Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Ryson zurück.
»Wissen Sie, Hase, ich glaube, ich sollte auch besser mit meinen alten Kameraden reiten«, erklärte Ryson. »Bevor sie mich wieder beschuldigen, mich einzuschmeicheln.«
Bevor ich reagieren konnte, ritt er ebenfalls davon, und ich blieb allein zurück. Jedenfalls so alleine, wie man sein konnte, wenn man von zwanzig Soldaten umringt war, dazu Förster, etliche Jäger, ihre Hunde und natürlich meine Aspekte. Unwillkürlich sah ich zu ihnen hoch, als erwartete ich von ihnen einen Kommentar zu dem Streit zwischen meinen Leibwächtern. Die einzige Reaktion jedoch bestand darin, dass sie ihre Positionen veränderten und die Wasserkugel nach vorn schwebte. Ich seufzte und trieb mein Pferd an, um meinen Platz in der Reihe einzunehmen. Die Soldaten des Suchtrupps machten mir Platz und warfen mir verstohlene Seitenblicke zu, aber ich ignorierte sie und widmete mich stattdessen der Suche und meinen Grübeleien. Sollten meine Leibwächter doch Dreck fressen. Ich hatte sie ja sowieso nicht gewollt, ebenso wenig wie ich jemals in einer Position hatte sein wollen, in der ich Leibwächter brauchte. Auch Jussons Thronerbe wollte ich nicht sein und hätte auch auf meine vierundsechzig Linien zum Thron verzichten können. Ich wollte nichts mit dem Haus Dru zu tun haben und dem Vermögen, das nach seinem Sturz gerettet worden war. Und ich wollte auch nicht hier sein, wollte nicht heiraten und wollte ganz bestimmt nicht mit Mearden oder dem Amir verwandt sein. Ebenso wenig wie ich nach verschwundenen Freunden in einem Wald suchen wollte, in dem sich sogar die Hunde der Jäger fürchteten, obwohl ihnen das Gelände eigentlich vertraut sein sollte.
Ich wollte nichts dergleichen.
Wieder schoss mir der Gedanke durch den Kopf, heimlich in die Stadt zu reiten und das erstbeste Schiff zu besteigen, das nach Iversterre segelte. Im Hafen wimmelte es zwar von Idwals Kaufleuten sowie von Schiffen aus dem Qarant und Tural. Zudem waren da noch die Windsegler, deren Ankunft ich gestern beobachtet hatte. Aber es musste zumindest ein Schiff geben, das aus einem anderen Land kam. Aus einem Land, das sich nicht dafür interessierte, wer ich war, wenn ich an seine Gestade gespült wurde – solange ich bezahlen konnte. Ich strich im Geiste die Schiffe der Svlet von der Liste und griff unter meinen Umhang, um das Gewicht meiner Börse zu prüfen. Dabei streiften meine Finger den schweren Beutel mit dem Gewinn von meinem Rennen mit Dandelion. Mich schwindelte beinahe, als mir klar wurde, dass ich genug hatte, um so ziemlich überall hinzureisen, und vermutlich noch Gold übrig behalten würde, um mich dort, wo ich an Land ging, einzurichten. Sollte es nicht reichen, konnte ich immer noch von meiner Hände Arbeit leben. Ich hatte schon einmal von vorn angefangen, obwohl ich nicht mehr besessen hatte als die Kleider, die ich am Leib trug. Es machte mir nichts aus, das Gleiche noch einmal zu versuchen.
Unwillkürlich zog ich die Zügel an und wollte gerade mein Pferd wenden, um zur Straße zu reiten, als ich in den Augenwinkeln ein Blitzen wahrnahm. Ich blickte hoch und bemerkte, dass die Wasserkugel nicht mehr über dem Kopf meines Pferdes schwebte, sondern ein Stück zur Seite geflogen war. Die Erdkugel machte das Gleiche auf der anderen Seite. Als ich mich umsah, stellte ich fest, dass die Luftkugel und die Feuerkugeln hinter mir Stellung bezogen hatten. Ich richtete meinen Blick wieder auf die Wasserkugel und betrachtete sie misstrauisch, während ich das Pferd weiter zur Straße trieb. Meine pralle Geldbörse würde mir auf den meisten Schiffen eine Passage ermöglichen, aber es gab einige Seeleute, die nicht viel von Gabenwirkern hielten. Und andere, die sich ein bisschen zu sehr für sie interessierten. Als ich Magus Kareste verlassen und nach Iversterre geflüchtet war, hatte ich einfach niemandem verraten, dass ich ein geborener Magier war. Ich wusste allerdings nicht, ob ich das jetzt ebenfalls noch verheimlichen konnte, vor allem angesichts der vielen Veränderungen, die mit mir im letzten Jahr vorgegangen waren. Einschließlich derer, dass sich meine Aspekte offenbar entschlossen hatten, sich nach Gutdünken zu manifestieren. Andererseits musste es eine Möglichkeit geben, meine Kugeln verschwinden zu lassen und mich von der Gabe zu befreien. Ich hatte sie unterdrückt, als ich nach Iversterre gekommen war, aber sie hatte sich zurückgemeldet, als ich letztes Frühjahr meine volle Macht entwickelt hatte. Doch jetzt war ich
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