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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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in ihre eigenen Gemächer zurückgekehrt, und Wyln hatte, nach einem Blick auf die wimmelnde Menschenmasse, die sich auf engstem Raum zusammendrängte, etwas von unerledigten Aufgaben gemurmelt und war wieder verschwunden. Kveta blieb dagegen bei uns, auf ihrem Strohlager vor dem Kamin. Jusson war ebenfalls hier. Einige Bedienstete wagten sich in das Obergeschoss, und kehrten mit seinen Truhen und dem Himmelbett zurück. Sie stapelten die Truhen um das Bett herum und separierten ihn so von den gemeinen Sterblichen. Wir anderen mussten sehen, wo wir blieben. Einige Soldaten und Königstreue schliefen auf ihren Bettrollen auf dem Boden. Mir gelang es, eine Pritsche zu ergattern, aber meine Freude, auf etwas schlafen zu können, das etwas weicher und wärmer war als der Steinboden, wurde dadurch getrübt, dass ich immer noch bewacht wurde.
    Der Gobelin mit der Jagdszene war ebenfalls heruntergeholt worden und lag jetzt an einer Wand, um die Zugluft in der Nähe des Eingangs zu den Gemächern zu dämmen. Glücklicherweise waren der weiße Hirsch und die Hunde dort geblieben, wo sie hingehörten. Doch der Schatten mit dem Geweih zwischen den Bäumen fiel selbst im Kerzenlicht auf. Ich wollte näher treten, um ihn zu betrachten, wurde jedoch von meinen Wachen daran gehindert. Offensichtlich glaubten sie, ich wollte einen Fluchtversuch unternehmen.
    Die Königstreuen hatten mich umringt, als wir aus Lady Margriets Destillierraum zurückgekehrt waren. Es war ein schweigsamer Marsch gewesen; das Gebrüll von Lord Idwal und das Schluchzen von Lady Margriet waren verstummt, als wir die Galerie erreicht hatten, und niemand schien die Stille brechen zu wollen. Das heißt, niemand außer Jusson. Er unterhielt sich murmelnd mit Thadro. Sein Gesicht strahlte eine schreckliche Ruhe aus, als er mit seinem Lordkommandeur die Position der Wachen in der Burg für den Rest der Nacht besprach und plante, wie sie die Suchtrupps auf dem Land und in der Stadt für die morgige Suche einteilen wollten. Unter den Namen der Männer, die diese Trupps einführen sollten, vermisste ich einen, nämlich meinen. Was mir Kopfzerbrechen bereitete, und zwar nicht nur wegen der Ungewissheit meiner Lage; denn es bedeutete auch, dass ich hier in der Burg bleiben würde, in Reichweite von Berenice. Ich hatte nicht vergessen, dass sie mich morgen in aller Frühe treffen wollte, und auch wenn ich überzeugt war, dass das kaum passieren würde, konnte ich ihr unmöglich die ganze Zeit meines restlichen Aufenthaltes auf Mearden aus dem Weg gehen. Der Gedanke, ihr zu begegnen, während ich noch an die Tränen ihrer Mutter dachte, ließen mich die nächsten Tage mit Furcht erwarten.
    Trotzdem, und trotz meiner Wachen, meiner Befürchtungen und meiner Schmerzen, und ungeachtet des Gobelins war ich so erschöpft, dass ich beinahe augenblicklich einschlief. Ich wachte kurz vor Tagesanbruch auf. Der Himmel war noch dunkel. Ich hatte wirres Zeug geträumt, in das sich leuchtendes Rot gemischt hatte und das Gefühl, von etwas verfolgt zu werden, das ich nur aus den Augenwinkeln wahrnehmen konnte. Mir war kalt, und ich blieb eine Weile liegen, während ich Jeffs Schnarchen lauschte und darauf wartete, dass sich mein Herzschlag und meine Atmung beruhigten. Da fiel mir auf, dass es heller in dem Raum war, als es eigentlich hätte sein sollen. Und ich sah in diesem schwachen Licht, wie etwas über mir schwebte. Und zwar mehr als nur ein Etwas: mehrere Etwase, meine Kugeln, Luft, Wasser, Erde und Feuer. Sie waren wieder da und hatten dieselben Verteidigungspositionen eingenommen wie kurz vor dem Hinterhalt. Mit einem Schlag war ich hellwach und richtete mich auf. Ich ignorierte meine steifen Knochen und schmerzenden Muskeln und sah mich um. Die Aspekte folgten meiner Bewegung. Aber die einzigen Schatten waren die, welche die Feuerkugeln erzeugten. Ich sah zu ihnen hin; ihre Aufmerksamkeit schien jedoch auf etwas anderes gerichtet zu sein. Lediglich die Luftkugel gab ein beiläufiges Summen von sich. Ich stand auf, warf mir eine Decke über und suchte mir vorsichtig einen Weg über Bertram und einige andere schlummernde Gestalten hinweg zum Kamin. Die Aspekte bildeten ein enges Viereck um mich herum. Ich kniete mich hin und stocherte in den mit Asche bedeckten Scheiten herum, bis sie wieder glühten und dann den Torf entzündeten. Ich blieb vor den aufflackernden, auflodernden Flammen stehen und versuchte, etwas von ihrer Wärme zu erhaschen. Dabei fiel mein Blick auf den

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