Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Lord Idwal umringten, traten zur Seite. Die Wachen von Jeff, Arlis und Ryson dagegen blieben stehen. Idwal trat an den Tisch, warf einen Blick auf die Waffen und winkte sofort einen Diener zu sich.
»Holt meinen Hauptmann …«, begann er.
»Wir haben bereits nach den Angreifern gesucht, Mearden«, fiel Jusson ihm in die Parade. »Und Wir haben Wachen an dem Ort des Hinterhalts aufgestellt. Morgen früh finden Wir bei Tageslicht möglicherweise weitere Hinweise.«
Idwal ließ langsam die Hand sinken. »Ja, Euer Majestät.«
Als Lady Margriet sah, dass ihr Gemahl frei war, verließ sie mich und trat an seine Seite. Ich blieb nur mit Ihrer Hoheit und Berenice allein zurück. Jeff, Arlis und Ryson, meine Leibwache, standen immer noch unter Arrest, aber dafür waren zwei Königstreue hinter mir aufgetaucht. Meine Schultern zuckten, und auf den Gesichtern von Ryson und Arlis zeigte sich allmählich ein Anflug von Besorgnis, während Jeffs Miene sich weiter verfinsterte.
»Ihr seid viel zu nachsichtig, Euer Majestät«, merkte Prinzessin Rajya an. »Das Leben meiner Leibwache wäre augenblicklich verwirkt gewesen, wenn sie einen solch bedeutenden Schutzbefohlenen verloren hätten. Wäre dann besagter Schutzbefohlener auch noch angegriffen worden, hätte man im ganzen Imperium vermutlich noch lange über die Art und Weise ihrer Tötung geredet.« Sie sah Mearden an. »Wie auch über den aller anderen, die darin verwickelt waren.«
In Berenices dunklen Augen spiegelten sich die Flammen des Kamins. »Ihr solltet lieber nicht zu weit gehen, Euer Hoheit …!«
»Berenice«, unterbrach Idwal sie. »Nicht jetzt.«
Jusson jedoch ignorierte Vater und Tochter. »Wir gehen davon aus, dass Wir wissen, wie Wir die Angelegenheiten Unseres Cousins und Thronerben zu regeln haben, Hoheit«, fertigte er Prinzessin Rajya ab. Nachdem er seine Rüstung abgelegt hatte, trat er an den Tisch und hob eines der geschwärzten Schwerter hoch. »Und die Frage, wer darin verwickelt ist, ist völlig ungeklärt, weil Magie benutzt wurde.«
Jetzt verzogen sich auch die Gesichter von Idwal, Lady Margriet und Berenice vor Sorge. Prinzessin Rajya dagegen lachte einmal scharf auf. »Wie bei den Rätseln der Weisen liegt die Antwort bereits in Eurer Frage, Euer Majestät«, erklärte sie. Sie winkte mit der Hand, und das Rot ihrer Fingernägel blitzte im Licht der Kerzen, als sie auf den gemeißelten weißen Hirsch an der Wand über dem Kamin deutete. »Dieses ganze casim stinkt förmlich nach Hexerei!«
Berenice wollte sich provozierend vor Prinzessin Rajya aufbauen, aber Idwal reagierte schneller und hielt sie am Arm fest. »Welche Art von ›Hexerei‹ meinem Haus auch innewohnen mag, Euer Hoheit, sie lässt sich nicht dazu missbrauchen, Gäste in einen Hinterhalt zu locken, vertraut mir«, sagte er.
»Ha!«, gab Prinzessin Rajya zurück. »Diese ganze Einladung war eine Farce …«
»Das ist wohl wahr, jedenfalls gilt das für nicht eingeladene Gäste«, konterte Berenice.
»Ich bin froh, dass Sie es endlich zugeben«, schoss die Prinzessin zurück.
»Hoheit«, zischte Munir. Die Prinzessin verstummte, während sie Berenice einen spöttischen Blick zuwarf. Suiden hatte zusammen mit Wyln das Schwert untersucht, drehte sich jetzt jedoch herum. Er warf seiner Tochter einen scharfen Blick zu und musterte dann Munir, erheblich länger und finsterer. Der Hexer bemerkte es nicht.
»Liegt es an diesem ›magischen‹ Hinterhalt, dass Sro Hase mit vier der bedeutenden Aspekte aufgebrochen und ohne einen einzigen zurückgekehrt ist, Eurer Majestät?« Munir warf einen vielsagenden Blick auf den leeren Platz über meinen Schultern.
»Das wissen Wir nicht«, erwiderte Jusson und legte das Schwert zurück. »Wir sind kein Magus. Aber aus welchem Grund auch immer Lord Hase angegriffen wurde, die Angreifer sind verschwunden, ebenso wie Unser Hauptmann, Unsere Diener und der Lehrmeister Unseres Cousins.«
Die Hitze des großen Kamins wärmte mich, sodass ich meine Handschuhe ausgezogen hatte und gerade dabei war, meinen Umgang abzulegen. Doch bei Jussons Worten hielt ich inne. Die Vorstellung, dass meine Aspekte entführt worden sein könnten, erschreckte mich, und ich überlegte, ob ich davon nichts gemerkt hatte, weil ich blockiert wurde. Vorsichtig tastete ich nach ihnen und spürte zu meiner Erleichterung ihre Präsenz. Der Luftaspekt ließ meine Knochen zur Antwort schwach vibrieren. Ich drehte mich um und erwartete, die Aspekte hinter mir zu sehen.
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