Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
wäre. In dem Moment jedoch lenkten mich gedämpfte Stimmen und das Scharren von Füßen vor der Tür ab, die sofort danach aufflog. Ich sah Berenice, die mit den beiden Königstreuen rang. Der eine zog sie am Arm zurück, während der andere ihr den Weg in das Gemach versperrte. Gleichzeitig richtete sich Jusson in seinem Bett auf. Seine Mähne war zerzaust, sein Gesicht jedoch aufmerksam und hellwach. Er streifte mich mit einem scharfen Blick seiner goldenen Augen, bevor er aus dem Bett und in seine Pantoffeln stieg. Dann schnappte er sich seinen Morgenmantel von einer Truhe und zog ihn an.
»Bewacht ibn Chause«, befahl er und band den Gürtel zu.
»Was?« Mein Mund klappte auf, als ich von ebenfalls wachen und aufmerksamen Königstreuen in Nachthemden umringt wurde.
Jusson ignorierte mich, während Thadro und Suiden zu ihm traten. Er winkte den Wachen, die Berenice festhielten. »Bringt sie her.«
Die Königstreuen zogen Berenice in das Gemach, das heißt, sie versuchten es. Doch sie riss sich los, zog wütend ihr Gewand glatt und schritt dann hocherhobenen Hauptes in das Gemach. Ihre Augen blitzten im Licht des Kamins und meiner Feuerkugel. Was Jusson nicht beeindruckte.
»Guten Morgen, Lady Berenice«, sagte er liebenswürdig. »Lord Hase ist im Moment nicht abkömmlich. Können Wir Ihnen vielleicht helfen?«
»›Nicht abkömmlich‹?«, fuhr ich hoch, bevor Berenice antworten konnte. »Glaubt Ihr, dass ich mich mit ihr davonschleichen wollte?« Ohne mich darum zu kümmern, dass eine weibliche Person anwesend war, nahm ich die Arme hoch und schlug meine Decke zurück. Da Finn verschwunden war und mein Flanellnachthemd nicht hatte herauslegen können, und vor allem, weil ich mit meinen alten Kameraden von der Bergpatrouille ein Lager aufgeschlagen hatte, trug ich das, was ich immer im Bett getragen hatte, als ich noch ein einfacher Soldat gewesen war … meine Unterhose. »Sieht das so aus, als wollte ich mich zu einem Rendezvous davonschleichen?«
Jusson blinzelte tatsächlich, als er meinen Aufzug betrachtete, beziehungsweise den Mangel eines Aufzugs, und das goldene Glühen in seinen Augen verblasste ein wenig. Suiden lächelte sogar, obwohl er mich finster betrachtete, aber ich wusste nicht, ob es an meinem Aufzug lag oder an der Art und Weise, wie ich meinen König ansprach. Thadro dagegen war alles andere als amüsiert.
»Warum sind Sie dann wach?«, wollte der Lordkommandeur wissen. Seine Miene war ziemlich frostig.
»Weil mir verdammt kalt war und ich das Feuer entfachen wollte«, erwiderte ich und schlug die Decke wieder um mich. »Sir.«
»Ich bin eigentlich hier, um mit Euch zu sprechen, Euer Majestät«, erklärte Berenice.
»Ach?« Jusson hob eine Braue. »Also hat Lord Hase nicht eingewilligt, sich mit Ihnen zu treffen?«
»Doch, das hat er«, gab Berenice zu.
»Ich habe gesagt, ich würde sehen, was sich machen ließe«, antwortete ich gleichzeitig. »Vorbehaltlich der Erlaubnis Eurer Majestät.«
»Es ist nicht leicht, eine Erlaubnis zu bekommen, wenn man nicht danach fragt«, meinte Thadro überflüssigerweise.
»Da ich niemanden treffen wollte, Sir, schien mir das überflüssig zu sein«, gab ich zurück.
»Natürlich war das, bevor Ihr Papa gestern Nacht eingesperrt habt«, fuhr Berenice fort, als hätten weder der Lordkommandeur noch ich etwas gesagt. »Und da ich von Hase nichts gehört habe, beschloss ich, mit Euch zu sprechen, Euer Majestät.«
»Ah«, erwiderte Jusson. »Dann werden Wir Uns dazu bereitfinden, Lady Berenice. Nachdem Wir Uns angezogen haben, nach unten gegangen sind und gefrühstückt haben.«
»Nein!«, widersprach Berenice. »Es ist sehr wichtig, dass wir uns jetzt unterhalten …«
»Wir glauben gerne, dass Sie das meinen«, erwiderte Jusson.
Thadro erlöste mich endlich von seinem scharfen Blick und sah den König an. Seine Miene wurde besorgt. »Vielleicht sollten wir sie anhören, Euer Majestät«, murmelte er.
»Es ist weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort für ein solches Gespräch«, lehnte Jusson ab und deutete auf die volle Kammer. »Und Wir weigern Uns, Diskussionen im Nachthemd zu führen, ganz gleich, wie dringlich sie sein mögen. « Seine Miene wurde weicher, ein wenig jedenfalls. »Uns ist bewusst, dass dies eine schwierige Zeit für Sie ist, Lady Berenice. Aber es wird nichts nützen, die Dinge zu überstürzen. Nachdem Wir Uns angekleidet und gefrühstückt haben, werden wir uns unterhalten.«
Berenice blieb einen
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