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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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auf eine Person hinter Lady Margriet und Lord Idwal richtete. »Zunächst jedoch möchten Wir eines wissen: Ist das Ihre Tochter?«
    Auf den Gesichtern von Idwal und Lady Margriet zeichnete sich die gleiche erschrockene Miene ab, als hätten sie die Gegenwart ihrer Tochter vollkommen vergessen. Doch der Ausdruck verflog, als sie beide gleichzeitig zur Seite traten.
    »Ja, Euer Majestät«, antwortete Idwal. Die Falten um seine wachsamen Augen vertieften sich, als er lächelte. »Darf ich Euch unsere Tochter vorstellen? Berenice eso Mearden.«

6
     
    Die königlichen Gemächer erstreckten sich über zwei Stockwerke und lagen fast direkt unter dem Dach des Hauptturms. Wir wurden die Treppe hinaufgescheucht, dann über eine Galerie zu einer kleineren Wendeltreppe, die immer schmaler wurde, je höher wir stiegen. Sie führte an der unteren der für den König reservierten Etagen vorbei, die gänzlich von Jussons Bediensteten und den Königstreuen in Beschlag genommen wurde. Als wir weitergingen, verloren wir sie aus den Augen; schließlich blieben wir auf einem Absatz vor einer sehr solide wirkenden Tür stehen.
    »Eure Räume, Majestät«, sagte Berenice und öffnete die Tür. Unsere Gruppe war zusammengeschmolzen, weil die Adligen in anderen Gemächern der Burg untergebracht worden waren. Jetzt betraten nur noch Jusson, Lordkommandeur Thadro, die Hauptleute Javes und Suiden, ferner Laurel und Wyln, Jeff und Arlis und die persönlichen Leibwächter des Königs den Raum. Ich wartete, bis Berenice vor mir eingetreten war. Aber sie blieb auf dem Absatz stehen, die Hände sittsam vor dem Bauch gefaltet und den Blick züchtig gesenkt. Verlegen folgte ich den anderen.
    Wir standen in einer kleinen, aber gut proportionierten Halle mit überwölbten Durchgängen an den Seitenwänden, die vermutlich zu Schlafgemächern führten. Ein weiterer Bogengang an der gegenüberliegenden Wand war von Fenstern durchbrochen, die Licht in die Halle ließen. In der Mitte des Raumes stand ein langer, von Holzstühlen umringter Tisch, und vor dem Kamin waren bequem wirkende Polsterstühle gruppiert. Wie in der Großen Halle wetteiferten auch hier Gobelins mit Fackeln in eisernen Haltern um den Platz an den Wänden. Es waren so viele, dass man hier die Nacht zum Tage machen konnte. Im Kamin brannte bereits ein Feuer, das erfolgreich die Kälte vertrieb, während Lakaien des Königs damit beschäftigt waren, die Betten in den Nebenräumen für die Nacht vorzubereiten und den Stuhl am Kopfende des Tisches sowie einen der Polsterstühle durch Stühle ersetzten, in die eine Krone geschnitzt war. Der Kaminsims war mit Tannengrün geschmückt, Vorboten des Feiertagsschmucks, und der Duft von Zedernholz mischte sich mit dem Geruch des brennenden Torfs im Kamin. Dort stand Cais, der Haushofmeister des Königs, und kümmerte sich um die Flammen. Er blickte hoch, als wir eintraten, und musterte uns kurz. Dann legte er den Schürhaken beiseite und trat zum König.
    Ich war immer noch peinlich berührt, wich Finn aus, der mit dem königlichen Wappen an mir vorbeihuschte, und trat ans Fenster. Von dort hatte man einen ungehinderten Blick auf den Hafen und das Meer. Ein Konvoi aus Windseglern unter der Fahne von Iversterre durchschnitt die Wellen, die von der Nachmittagssonne golden gefärbt wurden, und hielt Kurs auf den Hafen. Das Sonnenlicht vergoldete auch die Dächer der Stadthäuser und tauchte die Masten der ankernden Schiffe in warmes Licht. Ich senkte meinen Blick nach unten, auf den Wald, der die Burg umgab. Die Zweige der Bäume schaukelten in dem frischen Wind. Dann schob sich eine Wolke vor die Sonne, und der sich dem Ende zuneigende Tag schien plötzlich kalt und grau. Die kahlen, schwankenden Zweige wirkten in dem kalten Licht geisterhaft. Einen Moment später tauchte die Sonne wieder auf und übergoss erneut alles mit ihrem Gold. Aber die Kälte blieb und drang durch die Glasscheibe.
    »Möchten Seine Majestät vielleicht vor dem Abendmahl baden? «, fragte Berenice hinter mir.
    Ich drehte mich rasch herum. Die Tochter von Mearden hatte die Gemächer betreten. Sie stand direkt neben der Tür und hatte die Hände erneut vor dem Bauch gefaltet. Aber ihr Blick war diesmal nicht sittsam auf den Boden gerichtet, sondern sie beobachtete mich.
    Meine Braut in spe war eine Mischung aus ihren beiden Eltern. Sie war nicht so klein wie ihre Mutter, wies jedoch auch nicht die hünenhafte Figur ihres Vaters auf. Ihre sanften braunen Augen in dem ovalen

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