Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
atmete scharf ein, stieß die Luft dann leise aus und ging erneut zu meiner Pritsche und meiner Uniform zurück. Die Königstreuen ließen mich gewähren, und meine Aspekte folgten mir. Dabei kam ich an Arlis vorbei. Er war ebenfalls aufgestanden und legte seine Kleidung heraus. Als ich vorbeiging, blickte er hoch. Seine Miene war ausdruckslos, seine Augen hart, und mir wurde klar, wer Jusson, oder wahrscheinlicher, dem Lordkommandeur von Berenices Ansinnen erzählt haben musste. Ich hatte wohl geknurrt, denn Jeff packte meinen Arm.
»Nicht.« Seine Stimme war kaum zu verstehen. »Nicht, wenn der König, der Hauptmann und alle anderen in dieser Stimmung sind.«
»Gestern hast du aber ein anderes Lied gesungen«, sagte ich.
»Ja, sicher, aber gestern saß unser Gastgeber auch noch nicht in seinem eigenen Verlies«, antwortete Jeff sehr leise, ohne mich loszulassen. »Jetzt wäre es dumm und die Probleme nicht wert, die das verursachen würde. Er ist den Ärger nicht wert, den du dir damit einhandeln würdest.«
»Das stimmt«, meinte Ryson, der zu uns getreten war. »Er wird schon bald herausfinden, dass der Dienst unter Suiden kein reines Zuckerschlecken ist.«
»Wenn er überhaupt jemals damit gerechnet hat, dass er zur Bergpatrouille zurückversetzt wird«, murmelte Jeff. »Wahrscheinlich hat er versucht, sich beliebt zu machen, weil er hoffte, so zu seiner alten Truppe zurückzukommen.«
Vielleicht. Möglicherweise war es aber auch ein offener Schlag gegen mich gewesen, bei dem er die Konsequenzen nicht bedacht hatte. Was mich in gewisser Weise überraschte, angesichts von Arlis’ stark entwickeltem Selbsterhaltungstrieb. Selbst jetzt strahlte er noch Schadenfreude aus, als er sich langsam umdrehte und sich wieder um seine Ausrüstung kümmerte.
»Er ist es nicht wert«, wiederholte Jeff.
Ich atmete erneut leise aus. »Nein«, sagte ich. »Das ist er nicht. Nichts von alldem hier ist so etwas wert.«
»Hase.« Er warf einen vielsagenden Blick auf die stoischen Wachen, die mich umringten, bevor er auf die Soldaten, Königstreuen und Bediensteten blickte, die alle sehr auffällig so taten, als würde ich nicht existieren. Ich zuckte nur mit den Schultern, ließ mich jedoch zu meiner Pritsche führen, wo ich auf Bertram wartete, der gerade dabei war, eine Schüssel mit heißem Wasser aus dem Eisenkessel zu füllen. Während ich ihn beobachtete, stockte er plötzlich und starrte auf Kveta hinab, die immer noch auf ihrem Strohsack neben dem Kamin lag. Sie hatte den Kopf zwischen die Vorderpfoten gelegt und betrachtete aus halb geschlossenen Augen die Aktivitäten in dem Raum. Ihre Miene war undurchdringlich. Ich rief mir kurz ins Gedächtnis, dass Bertram ihr vermutlich zum ersten Mal so nahe kam. Allerdings war er schon häufiger in Laurels Nähe gewesen, was ihm anscheinend keine Schwierigkeiten gemacht hatte. Was auch immer der Grund für sein Unbehagen sein mochte, ich richtete mich auf und wollte ihm eine Warnung wegen Kvetas Verletzung zurufen. Doch bevor es dazu kam, hatte Bertram sich wieder gefasst und kam mit der dampfenden Schüssel zu mir zurück. Er stellte sie neben mein Rasierzeug. Ich rasierte mich, wusch mich und legte eine Uniform an, von der ich geglaubt hatte, sie nie wieder tragen zu müssen. Aber das Graubraun der Armee stand mir sehr gut. Die Hose mit der rasiermesserscharfen Falte fiel sogar korrekt über meine Stiefel. Immer noch von meinen Aspekten und königlichen Wachen umgeben, klemmte ich meine gelben Offiziershandschuhe in meinen Schwertgurt und nahm mein Stiefelmesser und meinen Stab. Ich schob das Messer in die Tasche und ging zu Suiden, der die Aufstellung der Soldaten musterte. In diesem Moment gab Thadro ein Zeichen mit der Hand, und die vier Königstreuen, die die Nachtwache übernommen hatten, traten weg und wurden von vier anderen ersetzt, die bereits angekleidet waren. Ich sagte nichts und setzte eine ausdruckslose Miene auf. Arlis hatte Position am Ende bezogen, aber Jeff stand etwa in der Mitte. Ich trat zu ihm und verzog spöttisch die Lippen, als die Leute sofort von uns wegtraten.
Offenbaren fürchteten sie, das königliche Missfallen könnte ansteckend sein, und wollten nicht infiziert werden.
Seine Königliche Majestät trug nicht seine gewohnt schlichte Kleidung, sondern seine Rüstung. Thadro stand mit seinem Helm und dem Schild hinter ihm. Sie gingen zur Tür, und die anderen Soldaten und Königstreuen folgten ihnen. Suiden schnallte sich seinen Schwertgurt
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