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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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versuchen, meine Wachen abzuschütteln.« Mein Blick fiel auf Arlis, der direkt hinter Groskin stand und mir absichtlich den Rücken zukehrte.
    »Nein, ich meine, in meiner Nähe.« Wyln blickte besorgt über die Empore. Die Galerie war zwar von Kerzen erleuchtet, aber in der Großen Halle brannte kein Licht. Der Morgen erwachte; ich sah einen grauen Streifen hinter den Fenstern, aber unter uns war alles ruhig und dunkel. Wyln blickte hinab und kniff seine Augen zusammen. »Während Ihr und Ivers Sohn mit Euren … Problemen beschäftigt seid, passiert um uns herum noch etwas ganz anderes.«
    »Ihr meint, außer dem spurlosen Verschwinden von Leuten, Hinterhalten, magischen Angriffen, Verzauberungen, Enthüllungen über die verstorbene Königin, Einkerkerungen und einer Reihe von Katastrophen, die jedem Gastgeber graue Haare bescheren würden?«
    Einen Moment wirkte Wyln amüsiert. »Ja, ich meine etwas anderes als das.« Sein Lächeln erlosch. »Aber nach dem, was gestern Abend und letzte Nacht geschehen ist, frage ich mich, ob dies wirklich gegen Euch gerichtet ist.«
    Ich erinnerte mich daran, dass der Zauberer das Gleiche gestern bei dem anvea gesagt hatte, und bei dem Gedanken daran, überlief es mich kalt. »Ihr meint, wieder ein Dämon oder so etwas?«
    »Nein.« Wyln dachte kurz nach und wirkte eher verdutzt als beunruhigt. »Nichts aus der Hölle. Es fühlt sich nur merkwürdig an. Wie eine falsche Note in einem Musikstück. Ich wünschte, Laurel wäre hier … Er hat ein schärferes Gespür für subtile Hexerei.« Es schien ihn zu überraschen, dass er so etwas zugab, doch dann zuckte er elegant mit den Schultern. »Weil er das hat, wurde er vermutlich entführt.«
    Ich verzog das Gesicht. »Vielleicht, aber das erklärt nicht das Verschwinden von Hauptmann Javes.«
    »Das stimmt«, bestätigte Wyln. »Aber ich möchte auch nicht in Ivers Sohns Schuhen stecken, wenn er tatsächlich dem Qarant erklären muss, dass er einen seiner Söhne verloren hat. Ebenso wenig möchte ich der Bote sein, der diese Nachricht zu überbringen hat.«
    »Heho«, flüsterte ich, während meine Wut allmählich verflog. »Vielleicht könnte er ja Kveta schicken, statt selbst zu gehen.«
    »Vielleicht.« Wyln sah sich um, als die Leute auf der Galerie in Bewegung kamen. Jusson hatte seine Beratung mit den Adligen beendet und ging zur großen Treppe. Die beiden Diener mit den Kerzen gingen voraus. Um uns herum drängten sich Adlige, Soldaten und Königstreue höflich in einer Reihe, als sie die Treppe hinabschritten. Arlis blieb vorne. Wyln musterte ihn einen Moment, bevor er seinen Blick über die Menge gleiten ließ. »Wo ist Kveta?«, erkundigte er sich.
    »Sie wollte lieber oben bleiben«, sagte ich, während wir uns am Ende der Schlange einreihten, die die Treppe hinunterging. »Die Verletzung schmerzt wohl zu sehr, sodass sie nicht versuchen wollte, die Treppen …«
    Ich unterbrach mich, als unten plötzlich Licht aufflammte und alle unvermittelt stehen blieben. Überall in der Großen Halle wurden Fackeln, Kerzen, Feuerkörbe und auch der große Kamin angezündet, und nach wenigen Augenblicken war es taghell. Obwohl wir zum Frühstück heruntergekommen waren, war von Speisen nichts zu sehen. Die Große Halle war leer, die langen Tische verschwunden, und selbst die Binsen waren vom steineren Fußboden entfernt worden. Das heißt, die Halle war leer bis auf die Leute, die sich darin drängten. Die Bewaffneten der Burg trugen ihre Kettenhemden, und einige der stämmigeren Bediensteten hatten Lederharnische angelegt. Sie alle hielten scharfe Waffen in den Händen. Und auf dem Stuhl des Hausherrn saß Idwal. Sein Hauptmann saß neben ihm, für einen Kampf gerüstet. Von Berenice und Lady Margriet dagegen war nichts zu sehen.
    »Guten Morgen, Euer Majestät«, sagte Idwal.

23
     
    Es wirkte wie eine Szene aus einem Schauspiel. Die Fackeln zu beiden Seiten des Thronstuhls warfen ihr goldenes Licht über die Rüstungen der Bewaffneten und Bediensteten, die ihren Lord flankierten. Auf dem Fußboden vor Idwal saßen die Soldaten und Königstreuen, die ihn und seine Bewaffneten hatten bewachen sollen. Sie waren nur noch mit ihren Unterhosen bekleidet, und ihre Hände und Füße waren gefesselt. Idwal selbst hatte sich auf seinem Stuhl vorgebeugt, den Ellbogen auf die Lehne gestützt und das Kinn auf die Faust. Sein Gesicht wurde von dem Nasenschutz seines Helmes geteilt, der fast bis zu seinem Mund reichte. In seinem Schatten glühten

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