Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Soldaten sind.«
»Nicht bei den Schwertkämpfen und Ähnlichem, jedenfalls nicht gegen Bauernsöhne und dergleichen«, antwortete Ryson. »Aber gegen andere Soldaten und Bewaffnete auf jeden Fall. Und vielleicht auch beim Messerwerfen, Bogenschießen und Pferderennen. Und dann gibt es noch einen Wettbewerb, an dem Sie sich beteiligen müssen, Hase. Sie veranstalten einen Magierwettkampf.«
Wyln sah vom Fenster weg zu Ryson. »Einen Magierwettkampf? «
»Ja, Lord Wyln«, bestätigte Ryson. »Offenbar ist Lord Idwal mehrmals in Caepisma gewesen und glaubt, er wäre fähig, einen solchen Wettstreit hier zu leiten.«
»Ein Caepisma anvea« , meinte Wyln, dessen Augen ebenfalls leuchteten. »Aber gibt es denn hier genug Gabenwirker?«
»Mir fallen auf Anhieb vier ein«, meinte Laurel, »einschließlich uns beiden und des turalischen Hexers. Sehr wahrscheinlich gibt es noch mehr, wenn wir die Wetterwirker aus den verschiedenen Schiffen im Hafen mit einbeziehen.« Ein sehnsüchtiger Ausdruck flog über sein Gesicht. »Vielleicht geht es dem Ehrenwerten Javes ja bald wieder so gut, dass ich ebenfalls daran teilnehmen …«
Laurel unterbrach sich, als Cais erneut zur Tür ging. Wir dachten alle an Javes’ Krankheit und drehten uns erneut um, weil wir erwarteten, Kveta zu sehen. Doch statt der Wölfin stand Lord Idwal in der offenen Tür. Von dem wütenden, grünäugigen Lord der vergangenen Nacht war nichts mehr zu sehen. Er trug eine dunkelrote Robe, die mit Goldfäden durchwirkt war und den goldenen Schimmer in seinen Haaren und den haselnussbraunen Augen aufnahm. Idwal lächelte, als er uns am Fenster stehen sah, schrak jedoch beim Anblick meines unordentlichen Zopfes und meiner leuchtenden Robe zusammen. Aber er fand rasch seine gute Laune wieder, als er in den Saal trat, sich verbeugte und schwungvoll seine gefiederte Kappe vom Kopf zog.
»Guten Morgen, Euer Majestät, Mylords, edle Herren. Ich bin gekommen, Euch einzuladen mit uns zu frühstücken, bevor wir zum Jahrmarkt fahren.«
13
Der Tag war ideal für ein Turnier. Der Himmel war klar, die Sonne schien hell, und der Wind blies gerade frisch genug, um die Fahnen flattern und knattern zu lassen, die den Turnierplatz säumten. Wir standen auf der Südseite des Burggeländes, einer breiten Fläche mit der Schmiede an dem einen Ende und einem kleinen Obstgarten am anderen. Vor diesem Obstgarten waren die Zielscheiben aufgebaut. Vermutlich, um die Gefahr zu mindern, dass ein verirrter Pfeil einen Gast traf. Dazwischen waren einzelne Flächen abgesteckt, eine Strecke für die Lanzenreiter, Buden und Verkaufsstände und außerdem ein kleines Podest mit einem Banner, welches das Wappen der Meardens zeigte. Der Hirsch auf dem Banner wellte sich, als wir vorbeigingen, aber als ich genauer hinsah, stellte sich heraus, dass es nur der Wind war, der das Banner bewegte. Mit mir gingen Berenice, Jeff, Arlis, Bertram, Berenices Zofe Godelieve und ein Bediensteter, der sich diskret einige Schritte hinter uns hielt, während wir ziellos über das Gelände schlenderten.
Ich hatte Berenice und die anderen Gäste beim Frühstück in der Großen Halle getroffen. Im Unterschied zu dem Abendmahl des gestrigen Tages war es eine schlichte Angelegenheit gewesen. Auf einem langen Tisch an einer Wand standen überquellende Platten, Schüsseln, Rechauds und Terrinen. Die Gäste bedienten sich selbst und füllten ihre Teller, bevor sie sich einen Platz an einem der anderen Tische suchten. Fröhliches Geplauder erfüllte, anders als am Abend zuvor, die sonnendurchflutete Halle.
Jusson hatte nicht gezögert, als Idwal das Turnier angekündigt hatte, sondern war in seine Gemächer geeilt, nachdem er dem Lord von Mearden mitgeteilt hatte, dass wir in kürzester Zeit bereit wären. Dann hatte er nach Cais gerufen. Wir waren ebenfalls auf unsere Zimmer gegangen. Suiden war mir in mein Zimmer gefolgt, wo uns Finn bereits mit heißem Wasser, Rasierzeug und frisch geplätteten Uniformen erwartete.
Kurz darauf waren wir angekleidet und warteten darauf, dass unser Gastgeber uns zum Frühstück begleiten würde. Bis auf Laurel, der bei Javes geblieben war.
»Ich werde Euch unsere Heilerin zu Hilfe schicken, Meister Laurel«, hatte Idwal angeboten. Seine Miene hatte sich verfinstert, als wir ihm von Javes’ Erkrankung erzählt hatten, und er hatte einen scharfen Blick in das Gemach des Hauptmanns geworfen. Er ließ sich jedoch nicht anmerken, ob er die Linien, Runen und Erdkugeln wahrnahm,
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