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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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werden?«, fragte Susan.
    »Nur für den Fall, dass wir angehalten werden«, sagte er.
    »Nein, ich meine im größeren Sinn«, sagte Susan. »Was zum Teufel haben Sie vor?«
    »Ich versuche, einen verirrten Jungen aus einer üblen Situation zu befreien.«
    Susan fuchtelte in Richtung Handschuhfach. »Sie haben eine Waffe. Eine nicht registrierte.«
    »Ja«, sagte Archie.
    »Wer ist dieser Kerl?«
    Archie lächelte. »Er ist im Immobiliengeschäft.«
    Susan biss die Zähne zusammen. Eines Tages würde sie Archie Sheridan an den Schultern packen und die Wahrheit aus ihm herausschütteln. Bis dahin würde sie sich auf subtilere Formen der Manipulation verlassen müssen.
    »Sein Anwalt ist süß«, sagte sie.
    Sie sah, wie er ihr einen Blick aus den Augenwinkeln zuwarf. »Denken Sie nicht mal dran«, sagte er.
    »Warum?«
    »Leo«, sagte Archie langsam, »arbeitet für Jack.«
    »Und was?«, sagte Susan. »Setzt er Immobilienkaufverträge auf?«
    Archie zupfte an seinem Ohr. »Jack ist für die Einfuhr des meisten Heroins verantwortlich, das über die Westküste ins Land kommt.«
    »Sie brauchen sich nicht über mich lustig zu machen.«
    »Ich meine es ernst.« Er streckte die Hand nach der Stereoanlage aus. »Was dagegen, wenn ich den Sender wechsle?«
    Sie schlug ihm auf die Hand. »Ich mag diesen Song.«
    Archie seufzte und lehnte sich zurück.
    Sie hatten First Addition inzwischen durchquert und waren auf dem Stück des Highway 43, das sich am Fluss entlangschlängelte und Lake Oswego mit John’s Landing verband. »Er ist ein Drogenhändler?«, sagte Susan.
    »Er ist der Drogenhändler«, erwiderte Archie. »Das Rechteck an der Spitze des Organigramms.«
    Susan stellte die naheliegende Frage. »Warum verhaften Sie ihn nicht?«
    Links von ihnen, hinter uralten Zedern und Bergen von Efeu, standen einige von Portlands elegantesten Häusern, und dahinter, oben auf dem Hügel, lag der idyllische Campus des Lewis and Clark College. Die Wahrheit war, dass sich Susan dort beworben hatte, aber sie war nicht aufgenommen worden.
    »Seine Tochter wurde ermordet«, sagte Archie.
    »Und deshalb bekommt er eine Karte: ›Du kommst aus dem Gefängnis frei‹?«
    »Er ist schlau«, sagte Archie. »Es ist nicht so, als würde er in der Altstadt Briefchen an Süchtige verhökern. Er ist gut abgeschirmt.«
    Susan blickte zu Archie hinüber. Er hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank.
    »Was ist?«, fragte Archie.
    »Sie haben gerade eine Waffe von einem Kriminellen bekommen«, sagte Susan, und ihre Stimme stieg dabei an. »Sie versuchen, seinem verrückten Sohn zu helfen, der möglicherweise daran beteiligt war, irgendeinem armen Hippie die Milz herauszuschneiden.« Und es gab weitere Leichen – einen Kopf, Herrgott noch mal. »Und das ist vielleicht noch nicht alles.«
    Archie war einen Moment lang still. »Er war dabei«, sagte er leise.
    Susan sah zu ihm hinüber. Er schaute auf den Fluss.
    »Jeremy«, sagte Archie. »Wir fanden ihn in dem Wagen. Gretchen hatte sie beide entführt. Wir fanden ihn auf dem Beifahrersitz. Das Mädchen war auf dem Rücksitz. Er war dreizehn Jahre alt.«
    Noch ein Geheimnis. Sie hatten einen Zeugen gehabt. Jemanden, der den Beauty Killer gesehen hatte. Jemand, der sie identifizieren konnte, als noch niemand wusste, dass der Mörder eine Frau war. Und sie hatten es vertuscht. »Warum hat sie ihn nicht getötet?«
    »Warum hat sie mich nicht getötet?«, fragte Archie zurück. »Warum tut sie überhaupt etwas?«
    Susan dämmerte langsam, was das alles bedeutete. Archie war nicht der Einzige. Gretchen hatte noch jemanden leben lassen. »Die Leute glauben, Sie waren das einzige ihrer Opfer, das überlebt hat.«
    »Wir haben ihn aus den Zeitungen herausgehalten«, sagte Archie. »Die Psychiater sagten, er sei in einem Fugue-Zustand. Er konnte sich an nichts erinnern.«
    »Hat sie es je gestanden?«
    »Nein«, sagte Archie. »Es war eine der Akten, die ich nicht schließen konnte.«
    Er sah auf die Uhr am Armaturenbrett. Es war beinahe Mittag. »Müssen Sie nicht einen Artikel abgeben?«, fragte er.

_ 36 _
    Susan setzte Archie bei Henrys zweistöckigem Haus ab und wartete, bis er den Streifenbeamten in ihrem Wagen draußen zugewinkt hatte und ins Haus gegangen war. Dann rief sie Ian an. Er aß gerade an seinem Schreibtisch, was er nur tat, wenn sie sich vor Arbeit nicht mehr retten konnten. Sie hörte sein nasses Schmatzen, und es ließ ihren Magen knurren.
    »Wo ist der Artikel über die psychiatrische

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