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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Verzauberung vom Obergeschoss herabgekrochen? Doch in diesem Moment schnarchte Jeff unruhig, bevor er sich umdrehte, und ich entspannte mich wieder. Vermutlich schliefen alle so tief, weil sie von den gestrigen Ereignissen erschöpft waren. Ich drehte mich wieder zu der Wölfin um.
    »Die beiden schlafen sehr tief«, erwiderte ich auf ihre Andeutung hin. »Wie alle anderen auch.«
    Kveta seufzte und legte den Kopf zwischen die Pfoten. »Du willst es einfach nicht sehen, hab ich recht?«
    »Was will ich nicht sehen?«
    »Aspekte besitzen weder Persönlichkeit noch einen eigenen Willen …«
    »Doch, sie besitzen beides«, widersprach ich.
    »Im Gegenteil«, gab Kveta zurück. »Als du vorhin von diesem Hexer angegriffen worden bist, hat sich da der Luftaspekt geweigert, seinem Befehl zu gehorchen? Hat er Trauer ausgedrückt oder sich entschuldigt oder vielleicht nur angedeutet, froh zu sein, dass du endlich deinen Meister gefunden hast?«
    »Meinen Meister?«
    Kveta runzelte die Stirn und hob den Kopf von ihrer Pritsche. Dann grinste sie. »Du weißt, was ich meine.« Ihr Grinsen erlosch. »Es sind einfach nur Kräfte, Hase. Wie ein Stock oder ein Stein, die es auch nicht kümmert, wer sie wirft oder gegen wen sie geschleudert werden. Die Aspekte kümmert das auch nicht. Ob sie nun von einem Feind oder einem Freund gesteuert werden, sie werden immer und jedes Mal gleich reagieren. Wie bei Stöcken und Steinen liegt die Macht bei der Person, die sie schleudert.«
    Magus Kareste hatte ähnlich über die Aspekte gedacht. Für ihn waren sie unpersönliche Objekte gewesen, die man nach Belieben manipulieren konnte. Stieß ein Wille gegen den eines anderen, gewann der mit dem stärkeren Willen. Als ich sein Schüler wurde, wusste ich nicht viel darüber. Und es kümmerte mich auch nicht. Ich war mehr damit beschäftigt, seinen mich betreffenden Plänen zu entkommen. Doch als sich letztes Frühjahr meine volle Macht entwickelt hatte, hatte ich diese Aspekte als unterschiedliche Wesen wahrgenommen, mit ihren speziellen Eigenheiten und Fähigkeiten. Zum Beispiel war da die Verspieltheit des Luftaspektes, das fröhliche, tanzende Knistern des Feueraspektes, das tiefe, ruhige Donnern des Wassers und der heilige Ernst der Erde. Dennoch hatte die Wölfin recht. Als der unbekannte Hexer mich letzte Nacht auf der Promenade angegriffen hatte, hatte es keinerlei Verspieltheit zwischen der Luft und mir gegeben. Wir hatten gar nicht miteinander kommuniziert. Eben noch jagte ich den Federdieb, im nächsten Augenblick wurde ich langsam in Stücke gerissen. Trotz allem, was Wyln und Suiden gesagt hatten, glaubte ich nicht, dass das an meiner unvollständigen Ausbildung lag. Gewiss, ich war überrascht worden, und es stimmte auch, dass ich mich ungeschickt verteidigt hatte. Aber ich hatte auch die Kraft des Wirbelwindes gespürt sowie die Stärke des Gabenwirkers, der ihn beschworen hatte. Hinter all dem hatte ein unerbittlicher Hass gestanden. Nur war das nicht logisch. Denn obwohl der Hexer im Schatten geblieben war, hatten mir die wenigen Blicke, die ich auf sein Gesicht, seine Gestalt und selbst die Art, wie er sich bewegte, hatte werfen können, gesagt, dass ich ihn nicht kannte. Und im Gegensatz zu dem, was Magus Kareste und Kveta über die Aspekte sagten, hatte sich dieser Hass sehr persönlich angefühlt.
    »Ich weiß nicht, Kveta«, sagte ich und rieb mir die Arme. Die Kälte ignorierte einfach das Feuer und kroch durch die Decke.
    »Ich weiß es«, antwortete die Wölfin. »Es sind hirnlose, gefühllose Kräfte, Hase. Und wie du selbst gesagt hast, die bekannten ›Gabenwirker‹ sind nicht hier. Also, wer hat diese hier beschworen? Und warum?«
    Ich warf unwillkürlich einen weiteren Blick auf Jusson und beobachtete, wie sein Atem Wolken bildete, während er langsam ein- und ausatmete. Ich vergaß die Suche nach verdächtigen Kandidaten für Gabenwirkerei, drehte mich herum und bemerkte noch andere Atemwolken über den Schlafenden. Es war zwar noch lange vor Tagesanbruch, und wir hatten Spätherbst, aber trotzdem hätte es nicht so kalt in diesem Raum sein sollen, nicht mit all diesen menschlichen Leibern. Noch während ich das dachte, sank die Temperatur noch weiter, und mich fröstelte, während sich ein metallischer Geschmack in meinem Mund bildete.
    »Was zum Teufel geht hier vor?«, flüsterte ich.
    Ich drehte mich wieder zu Kveta herum, weil ich befürchtete, dass die Wölfin ebenfalls in den verzauberten Schlummer gesunken

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