Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Fenstern, sondern nahm seine Position hinter dem Stuhl des Königs ein, während er Suiden aufmerksam beobachtete.
»Eine ausgezeichnete Frage«, meinte Jusson.
»Laut ihrer eigenen Aussage ist Ihre Hoheit mit Kapitän Kveta gesegelt«, fuhr Thadro fort. »Was also hat das turalische Kriegsschiff hier zu suchen?«
Jusson wischte die Bemerkung mit einer schwungvollen Geste seines Pokals beiseite. »Aufgrund von Prinzessin Rajyas Rang und Herkunft könnte sie mit voller Berechtigung eine ganze Flotte von Schiffen verlangen, sowohl aus Gründen des Prunks als auch zum Schutz«, sagte er. »Ich bin sogar überrascht, dass sie nur von einem Schiff eskortiert wird.«
»Das Schiff dient nicht ihrem Schutz, Euer Majestät«, erwiderte Suiden. »Jedenfalls nicht in erster Linie. Es gehört mir.«
Der Pokal schwebte auf halbem Weg zu Jussons Mund mitten in der Luft. »Es gehört Ihnen«, wiederholte der König.
»Es war einmal mein Flaggschiff, die m’Aurflagrare.«
»Ich kann mich an die Goldene Flamme aus meiner Zeit auf See erinnern, Hauptmann Prinz.« Jussons Augen verengten sich. »Sie war der Stolz der turalischen Marine, das beste Kriegsschiff des Imperiums. Es ist befremdlich, dass es hierher, in angeblich nicht feindliche Gewässer geschickt wird, statt Turals Expansionsversuchen und Befriedungsbemühungen zu dienen.«
»Es ist bereits über fünfundzwanzig Jahre alt, Euer Majestät«, erklärte Suiden.
»Und deswegen ausgemustert und nur noch dafür geeignet, als Anstandsdame zu dienen?«, erkundigte sich Jusson. »Möglich. Trotzdem hat der Amir es geschickt, und er hat gewiss gewusst, dass zumindest Sie von seiner Ankunft hören, wenn Sie es nicht sogar erkennen würden. Was also steckt dahinter?«
Suiden fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Seine Clansmale waren in dem Licht der tief stehenden Nachmittagssonne, die durch die Fenster schien, deutlich zu sehen. Dann stieß er die Luft aus. »Hofpolitik, Euer Majestät. Es hat wirklich nichts mit mir zu tun …«
»Soweit ich weiß, sind Sie immer noch der Kronprinz, ungeachtet der Tatsache, dass Sie fast ihr halbes Leben im Exil verbracht haben«, meinte Jusson. »Ich würde meinen, dass die Politik am Hof Ihres Onkels so ziemlich alles mit Ihnen zu tun hat.«
»Es ist ein Spiel, Sire«, gab Suiden zurück. »Der Amir spielt eine Fraktion gegen die andere aus und droht denen mit meiner Rückkehr, die vielleicht etwas anderes denken, als sie seiner Meinung nach denken sollten.« Er zuckte mit den Schultern und verzog missbilligend die Lippen. »Jemand muss ziemlich beeindruckende Ideen gehabt haben, wenn der Amir versucht, sie zu unterdrücken, indem er mich dagegen ins Feld führt. Und zwar mit Macht.«
»Ich glaube nicht, dass es sich hier um Politik handelt, Sir«, warf ich ein. Meine Bemerkung überraschte alle, mich selbst eingeschlossen. Ich redete trotzdem weiter. »Ich glaube, der Amir will Sie zurückhaben.«
Suiden richtete seinen finsteren Blick auf mich, und ich presste meine Lippen zusammen, damit ihnen kein Wort mehr entschlüpfen konnte, aber es war bereits zu spät.
»Aha?«, hakte Jusson nach. »Warum glaubst du das, Hase?«
Ich riss meinen Blick von dem Hauptmann los und sah Jusson an. Das war auch nicht viel besser. »Weil Prinzessin Rajya ihn Vater genannt hat, Sire. Absichtlich und in aller Öffentlichkeit, und dann haben sich auch noch ihre Soldaten hingekniet und ihn ebenfalls Vater genannt.«
»So grüßen turalische Soldaten ihre Offiziere«, wandte Thadro ein.
»Das stimmt«, meinte Jusson. »In der Marine ist es zwar anders, aber schließlich genießen turalische Seeleute Freiheiten, die die Landstreitkräfte nicht haben. Ebenso wie turalische Hexer, vor allem die am Hofe. Seinen Tätowierungen nach zu urteilen ist der da unten ein hochrangiger Höfling und erfreut sich vermutlich aller möglichen Freiheiten.«
»Das ist richtig, Euer Majestät.« Javes ließ sein Lorgnon sinken und trat vom Fenster weg. »Hätten wir nicht unsere eigenen Magier und was weiß ich sonst noch alles, würde ich mir wegen Meister Kahlkopf da unten ziemlich große Sorgen machen.«
»Allerdings.« Wylns Miene verfinsterte sich wieder. »Er ist kein Speichellecker, der sich seine Position am Hofe durch Beziehungen und geschickte Bestechungen erschlichen hat. Er hat sie sich wirklich verdient.«
»Ob kompetent oder nicht«, erklärte Jusson, »er und der Rest der Turalier haben Ihnen, Hauptmann Prinz, denselben Gehorsam geleistet, als
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