. Es war noch ein anderer Gabenwirker da.«
    Das Gelächter verstummte schlagartig, als ich den Hinterhalt beschrieb, sowohl den physischen als auch den magischen Angriff gegen meine Aspekte. Die Leute folgten Wylns Beispiel und hielten ihre Laternen hoch, während die anderen die Bäume genau untersuchten. Es gab keinerlei Spuren in ihrem Holz, keine Scharten, keine Kratzer, gar nichts. Ich sah, wie mehr als einer ein Kreuz schlug, um das Böse zu bannen.
    »Glauben Sie, dass dies hier mit dem Verschwinden der anderen zu tun hat?«, wollte einer der Adligen wissen, während er sich nervös umsah.
    Ich hatte den geschwärzten Spieß betrachtet, aber als ich jetzt hörte, dass die Leute immer noch nicht gefunden worden waren, sah ich hoch und wollte nach ihnen fragen. Dann jedoch bemerkte ich Jussons Miene und behielt die Frage lieber für mich.
    »Möglicherweise«, erwiderte der König, dann wendete er sein Pferd und betrachtete die Bäume. »Jedenfalls scheint es so zu sein, dass Meardens Hüter sehr lebendig und zudem sehr wachsam ist. Falls es tatsächlich sein Werk sein sollte. Durchsucht das ganze Gebiet. Vielleicht finden wir ja etwas.«
    Die ausgeweitete Suche förderte zwei Schwerter und einen Dolch zutage, ebenfalls schwarz bemalt. Das war jedoch alles.
    »Stellt Wachen auf«, befahl Jusson. »Wir kehren morgen früh hierher zurück.«
    Eine Reihe von Soldaten wurde als Wachen abkommandiert. Sie wirkten nicht sonderlich erfreut. Jusson führte uns zur Burg zurück. Ich wollte mich wieder bei Wyln, Thadro und Suiden einreihen, aber Jusson winkte mich zu sich. Als ich mein Pferd antrieb, fiel mir auf, dass Jeff und Arlis fehlten. Ebenso Lord Idwal. Und auch Ryson hatte ich unter den Garnisonssoldaten nicht gesehen. Ich sah Jusson misstrauisch an und begegnete dem kalten Blick seiner goldenen Augen.
    »Wenn du dich noch einmal von deinen Leibwächtern entfernst, dann kette ich dich an sie«, sagte er.
    »Sire?«, fragte ich erschreckt.
    »Das ist kein Spiel, Hase«, erklärte Jusson.
    »Ich weiß …«
    »So wie ich das sehe, weißt du es eher nicht«, fiel der König mir ins Wort. »Du bist unbekümmert davonspaziert, ohne die möglichen Konsequenzen zu bedenken.«
    Eigentlich hatte ich an die Konsequenzen gedacht, nur nicht früh genug. »Ich bin nicht davonspaziert, Euer Majestät …«, begann ich.
    »Ach?«, unterbrach Jusson mich erneut.

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