Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Gesicht waren heller als die ihrer Mutter. Ihr braunes Haar war dunkler als das ihres Vaters und zu einem Dutt an ihrem Hinterkopf hochgebunden. Sie schien zwar noch nicht alt zu sein, aber auch nicht mehr in der ersten Blüte ihrer Jugend; ich schätzte, dass sie ein paar Lenze mehr zählte als ich. Obwohl sie jedoch durchaus alt genug gewesen wäre, leuchtende Farben wie das Rot von Lady Margriets Gewand oder das Grün von Lord Idwals Wams zu tragen, war sie in ein unauffälliges Rosa gekleidet, eine Farbe, die ihrem unverheirateten Stand angemessen war. Ihr Schmuck war ebenso dezent. Mitten auf ihrer Stirn lag eine von einer Goldkette gehaltene einzelne Perle. Ihr Hofknicks bei der Vorstellung in der Großen Halle vor Jusson war tadellos gewesen, und sie hatte weder schüchterne Ehrfurcht noch poetische Anmut gezeigt, nicht einmal einen nackten, hübschen Knöchel. Mein Mut war gesunken, als ich mich fragte, wie zwei so bemerkenswerte Leute eine solch durchschnittliche Tochter haben konnten.
»Verdammt, Hase«, hatte Jeff mich leise getadelt, während ich aus den Augenwinkeln bemerkt hatte, wie Arlis zusammenzuckte.
Doch als Berenice sich wieder aufrichtete und sich im Mittelpunkt des Interesses fand, hatte sie gelächelt. Ihre Lippen hatten sich fröhlich verzogen, ihre Augen gefunkelt, und ich hatte ihr Lächeln unwillkürlich erwidert. Mein Herz schlug etwas schneller, als ich dachte, dass es vielleicht, nur vielleicht, ganz in Ordnung sein könnte.
Kveta hatte leise gebellt und die Ohren gespitzt, während ihr Blick zwischen mir und Berenice hin- und herglitt. Prinzessin Rajya hatte uns skeptisch beobachtet, während Jusson sowohl die Wölfin als auch die Prinzessin ignoriert hatte.
»Ah«, hatte er zu Lady Margriet gesagt, und seine Miene hatte sich aufgehellt. »Allerdings, Wir würden uns sehr gern in Unsere Gemächer zurückziehen. Wenn Ihre Tochter Uns vielleicht dorthin führen würde?«
Der Ausdruck, der diesmal über die Gesichter von Idwal und seiner Frau flog, war weit einfacher zu entschlüsseln. Doch es entsprach der Sitte, dass die Töchter der Häuser sich um das Wohlergehen der Gäste kümmerten. Mit einem gemurmelten »Selbstverständlich, Euer Majestät«, waren Idwal und Margriet zur Seite getreten und hatten Berenice erlaubt, dem wichtigsten Gast des Hauses die gebotene Höflichkeit der Meardens zu erweisen.
Was auch das Angebot eines heißen Bades für den unverkennbar nur aus Junggesellen bestehenden Haushalt des Königs einschloss.
Bei Berenices Frage erhitzte sich mein Gesicht. Glücklicherweise schien sie es nicht zu bemerken, oder vielleicht hatte sie es doch gesehen, aber es verwirrte sie nicht. Jeder Anflug von jungfräulicher Sittsamkeit, den sie noch auf dem Treppenabsatz gezeigt hatte, war verschwunden, als sie jetzt meinen Blick erwiderte. Sie wirkte allerdings auch nicht mehr fröhlich, sondern eher nachdenklich.
Jusson ließ sich ebenfalls nicht aus der Fassung bringen. Er stand mitten in der Halle und beriet sich mit Thadro, während Cais ihm den Umhang, das Schwert und den Helm abnahm. Bei dem Angebot eines Bades warf der König einen Blick über die Schulter. »Ja, danke«, antwortete er.
Ich riss meinen Blick von Berenice los und sah den König an, als ich darauf wartete, dass er hinzusetzte, Cais, Finn oder ein anderer männlicher Diener würden sich schon darum kümmern. Er setzte jedoch nur sein Gespräch mit seinem Lordkommandeur fort, und jetzt begann ich mir Sorgen zu machen. Offensichtlich war ich allerdings so ziemlich der Einzige. Javes und Suiden waren an ein Fenster getreten und starrten ins Nichts, jedenfalls Javes. Suiden musterte etwas unten vor der Burg. Vielleicht hatte Javes ebenfalls ein Ziel gefunden; jedenfalls hob er sein Lorgnon an die Augen und drehte es, als wollte er einen besseren Blick bekommen. Sein überraschend ausdrucksloses Gesicht spiegelte sich in der Fensterscheibe. Laurel war zum Kamin geschlendert, wo er in die Flammen starrte. Wyln war ihm gefolgt. Der Feuerwandler wirkte nachdenklich.
Die einzige andere Person, die sich ebenfalls der drohenden Gefahr bewusst zu sein schien, war Jeff. Selbst Arlis schien sich keine Sorgen zu machen. Jeff vergaß schon wieder, dass er mit mir schmollte, und sah mich besorgt an. Wir drehten uns zu Berenice herum. Sie lächelte, und übermütige Funken tanzten in ihren Augen. »Sehr wohl, Euer Majestät«, antwortete sie und sank erneut in einen formvollendeten Knicks. Dann drehte sie sich um und
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