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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Clinton, genannt Pearl. Sechzehn. Etwa einen Meter sechzig groß. Dünn. Kurzes, dunkles Haar. Schutzbrille« – sie zeigte auf eine Brille im Regal – »wie die hier. Sie haben Derek Rogers erzählt, dass sie früher hier gearbeitet hat.«
    »Ich kenne keinen Derek Rogers«, sagte die Frau, »und ich lese den Herald nicht.«
    »Sie haben heute nicht dort angerufen?«
    »Nein. Aber Pearl hat tatsächlich hier gearbeitet. Ich habe sie vor etwa einem Monat gefeuert, weil sie geklaut hat.« Die Frau warf einen Blick auf Henry und sah dann wieder Susan an. »Ist sie ausgerissen?«, fragte sie.
    »Sie wird in Zusammenhang mit mehreren Morden gesucht«, sagte Henry.
    Die Frau sah Henry missbilligend an. »Ist er der Vater?«, fragte sie Susan.
    »Ich bin Polizist«, sagte Henry.
    »Sie hat sich mit ein paar üblen Leuten eingelassen«, sagte Susan. Sie zog eine Visitenkarte aus der Brieftasche und legte sie auf den Ladentisch. »Journalistin«, sagte sie. Als könnte es helfen, die Sache mit der Polizei vergessen zu machen.
    »Wenn sie weggelaufen ist«, sagte die Frau, »hatte sie wahrscheinlich einen Grund.«
    Henry sah sich in dem Laden um. »Vielleicht wollten ihre Eltern, dass sie sich wie ein normaler Mensch anzieht«, sagte er.
    Die Frau musterte ihn von Kopf bis Fuß. Er trug schwarze Jeans und ein ausgewaschenes, schwarzes T-Shirt mit Schweißflecken. Sie wirkte unbeeindruckt. »Wenn die Leute Sie ansehen, runzeln sie die Stirn«, sagte sie. Sie posierte wie für eine Modezeitschrift und klimperte mit den Wimpern. »Wenn sie mich ansehen, lächeln sie.«
    Henry baute sich in voller Größe vor ihr auf und wölbte die fassartige Brust vor. »Schauen Sie mich an«, sagte er. »Es ist mir scheißegal, ob Sie lächeln. Es ist mir scheißegal, ob Sie so eine bescheuerte Schutzbrille tragen. Ich will nur Pearl Clinton finden.« Sein rasierter Schädel glänzte vor Schweiß. »Und ich gebe Ihnen zehn Sekunden, uns zu sagen, wo sie ist.«

_ 55 _
    Die Kreuzung der 38. Avenue und des Hawthorne Boulevards war erstklassiger Schnorrergrund, und der Geschäftsführerin von Von der Erde zum Mond zufolge bettelte Pearl dort regelmäßig die Einkaufenden um Kleingeld an.
    »Himmel, passen Sie auf«, sagte Susan, als Henry um ein Haar einen Radfahrer gerammt hätte.
    Henry grummelte etwas und blickte dann überrascht ein zweites Mal in die Richtung. »Da«, sagte er.
    Pearl bog gerade um die Ecke in die 38. Avenue ein.
    »Warten Sie«, sagte Henry. Er hielt den Wagen abrupt halb auf dem Gehweg an und sprang hinaus.
    Susan stützte sich am Armaturenbrett ab, ehe sie ebenfalls ausstieg und Henry nacheilte.
    Als sie ihn einholte, hatte er Pearl bereits am Arm gepackt.
    »Ich verlange einen Anwalt«, sagte Pearl.
    Henry packte sie fester, die Muskeln in seinen nackten Oberarmen traten hervor. »Wenn ich dich mitnehme und dir einen Anwalt rufe, bedeutet das, deine Eltern und das Jugendamt werden benachrichtigt«, sagte er. »Bist du dir sicher, dass du einen willst?«
    Ein kleiner Menschenauflauf war entstanden. Auf dem Hawthorne Boulevard waren immer eine Menge Fußgänger unterwegs. Ein paar andere Straßenkids waren zusammengeströmt, ein paar Leute mit Einkaufstüten, einige Radfahrer, die stehen geblieben waren und mit ihren Helmen auf dem Kopf dastanden – alle sahen zu. Manche nahmen Videos mit ihren Handys auf.
    »Hier werden normale Bürger von den Bullen schikaniert«, schrie Pearl.
    »Henry«, sagte Susan.
    Henry ließ Pearls Arm los. Sie rieb sich die Stelle, wo er sie festgehalten hatte, und verschränkte dann trotzig die Arme.
    »Das ist kein Spiel«, sagte Henry. »Sag mir, wo Archie Sheridan ist.«
    »Ich habe nichts getan«, sagte Pearl laut genug, dass es die Umstehenden hören konnten.
    Henry blinzelte ungläubig. »Nichts getan? Du gehörst einem Serienmörder-Fanclub an.«
    Pearl zuckte die Achseln. »Na und? In der Junior High stand ich auf Hexenkulte. Es hat nichts zu bedeuten.«
    »Wo ist Jeremy Reynolds?«, fragte Henry.
    Pearl funkelte ihn nur zornig an.
    »Lassen Sie mich mit ihr reden«, sagte Susan.
    Henry richtete den Zeigefinger auf Pearls Nase. »Auf dich wartet eine Pflegefamilie«, sagte er.
    »Fick dich selbst«, sagte Pearl.
    Henrys Gesicht schwoll rot an, und Susan zwängte sich rasch zwischen ihn und Pearl. »Wie lange gehörst du schon zu dieser Beauty Killer …« Sie suchte nach dem richtigen Wort. »… Gruppe?«
    Pearl verdrehte die Augen und seufzte. »Ich habe Jeremy bei der Country Fair

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