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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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stärker geworden; sicher konnte ich Mittel und Wege finden, die Aspekte dazu zu bringen, mir zu gehorchen, und sie dann für immer verbannen …
    Der Wind schlug um, und der Geruch des Meeres zog über mich hinweg. Ich ritt langsamer und blieb schließlich nachdenklich stehen. Ich hatte meine Gabe einmal verleugnet, woraufhin alles Mögliche passiert war. Sie noch einmal zu verleugnen, war also keine gute Idee. Und zum Hafen zu flüchten, um sich eine Passage auf einem fremden Schiff zu erkaufen, während ich immer noch die Uniform eines Königstreuen trug, war noch weniger intelligent. Genau genommen war es vollkommen hirnverbrannt wegzulaufen. Trotz allem, was ich gestern Nacht Prinzessin Rajya über Jussons Abneigung, unwillige Vasallen zu halten, erzählt hatte, schwante mir, dass der König noch weniger bereit war als Magus Kareste, mich ziehen zu lassen. Und einen Lehrvertrag zu brechen, war zwar ein ernstes Vergehen, aber das war nichts im Vergleich zum Bruch eines Treuegelöbnisses seinem König gegenüber. Außerdem waren da noch mein cyhn Wyln, sowie Thadro und Suiden. Sie alle würden mein Verschwinden sicherlich nicht besonders erfreut aufnehmen. Mir brach der kalte Schweiß aus, als mir klar wurde, was ich beinahe getan hätte, und dass ich kurz davor gewesen war, gejagt und in Ketten vor den König geschleppt zu werden.
    Ich schüttelte mich, wendete rasch mein Pferd und wollte mich wieder dem Suchtrupp anschließen. Ich hoffte, dass sie meine kurze Richtungsänderung nicht bemerkt hatten, oder wenn doch, den Grund dafür nicht begriffen. Im nächsten Moment blieb ich wieder stehen.
    Ich war allein.
    Ich richtete mich im Sattel auf, sah nach vorn und überlegte, ob ich bei der Planung meiner Flucht vielleicht zurückgeblieben war. Aber obwohl die Bäume nicht mehr so dicht standen wie zuvor, sah ich jenseits des Waldes nur abgeerntete Felder, die brach dalagen. Ich fiel in meinen Sattel zurück und sah mich um, ob ich vielleicht zu weit vorausgeritten war. Aber es war immer noch niemand zu sehen.
    Irgendwie hatte ich es geschafft, mich in Idwals Wald zu verirren. Vielleicht ja auch nicht. Ich warf meiner Wasserkugel einen argwöhnischen Blick zu, aber sie blieb stumm, während sie weiterhin vor meinem Pferd schwebte. Nach einem kurzen Moment des Zögerns trieb ich mein Pferd an und ritt in den Wald zurück. Angestrengt lauschte ich nach Geräuschen von anderen Reitern oder ihren Pferden und sah mich um. Aber bis auf das gedämpfte Schlagen der Hufe meines Pferdes auf dem Laub war es still im Wald, leer und irgendwie fremd. Doch etwas kam mir bekannt vor. Ich wandte den Kopf und sah die Burg hoch über den kahlen Bäumen. Die Sonne versank gerade hinter ihren Mauern. Ich trieb mein Pferd in Richtung der von Türmen gekrönten Silhouette in der Erwartung, jeden Moment die Straße zu erreichen und auf den Rest meines Suchtrupps zu stoßen. Aber obwohl ich die Burg die ganze Zeit vor Augen hatte, waren vor mir nur Bäume. Die Sonne sank weiter, bis sie vollkommen untergegangen war und die Dunkelheit einsetzte. Der Wind frischte auf und ließ die Zweige der Bäume rascheln. Die Burg war jetzt nur noch ein düsterer Umriss vor dem dunklen Himmel, und obwohl ich in der Ferne die Brecher hören konnte, die gegen die Klippen donnerten, war es im Wald still. Ich fühlte, wie sich meine Nackenhaare aufrichteten. Der Hüter war wieder da.
    Vielleicht.
    Möglicherweise war es aber auch nur ein nächtlicher Jäger, der auf Beutesuche war. Ich blieb erneut stehen, lauschte in die bedrückende Stille hinein und hörte einen Zweig knacken. Mir fiel das merkwürdige Verhalten der Hunde ein, und ich griff lautlos nach meinem Schwert, während mir die Augen tränten, als ich angestrengt die Bäume absuchte. Meine Feuerkugeln warfen tanzende Schatten. Einen Augenblick herrschte absolute Stille, dann passierten mehrere Dinge auf einmal. Etliche Männer sprangen zwischen den Bäumen hervor, die Schwerter, Netze und Spieße schwangen, und gleichzeitig schien eine Ziegelmauer auf mich herabzustürzen.
    Ich war schon mehrmals von meinen Aspekten getrennt worden, einmal durch eine Nymphe in Elanwryfindyll, und dann kürzlich durch den Dämon in Freston. Beide Male war das mit der Präzision einer scharfen, dünnen Klinge geschehen, und ich hatte nicht bemerkt, was passierte, bis es vorbei war. Diesmal jedoch geschah es nicht mit einer solchen Finesse. Ich konnte die Anstrengung spüren, mit der man versuchte, mir die Kontrolle

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