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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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aus der Tudorzeit. Es war aus Ziegel gebaut, mit Gips- und Holzelementen, und hatte steile Dächer, hohe Fenster, mehrere Kamine und Veranden mit Säulen.
    »Da«, sagte Archie. Aber er blickte nicht zum Haus, sondern zu einer Anlegestelle, die links davon in den See hineinragte und wo ein Mann im Anzug winkte.
    Er sah nicht alt genug aus, um einen zwanzigjährigen Sohn haben zu können. »Ist er das?«, fragte Susan.
    »Das ist sein Anwalt«, sagte Archie.
    Als sie näher kamen, sah Susan einen zweiten Mann, der das Deck eines kleinen Segelboots mit einem Schlauch abspritzte. Er war in den Sechzigern, braun gebrannt und gut aussehend, mit längerem grauen Haar und wettergegerbten Zügen. Er trug eine kurze Hose und ein altes T-Shirt, und er war barfuß. Als er Archie sah, grinste er.
    »Hallo, Jack«, sagte Archie. Er wandte sich dem Anwalt zu. »Leo.«
    Leo streckte die Hand aus, und Archie schüttelte sie. »Es ist viel zu lange her«, sagte Leo. »Wir haben Blumen ins Krankenhaus geschickt, nachdem Sie Gretchen gefasst hatten.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Archie. »Das war sehr aufmerksam.« Er wies mit einem Nicken auf Susan. »Das ist Susan Ward«, stellte Archie sie vor. »Sie ist Reporterin beim Herald.«
    »Journalistin«, sagte Susan. »Aber egal.«
    Jack Reynolds blinzelte ihr zu. »Natürlich«, sagte er zu ihr. »Ich lese Ihre Sachen. Sie machen gute Arbeit.«
    Susan fühlte ihren Magen rot werden.
    Jack sprang mit dem Schlauch in der Hand vom Boot, ging zu einem Wasserhahn und stellte ihn ab. »Ich habe eine kleine Runde auf dem See gedreht«, sagte er und sah zu dem klaren Himmel hinauf, der von den grünen Hügeln rund um den See eingerahmt wurde. »Man muss das schöne Wetter genießen, solange man kann.«
    »Wir müssen über Jeremy reden«, sagte Archie.
    Jack schlang den Schlauch um einen Nagel im Geländer der Anlegestelle. »Alles in Ordnung mit ihm?«, fragte er.
    Susan kam sich plötzlich überflüssig vor, als würde sie sich in eine private Unterhaltung einmischen. Sie machte einen winzigen Schritt rückwärts. Und dann bekam sie Schuldgefühle deswegen – sie war immerhin Journalistin und sie machte einen winzigen Schritt vorwärts.
    Archie sah sie tadelnd an und fuhr dann fort. »Es könnte sein, dass er sich mit Leuten eingelassen hat, die ein gefährliches Interesse für Gretchen Lowell an den Tag legen.«
    Jack spulte den Schlauch zu Ende auf und drehte sich zu Archie um. Der letzte Rest Wasser im Schlauch tropfte auf den Boden.
    »Ihr verfolgt sicher die Nachrichten«, fuhr Archie fort. Er sprach sachlich. »Wir haben die Leiche, die in dem leer stehenden Haus in North Portland gefunden wurde, identifiziert. Es handelt sich um einen jungen Mann namens Fintan English. Wir waren gerade in seinem Haus, und ich habe ein Bild von Jeremy dort gesehen. Wie es aussieht, hat English über das Internet Leute gefunden – Fans von Gretchen die ihm die Milz entfernten, wobei er allerdings gestorben ist.«
    Jack sah zu seinem Anwalt hinüber. »Wir haben Jeremy seit Monaten nicht gesehen«, sagte er.
    Der Anwalt nickte.
    Archie runzelte die Stirn. »Ich nehme an, Sie haben die Mittel, ihn zu finden.«
    »Wird er vermisst?«, fragte Susan. »Wie in dem Film von Costa-Gavras?« Sie beachteten sie nicht.
    »Wie geht es Jeremy?«, fragte Archie.
    Der Anwalt zögerte und warf einen kurzen Blick zu Susan, ehe er fortfuhr. »Er ist noch immer besessen von Gretchen, wenn Sie das meinen. Es ist eher noch schlimmer geworden.« Er blickte auf den See hinaus. »Er hat sich ein Herz in die Brust geschnitten. Als ihr die Flucht gelang, hat er gefeiert.«
    Susan merkte, dass ihr der Kiefer nach unten geklappt war. Vielleicht hatte sie sich verhört. »Hat Gretchen nicht seine Schwester getötet?«, fragte sie.
    Alle sahen sie mit einem Blick an, als hätte sie gerade ihre Hose heruntergelassen. »Entschuldigung«, sagte sie.
    Jack betrachtete sein Boot. Der Fiberglasrumpf schlug leicht gegen die Anlegestelle. »Jeremy hat ein paar Probleme«, sagte er. »Eins davon ist eine Zwangsstörung. Verstehen Sie etwas von Booten?« Susan brauchte einen Moment, bis sie begriff, dass er sie meinte.
    »Eigentlich nicht«, sagte sie. Die Wahrheit war, dass ihr die Entführung auf ein Boot vor einigen Monaten das Thema ganz allgemein verleidet hatte.
    »Das ist eine Schaluppe«, sagte Jack. »Hübsch, nicht wahr?«
    »Sicher.«
    »Jeremy war dreizehn, als seine Schwester ermordet wurde«, sagte Jack. »Er entwickelte ein

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