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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Ian war ein Hubschrauber.
    Sie streifte ihre Stiefel ab und zog die Beine zu einem Schneidersitz auf den Stuhl. »Wie läuft es mit deiner Frau?«, fragte sie.
    Ians Mund wurde schmal. Er sah sich um. Niemand hatte aufgeblickt. Es interessierte niemanden. Der Praktikant war damit beschäftigt, seinen neuesten Gretchen-Lowell-Witz zu verbreiten. Die meisten Mitarbeiter des Herald hörten iPod, während sie arbeiteten. Der große, mit Teppichboden ausgelegte fünfte Stock war ein Bienenstock voller Leute, die schweigend vor leuchtenden Monitoren saßen.
    »Ich will meine zwei Spalten in einer halben Stunde haben«, sagte Ian und steckte eine lose Haarsträhne in seinen Pferdeschwanz zurück.
    »Ich arbeite daran«, sagte Susan.
    Er begann, über ihre Schulter zu lesen. Susan schob sich zwischen ihn und den Monitor.
    »Versteck den Hinweis nicht«, sagte Ian und fuchtelte in Richtung Monitor. »Das ist dein Aufhänger. Mach das Beste aus diesen fünf Zentimetern.«
    Susan lächelt süßlich. »Du musst es ja wissen.«
    Der Praktikant lachte.
    Ian stieß sich von ihrem Schreibtisch ab und machte sich auf den Weg in sein Büro. »Ich will dich tippen sehen«, sagte er, ohne umzuschauen.
    Susan schwenkte zu ihrem Bildschirm zurück und fragte sich, wie sie nur je mit ihm hatte schlafen können. »›Tippen‹ war Schreibmaschine«, sagte sie.
    Fünf Zentimeter Zeitungsspalte waren etwa siebzig Worte. Fünfundsiebzig waren tausendfünfzig. Susan musste die Rechnung jedes Mal anstellen. Sie hatte einen Solartaschenrechner zu diesem Zweck in ihrem Schreibtisch liegen. Fünfhundert Worte hatte sie geschafft, fehlten noch mal so viele.
    Ein Stapel Kuverts klatschte auf ihren Schreibtisch. Derek. Er grinste sie an. Er hatte ein Grübchen im Kinn, ein richtiges Grübchen. Wie Kirk Douglas. Susan war vor ihm nie jemandem mit einem richtigen Grübchen begegnet.
    Sie hatte ihn eines Morgens in ihrem Badezimmer dabei erwischt, wie er es mit einem Wattestäbchen säuberte.
    »Du hast Post«, sagte er.
    Sie blickte auf den Stapel Kuverts – einige waren offenbar Pressemitteilungen, ein paar untersatzgroße weiße Kuverts mit der Handschrift alter Damen darauf sowie ein leuchtend rosa Umschlag, bei dem es sich um eine Art Karte zu handeln schien. »Du hast in meinem Fach nachgesehen?«
    »Ich habe in meinem nachgesehen«, sagte er mit einem Achselzucken. »Unsere Fächer liegen direkt nebeneinander.« Er hielt inne und sah sie bedeutungsvoll an, als wäre die Nachbarschaft ihrer Postfächer eine Art kosmisches Zeichen.
    Susan warf einen Blick auf ihr überquellendes Posteingangsfach. »Leg es einfach auf den Stapel«, sagte sie.
    Derek runzelte die Stirn. »Du musst deinen Lesern antworten«, sagte er. »Das gehört zum Marketing.«
    »Ich würde es ja tun«, sagte Susan, »aber mir ist das Garfield-Papier ausgegangen.«
    Derek strich eine Knitterfalte in seiner Khakihose glatt. »Du hasst Garfield«, sagte er.
    Susan spreizte die Hände. »Aber ich liebe Lasagne«, sagte sie. »Ironischerweise.«
    Sie stieß sich von ihrem Schreibtisch ab und lehnte sich im Sessel zurück. »Ich muss arbeiten, Derek. Ich habe in Kürze Abgabe.«
    Sein Blick fiel auf ihre Jeans. »Du hast Blut an deiner Hose«, sagte er.
    Sie schaute auf ihre Schienbeine hinunter. Das Blut war zu einem glatten, rostfarbenen Fleck getrocknet. Susan löste sich aus ihrem Schneidersitz und stellte die Füße auf den Boden. »Danke«, sagte sie.
    »Ich habe OxiClean im Schreibtisch«, sagte Derek.
    »Das ist gut gegen Flecken«, sagte der Praktikant.
    Susan drehte sich zu ihm um. »Solltest du nicht einen Kasten über die Milz schreiben?«, fragte sie.
    »Entschuldigung«, sagte der Praktikant.
    »Hast du aus dem Pressesprecher der Polizei etwas herausbekommen?«, fragte Susan Derek.
    »Nichts, was du nicht schon von Sobol erfahren hast. Sie haben die Leiche noch nicht identifiziert. Ich habe ein wenig nachgeforscht und herausgefunden, dass das Haus einer alten Dame gehört. Sie lebt seit mehr als fünfzehn Jahren in einem Heim. Seitdem steht das Haus leer. Es gibt einen Öltank auf dem Grundstück und Radon im Keller. Sie konnte es nicht verkaufen.« Er kratzte sich an dem Grübchen in seinem Kinn. »Vielleicht fahre ich hin und interviewe die alte Dame. Der menschliche Aspekt. Das Komische ist, dass sie sagt, sie hat bereits zwei Kaufangebote für das Haus bekommen, seit die Nachricht bekannt wurde. Die Leute wollen wohl ihren ganz persönlichen Beauty-Killer-Tatort

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