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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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verrückt gehalten. Aber Debbie wusste, wozu Gretchen fähig war.
    Ihr Blick kehrte zu ihm zurück, und er sah einen Funken Angst in ihren Augen. Gut. Sie nahm ihn ernst.
    »Macht einen Ausflug«, flüsterte er.
    Debbie nickte kaum merklich, und er ließ ihren Arm los.
    »Euer Vater fühlt sich nicht wohl«, rief sie den Kindern zu. »Wollt ihr euch einen Film ansehen?«

_ 20 _
    »Das ist Gretchen Lowell.«
    Archie sitzt in seinem Büro, und als er aufblickt, sieht er Bürgermeister Buddy Anderson mit einer umwerfend gut aussehenden blonden Frau in der Tür stehen. Sie ist die vielleicht schönste Frau, die Archie je gesehen hat. Ihre Züge sind vollkommen: voller Mund, gerade Nase, breite Wangenknochen und große Augen. Das langärmlige, fliederfarbene Kleid, das sie trägt, wölbt sich über den Brüsten, taucht an der Taille tief ein und fällt über die Rundung ihrer Hüften auf die Knie. Sie steht an den Türstock gelehnt, die schlanken Beine an den Knöcheln gekreuzt. Ihr Gesicht ist wie ein Herz geformt.
    »Gretchen«, sagt Buddy mit seinem wölfischen Grinsen, »das ist Archie Sheridan.«
    »Detective«, sagt sie, tritt vor und streckt ihm anmutig die Hand entgegen.
    Archie steht auf, beugt sich über den Tisch und schüttelt die Hand. Er ist sich plötzlich bewusst, wie rau seine Handflächen sind. »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagt er.
    »Sie ist Psychiaterin«, erklärt Anderson. »Sie glaubt, sie kann helfen, den Beauty Killer zu fangen.«
    Es ist elf Uhr abends. Buddy hat angerufen und gefragt, ob er vorbeischauen könne. Elf Uhr abends und Archie arbeitet immer noch. Buddy eindeutig nicht. »Wir haben schon eine Profilerin«, sagt Archie.
    Buddy lacht. Seine Wangen sind gerötet, und er trägt seinen Mantel nicht. Auf seinen gebleichten weißen Zähnen sieht man Rotweinflecken. »Sie ist nicht auf Annes Job aus«, sagt er.
    »Ich erstelle keine Verbrecherprofile«, erklärt sie Archie. »Ich bin auf Traumaberatung spezialisiert.«
    »Sie will dir helfen«, sagt Buddy.
    »Danke«, sagt Archie. Er setzt sich wieder und schlägt einen Bericht auf, in der Hoffnung, dass sie die Botschaft verstehen. »Aber ich brauche keine Therapie.«
    Buddy stößt Gretchen Lowell an und zwinkert. »Archie Sheridan ist solide wie ein Fels. Hat seine College-Liebe geheiratet. Ich glaube nicht, dass der Bursche auch nur je betrunken war.«
    »Ich war betrunken«, sagt Archie.
    Buddy greift plötzlich nach seiner Tasche, zieht ein Handy heraus und runzelt die Stirn. Er hält einen Finger in die Höhe und schlüpft an Gretchen vorbei aus dem Raum. »Hallo, Schatz«, sagt er in das Telefon. »Ich bin bei Archie.«
    Archie seufzt.
    Gretchen rührt sich nicht. Sie sieht ihn nur an und lächelt.
    »Woher kennen Sie den Bürgermeister?«, fragt Archie.
    »Ich kann Ihnen von Nutzen sein«, sagt sie.
    Das fehlte ihm gerade noch – dass die neueste Eroberung des Bürgermeisters bei der Task Force herumhängt und aufmunternde Worte spricht. Sein Team würde nie wieder mit ihm reden. Aber der Bürgermeister teilte die Mittel für die Task Force zu. Wenn sie mit Buddy schlief, würde Archie letzten Endes nicht viel zu sagen haben.
    »Wie lange machen Sie alle das jetzt schon? Zehn Jahre?«, fragt sie.
    »Manche von uns«, sagt Archie.
    »Ich biete nur Techniken an, damit umzugehen. Keine Beratung. Nur Reden.« Sie beugt sich vor und dreht das gerahmte Foto um, das Archie auf seinem Schreibtisch stehen hat. »Ihre Familie?«, fragt sie.
    »Ja«, sagt er.
    Sie dreht das Bild zu Archie zurück. »Sie sind wundervoll.«
    »Danke«, sagt Archie.
    »Ich schlafe nicht mit ihm«, sagt Gretchen.
    Archie hustet. Er hält nach dem Bürgermeister Ausschau, aber der steht noch ein Stück entfernt im Flur und telefoniert.
    »Nicht, dass es Sie etwas anginge«, fügt sie hinzu.
    Archie schüttelt den Kopf. »Nein, natürlich nicht.«
    Sie dreht die offene Akte auf seinem Schreibtisch herum und hebt ein Autopsiebild vom jüngsten Opfer des Beauty Killers auf. Ihre Augen weiten sich. »Wer ist das?«, fragt sie.
    Archie ist dankbar, dass er über etwas anderes reden kann. »Sein Name ist Matthew Fowler. Wir haben seine Leiche letzte Woche oben beim Pittock Mansion gefunden.«
    »Davon habe ich gehört«, sagt Gretchen. Ihre Unterlippe zittert leicht, während sie das Farbbild von Matthew Fowlers offener Brusthöhle betrachtet. Sie schaudert. »Was hat man mit ihm gemacht?«
    Archie nimmt ihr das Foto aus der Hand und legt es in die Akte zurück.

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