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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Boden auf und machte einen Anruf über Henrys Festnetzanschluss.
    »Ich bin es«, sagte er. »Ich muss Sie treffen.«
    Archie hörte den Beat von Clubmusik im Hintergrund. »Sie wissen, wo ich bin«, sagte Leo Reynolds.
    Archie legte auf und wählte dann Henrys Nummer. Er ging mit dem Gerät in Henrys Schlafzimmer und öffnete den Schrank.
    »Jeremy ist tot«, sagte er, als sich Henry meldete.
    »Wo bist du?«, fragte Henry.
    Archie suchte nach der Kiste, in der die Waffe gewesen sein musste. »Bei dir. Gretchen war hier. Du findest Jeremys Augen auf deinem Wohnzimmerboden.« Er hielt inne, weil ihm die Katze einfiel. »Oder unter dem Sofa.« Er sah eine Schachtel und leerte den Inhalt auf den Boden. »Wo bewahrst du die Munition für deine Waffe auf?«, fragte er.
    »Bleib, wo du bist«, sagte Henry. »Ich bin unterwegs.«
    Archie ging zu Henrys Kommode und begann, die Schubladen aufzuziehen. Er musste hier raus, bevor Henry den Beamten vor dem Haus hereinschickte. »Herrgott noch mal, Henry. Wo ist die verdammte Munition?«
    »Im Nachttisch«, sagte Henry ruhig. »Oberste Schublade.«
    »Danke«, sagte Archie. Er machte das Telefon aus und warf es aufs Bett, dann zog er Henrys Nachttischschublade auf. Die Schachtel mit der Munition lag neben einer Lesebrille. Archie lud die Waffe und nahm sich noch ein paar Reservekugeln. Er brauchte etwas, wo er sie aufbewahren konnte, deshalb ging er ins Bad und holte die Pillendose aus seiner Tasche. Er hatte sie vermisst.
    Er legte die Kugeln hinein und verließ das Haus durch die Hintertür.
    Nie wieder würde er sich unbewaffnet von Gretchen erwischen lassen.

_ 60 _
    Der Türsteher in George’s Dancin’ Bare las in einem Buch. Hinter ihm warb ein Flugblatt für einen Gretchen-Lowell-Double-Striptease-Wettbewerb.
    »Ich suche nach Leo«, sagte Archie.
    »Raum drei«, sagte der Türsteher, ohne aufzublicken.
    In dem Club war mehr los, als es Archie in Erinnerung hatte, und es war lauter. Er versuchte sich gerade zu halten und nicht auf die Seite einzuknicken, wo die Schwellung von Gretchens Taser noch immer brannte. Die Luft war rauchgeschwängert. Vom neuen Jahr an würde Rauchen in Portlands Bars verboten sein, und es schien, als versuchten alle Leute noch möglichst viel Nikotin einzusaugen, solange sie es durften.
    Archie bewegte sich wie ein Buckliger, aber niemand nahm Notiz von ihm. Ein Dutzend Männer waren um die erste Bühne versammelt, wo eine halb bekleidete Frau daran arbeitete, sich aus dem Rest ihrer Schwesterntracht zu schälen. Hinter der Bühne hing ein Schild mit dem Markenzeichen des Clubs, ein ausgestrichener Tanzbär über der Zeichnung einer nackten Frau. Neben diesem Schild wies ein zweites mit der Aufschrift MÄDCHEN AUS NÄCHSTER NÄHE und einem Pfeil nach rechts.
    Archie folgte ihm in einen Gang, in dem es vier Türen gab, alle mit bunten Kunstlederflicken verkleidet. Archie ging zur Tür Nummer drei und klopfte. »Ich bin es«, sagte er. Er war sich nicht sicher, ob Leo ihn über die Hauptlautsprecher des Clubs hören würde, falls er da drin war.
    Er drückte die Klinke.
    Die Tür war nicht verschlossen.
    Er öffnete sie einen Spalt und spähte hinein.
    Der Raum war verspiegelt. Verspiegelte Wände, verspiegelte Decke. Wenn sie gewusst hätten, wie, hätten sie den Boden verspiegelt. Ein kirschrotes Kunstledersofa lief um den Raum herum.
    Leo blickte auf und winkte Archie in den Raum. Er lümmelte in dem roten Sofa, die Arme auf den Oberschenkeln. Graue Anzughose, weißes Hemd, halb aufgeknöpft. Ein Glas mit einer dunklen Flüssigkeit stand neben ihm auf dem Sofa.
    Eine gut gebaute, blonde Stripperin mit auftätowiertem Stern tanzte an einer Stange in der Mitte des Raums.
    Die Stripperin sah auf, als Archie hereinkam. Sie hatte eins ihrer langen Beine um die Stange gewickelt, das andere stand in einem Stilettoschuh auf dem Boden, und sie bog sich nach hinten, die Brüste hoch in der Luft, sodass sich ihr blondes Haar auf dem Boden türmte. »Hi«, sagte sie.
    »Das ist Star«, sagte Leo.
    »Hi, Star«, sagte Archie.
    Auch hier drin lief Musik. Archie wusste nicht, was es war. Irgendetwas Elektronisches, stimmungsvoll.
    Archie setzte sich neben Leo auf das Sofa. Es tat gut, sitzen zu können.
    »Ist eine Weile her, seit wir das getan haben«, sagte Leo.
    Leo war einundzwanzig gewesen, als Archie ihn nach der Ermordung seiner Schwester kennengelernt hatte, damals schon sehr reif für sein Alter und damals schon seines Vaters Sohn. Er hatte alle

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