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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Station?«, fragte er.
    Ian ließ zwei weitere Reporter über die Ermordung von Courtenay Taggart berichten. Er brauchte ihre Interviews mit den Nachbarn des Pflegers nicht.
    Susan wühlte unter dem Sitz nach einer Tüte Kartoffelchips. »Ich dachte, ich könnte dem Fan-Aspekt nachgehen«, sagte sie und öffnete die Tüte. »Hat Derek die Fintan-English-Geschichte geschickt?« Sie steckte sich einen Chip in den Mund. Salz- und Essigaroma. Ihr Wagen war voll davon. Man bekam sie gratis zu den Sandwichs in der Bäckerei, in die sie zum Lunch ging, aber sie war immer satt, bevor sie dazu kam. Unter ihrem Sitz, auf dem Rücksitz, im Kofferraum – überall lagen diese Tüten. Falls sie je mit einer Panne mitten in der Wildnis liegen bliebe, hätte sie tagelang genug zu essen, allerdings würde sie sehr durstig werden. »Das ist eine große Sache, Ian«, sagte sie. »Gretchen Lowell hat möglicherweise mit all dem nichts zu tun. Es sind ihre Fans. Deshalb tauchen Leichen an Orten auf, wo sie bereits Verbrechen begangen hat.«
    Ian stutzte einen Moment. »Die heutige Schlagzeile lautet BEAUTY KILLER SCHLÄGT WIEDER ZU«, sagte er. »Dabei bleiben wir, bis wir definitiv etwas anderes wissen.«
    Susan verschluckte sich fast und spuckte einen Mundvoll Chips aus. »Heißt das, du verbietest mir, den Fan-Club-Aspekt weiterzuverfolgen?«
    Ian senkte die Stimme. »Das heißt, ich erwarte, dass du deine Arbeit machst und mir bis zum Ende des Tages dreißig Zoll über den Mord in der Psychiatrie lieferst.« Sie hörte, wie er aufstand und die Tür zu seinem Büro schloss. »Gretchen verkauft Zeitungen. Unsere Kioskverkäufe haben sich seit letzter Woche verdoppelt.«
    »Verrückte Nachahmungstäter werden sich ebenfalls gut verkaufen. Wenn wir als Erste mit der Geschichte herauskommen, wird der Name der Zeitung auf der ganzen Welt genannt. Das ist gut für den Anzeigenverkauf, oder?«
    »Verrückte Nachahmungstäter kurbeln den Verkauf an«, stimmte Ian zu. »Ein paar Tage lang. Dann interessiert es keinen mehr. Verrückte Nachahmungstäter haben nicht Gretchen Lowells Beine. Ich brauche noch ein paar Tage mit Verkaufszahlen wie zuletzt. Alle unsere Jobs stehen auf dem Spiel, Suzy.« Susan zuckte bei »Suzy« zusammen. »Aber mit diesen Verkaufszahlen kann ich ein paar von uns retten«, fuhr Ian fort. »Ich rede von Entlassungen im großen Stil. Die Geschäftsleitung hat eine Liste zusammengestellt. Und wir beide stehen drauf.«
    Er legte einfach auf.
    Susan starrte ihr Handy einen Moment lang an und warf es dann in die Handtasche.
    Sie sollte also langweilige Basisarbeit zu einer Geschichte erledigen, bei der sie möglicherweise auf dem Holzweg waren, statt den Aspekt zu untersuchen, der vielleicht die Wahrheit ans Licht brachte. Inzwischen hatte Archie Sheridan eine Waffe, und er würde etwas unternehmen. Sie wusste nicht, was. Aber er würde etwas tun. Er würde diesem Jungen helfen.
    Sie stieg aus dem Wagen, ging zu Henrys Haus zurück und klopfte an die Tür.
    Archie machte auf, er hielt ein Handy, als habe er gerade einen Anruf machen wollen. Susan nahm nur halb bewusst wahr, dass es nicht das Handy war, das ihm Jack Reynolds gegeben hatte.
    Sie streckte ihm ihre Chipstüte entgegen. »Wollen Sie?«
    Archie steckte das Telefon in die Tasche. »Sind Sie zurückgekommen, um mich das zu fragen?«
    »Ich möchte helfen«, sagte Susan. »Ich weiß nicht, was es bedeutet, aber es ist nicht die richtige Adresse. Ich meine, das Haus dürfte dort nicht sein.«
    Archie schaute verwirrt drein.
    »North Fargo 397«, sagte Susan. »Das Haus, wo ich die Leiche gefunden habe. Ich habe es auf Google Earth nachgeschaut, und diese Adresse existiert gar nicht.«
    Archie warf einen Blick zu dem Streifenwagen hinter ihr. »Steigen Sie in Ihren Wagen und holen Sie mich auf der Rückseite des Blocks ab. Ich gehe hinten raus.«
    Susan hielt ihren Laptop in die Höhe. »Oder wir gehen einfach online.« Sie verdrehte die Augen und spazierte an ihm vorbei ins Haus. »Sie sind so was von alt.«

_ 37 _
    Susan setzte sich auf die Couch und stellte den Laptop auf Henrys Kaffeetisch. Der Tisch bestand aus einem massiven Stück Treibholz, das sandgeschleift, mit Schellack überzogen und auf Beine gestellt worden war. Exemplare von American Rider, Popular Woodworking und Harper’s lagen zusammen mit einer leeren Flasche Bier darauf. An den Wänden hingen Poster von Alaska und gerahmte Fotografien eines Doppeldeckerflugzeugs, eines Fischerboots und von Henry

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