Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
seine Augen tannengrün. Über ihm hing der Wandteppich mit dem Wappen seines Hauses. In den flackernden Flammen schien der weiße Hirsch wütend aufzustampfen und sein Geweih zu schütteln.
»Knochen und blutige Asche!«, fluchte Jeff leise und ballte die Fäuste, als sein Blick auf die gefesselten Kameraden fiel. Er war nicht der Einzige. Die Soldaten und Königstreuen, die mit uns heruntergekommen waren, knurrten drohend und griffen zu ihren Schwertern.
»Der Eorl ist ein Narr, Jeff Corbins Sohn«, murmelte Wyln. »Ein Narr, der die Konsequenzen seines Tuns nicht bedacht hat.«
»Ein Narr mit dem Wunsch zu sterben.« Die Wut schlang sich beinah träge um meinen Bauch.
Was auch immer Jusson vorhatte, er behielt es für sich, mehr oder weniger. Auf seinem Gesicht lag derselbe verhalten interessierte Ausdruck, den er schon den ganzen Morgen über gezeigt hatte, woraufhin einige seiner Adligen unauffällig von ihm wegrückten. Nicht aber Thadro. Das Gesicht des Lordkommandeurs war vor Wut gerötet, während er Idwal mit einem eisigen Blick durchbohrte. Doch beide verblassten neben Suiden. Der Hauptmann loderte förmlich vor Zorn, was etliche Soldaten aus Freston dazu brachte, von ihm abzurücken. Er wollte zu seinen gefesselten Männern gehen, aber Thadro streckte ohne hinzusehen den Arm mit des Königs Schild aus, und Suiden ließ sich aufhalten. Für den Augenblick.
»Sie gehen zu weit, Mearden«, schnarrte Thadro.
»Schon wieder ein altes und erschöpftes Klischee, Thadro«, erwiderte Idwal. »Sie können es doch bestimmt besser.«
»Jede Rebellion steckt voller Klischees«, sagte Jusson. »Die aufgewühlten Emotionen werden später dem Sieger zugeschlagen. « Er bewegte sich und überbrückte die Distanz zwischen sich und Idwal. Seine Soldaten, die Königstreuen und die Adligen begleiteten ihn. Leder knarrte und Kettenpanzer klirrten, als sie ihrem König folgten. Ich jedoch blieb, wo ich war, zusammen mit Jeff und Wyln. Wir alle wurden von meinen Aspekten und den Wachen umringt. Erneut fiel das Licht auf den Wandteppich, und als ich hinsah, hatte sich der weiße Hirsch ebenfalls bewegt. Jetzt beobachtete er mich, und meine Wut schlug kurz in Furcht um.
Ich bin ein guter Sohn der Kirche, dachte ich.
»Ich rebelliere?«, fragte Idwal. Er lehnte sich lächelnd zurück, streckte die Füße aus und verschränkte die Hände über seinem Bauch. Eine absichtliche Verhöhnung von Jussons Lieblingspose. »Und ich hätte schwören können, dass ich einfach nur beschütze, was mir …«
Er unterbrach sich, als plötzlich das Klappern von Rüstungen und Waffen und das Gepolter schwerer Stiefel zu hören waren. Einen Moment später tauchte Leutnant Groskin auf. An der Spitze einer Einheit der Bergpatrouille aus Freston und der Bewaffneten der Adligen aus der Stadt. Sie schoben Bewaffnete der Burg vor sich her, deren Gesichter noch die Spuren einer Auseinandersetzung trugen. Groskin drängte sich durch den Haufen der Leute und ging zu Hauptmann Suiden.
»Ich habe etliche Leute gesehen, die eigentlich nicht hätten wach sein sollen und gegen Leute kämpften, die versuchten, Hauptmann Remke daran zu hindern, zu seinem Herrn zu gelangen, Sir«, sagte er. »Deshalb bin ich zurückgekommen, um meine Hilfe anzubieten.«
»Ausgezeichnet, Leutnant«, antwortete Suiden.
Jusson lächelte humorlos, als Groskins Leute sich zu den Männern hinter ihm gesellten, was ihre Zahl beträchtlich erhöhte. »Gehört es denn wirklich Ihnen, Mearden?«, fragte er.
Bevor Idwal antworten konnte, hörten wir erneut Schritte, diesmal von oben. Alle drehten sich um und blickten hinauf. Prinzessin Rajya, Munir und die Soldaten Ihrer Hoheit strömten auf die Galerie. Sie wurden langsamer und blieben stehen, während sie die Masse von bewaffneten Männern betrachteten, die zu ihnen hinaufblicken.
»Bei den Krallen des Sonnenthrons!«, stieß Prinzessin Rajya hervor. Ihre dunklen Augen glühten. »Ich habe mich gefragt, warum die Diener meinem Wunsch nach heißem Wasser nicht Folge leisteten, und angenommen, dass die Burg immer noch wegen der Vorfälle des gestrigen Tages in Aufruhr wäre.« Sie schnippte mit den Fingern und wandte sich zu ihren Soldaten herum. »Kümmert euch um xe Abbe.«
Die turalischen Soldaten marschierten sofort zur großen Treppe. Gleichzeitig drehte sich Thadro zu ihnen herum.
»Ihr werdet Euch Hauptmann Suiden nicht nähern!«, fuhr er hoch. »Stattdessen schlage ich vor, dass Ihr und Euer Schoßhexer in Eure
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