Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Prinzessin Rajya etwas sagen konnte. »Ihre Hoheit hatte nur auf die raschen Veränderungen angespielt, die sich hier in den letzten paar Monaten …«
»Mehr als nur ein paar Monate«, warf einer der Aristokraten aus den Nördlichen Reichen ein und verstummte dann erschrocken.
Kveta verbeugte sich. »Ganz, wie Ihr sagt.«
»Jahre«, erklärte ein anderer Adliger aus dem Norden. »Jahrzehnte. «
»Jahrhunderte«, mischte sich ein Edelmann aus dem Süden ein. »Seit dem Beginn der Regentschaft Ivers…«
»Dieses Thema wollen wir jetzt nicht diskutieren«, machte Thadro dem ein Ende. Er warf Prinzessin Rajya einen finsteren Blick zu, den er dann auf Lord Idwal und Lady Margriet richtete, die stumm daneben standen und zuhörten. Lady Margriets Miene wirkte sichtlich besorgt. »Jedenfalls nicht hier, mitten in einer Halle, wo jedermann zuhören kann.«
Lady Margriets Besorgnis nahm zu, aber Lord Idwal richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. »Dies hier sind die geladenen Gäste Seiner Majestät …«
»Einer«, fiel Thadro ihm ins Wort. »Die anderen nicht.«
»… die auch meine Gäste sind«, fuhr Lord Idwal fort und ignorierte seine Frau, die ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm legte. »Und ich erwarte in meiner Halle höfliches Benehmen, ganz gleich, wer sich unter meinem Dach …«
»Es hat nichts mit Höflichkeit zu tun, wenn man unangekündigt Prinzessinnen und fremde Kriegszauberer auf Leute hetzt,« gab Thadro zurück.
»Der Qarant hat Sie also zu mir geschickt?«, fragte Javes Kveta. Er ignorierte den aufkeimenden Disput zwischen seinem Lordkommandeur und seinem Gastgeber.
»Zum Teil ja, Javes Damas’ Sohn«, erwiderte Kveta. »Ich habe eine Mitteilung von Eurem hoch geschätzten Onkel Jakub für Euch.«
»Weiß der Hohe Rat, dass Ihr ein Agent des Qarant geworden seid?«, kam Laurel mit seiner Frage einer Antwort von Javes zuvor.
»Warum sollte der Hohe Rat an etwas, das ich tue, beteiligt sein?«, konterte Kveta. »Im Unterschied zu einigen anderen bin ich ihm keine Rechenschaft schuldig.«
»Ich glaube mich an Zeiten erinnern zu können, wo Ihr das sehr wohl tatet«, erwiderte Laurel. »Genau genommen kann ich mich daran erinnern, dass Ihr vor dem gesamten Rat standet und eine Reihe von Fragen beantworten musstet.«
»Die alle zur Zufriedenheit des Rates beantwortet wurden«, gab Kveta zurück. »Und ich stehe auch jetzt noch jedes Mal vor ihnen, wenn sie mich und meine Dienste unter Vertrag nehmen. Genau wie der Qarant es getan hat.«
»Und wie auch offensichtlich Ihre Hoheit und der Amir es getan haben«, meinte Laurel.
»Ich bin eine freie Agentin«, erwiderte Kveta unbeeindruckt. »Und diese Aufgabe führt mich zu allen möglichen interessanten Orten, einschließlich des Sonnenhofes Seiner Erhabenheit des Amir. Wenn ich meine Aufgabe erledigt habe, werde ich auch vor den Hof des Amir treten und alle Fragen beantworten, die an mich gestellt werden mögen.«
»Du gehörst zum Hof Seiner Erhabenheit, Tochter?«, fragte Suiden Prinzessin Rajya.
»Ja, Vater«, gab die Prinzessin zurück.
»Wir beschützen sie, sa Abbe«, sagte ein grauhaariger turalischer Krieger. »So wie wir Eure anderen Kinder beschützen.«
Jeff, Arlis und ich blinzelten bei dem Gedanken, dass Suiden einen ganzen Stall voll Kinder haben könnte. Ich drehte mich zu Jusson herum, weil ich wissen wollte, ob er das gehört hatte, doch mein Blick blieb an dem vom Kriegshexer zum Berater gewandelten Mann hängen. Als er das bemerkte, lächelte er und verbeugte sich kurz, wobei sich die weiten Ärmel seiner grauen Robe zurückschoben. Ich wollte gerade fragen, was zum Teufel für ein Problem er hatte, als am Eingangsportal Unruhe entstand. Der Lärm verstärkte sich, und alle unterbrachen ihre Gespräche. Sie drehten sich um und sahen Cais, der eine Reihe von königlichen Lakaien in die Halle führte, die mit Truhen und Gepäck beladen waren. Lady Margriet seufzte leise in die Stille, die dem Lärm folgte. Dann zwang sie sich zu einem entschiedenen, fröhlichen Lächeln, trat vor ihren Ehemann und machte einen tiefen Knicks. »Wie es scheint, ist Euer Gefolge eingetroffen, Euer Majestät. Möchtet Ihr Euch vielleicht gern in Eure Gemächer zurückziehen?« Ihre Stimme klang unverkennbar hoffnungsvoll.
Jusson war den verschiedenen, lebhaften Gesprächen gefolgt, hatte den jeweiligen Sprecher angesehen und mäßiges Interesse zur Schau getragen. »Einen Moment noch«, antwortete er, während sein Blick sich jetzt
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