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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Computertastatur. Das Büro war klein, gerade groß genug für einen Schreibtisch, ein Bücherregal dahinter und zwei billige Polstersessel davor. Die Jalousien vor dem kleinen Fenster, das zur Straße hinausging, waren geschlossen. Henry, der seit Archies Weggang der Boss gewesen war, hatte das Büro abgeschlossen und die Jagd auf Gretchen von seinem Schreibtisch im Hauptraum aus geleitet.
    Archie lehnte sich im Sessel zurück und wurde augenblicklich an seine Wunden am Rücken erinnert. Er zuckte zusammen und setzte sich dann vorsichtig auf. Er war frisch verbunden und wieder angezogen; er hatte sich das Gesicht gewaschen und seine Aussagen gemacht.
    Ein Foto von Debbie und den Kindern stand immer noch an die Schreibtischlampe gelehnt. Archie fuhr über die Oberseite des Rahmens und nahm den Staub mit dem Finger auf. Debbie hatte den Mund auf dem Bild offen und sagte etwas, die Arme hatte sie jeweils um eins der Kinder gelegt. Archie würde ihr nichts vom heutigen Tag erzählen, dachte er bedauernd. Sie brauchte es nicht zu wissen. Sie würde seine neuen Narben nie zu Gesicht bekommen.
    Beim Blick auf das Bild fiel ihm zum ersten Mal auf, dass ein Picknicktisch im Hintergrund stand. Er griff nach der Fotografie und betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. Sie hatten auf dem Weg zur Timberline Lodge auf dem Parkplatz Rast gemacht. Er lachte bitter, als er ihn wiedererkannte. Sein fröhliches Familienporträt, der einzige Hinweis auf den einzigen Urlaub, den sie in diesem Jahr gemacht hatten, und es war ausgerechnet auf dem Parkplatz aufgenommen worden, wo Jeremy Reynolds später sein blutiges Schauspiel veranstalten sollte.
    Wirklich großartig.
    Archie zog die oberste linke Schublade auf, griff hinein und tastete nach dem Fläschchen Vicodin, das er dort immer aufbewahrt hatte, aber es war nicht mehr da.
    Das Büro war fast noch genauso, wie er es verlassen hatte.
    Henry tauchte in der Tür auf. Er war zwei Stunden lang mit der Innenaufsicht im Besprechungszimmer gewesen und sah müde aus. Archie schob die Schublade zu.
    »Du weißt, dass Frank keine Schwester hat«, sagte Henry.
    »Ich hatte so eine Ahnung«, sagte Archie.
    »Eine Frau rief beim Herald an und behauptete, die Eigentümerin eines Ladens am Hawthorne Boulevard zu sein«, sagte Henry. »Sie sagte, Pearl habe für sie gearbeitet. Aber als Susan und ich hinfuhren, erklärte die Besitzerin, dass sie nicht angerufen hatte. Allerdings hat sie uns zu Pearl geführt, und so haben wir dich gefunden.«
    Archie lehnte sich zurück. »Glaubst du, Gretchen ist jetzt mein Schutzengel?«
    Henry legte die Handflächen auf den Schreibtisch, und einen Moment sah es so aus, als wollte er das Ding durch den Fußboden drücken. »Hast du ein Handy von ihr?«, fragte er.
    Archie sah ihm in die Augen. »Nein«, sagte er.
    Es war nicht gelogen. Soweit er wusste, lag es noch in Susans Wagen.
    Henry trat einen Schritt zurück und ließ sich in einem der Polstersessel nieder. »Claire sagt, du hast eine ärztliche Betreuung verweigert.«
    »Ich habe mich geweigert, ins Krankenhaus zu gehen«, sagte Archie. »Ich habe mich vor Ort behandeln lassen. Keine Sorge. Ich habe eine Verabredung mit Rosenberg am Vormittag. Und einen Stundenplan für eine Selbsthilfegruppe.«
    Henry faltete die Hände im Schoß und betrachtete sie. »Was hat er mit dir gemacht?«, fragte er mit rauer Stimme.
    Archie war versucht gewesen, ein paar Einzelheiten auszulassen. Als er den Kopf wieder hatte heben können, war die Aufhängevorrichtung verschwunden gewesen. Er war sich nicht sicher, ob er wollte, dass sie wussten, was sich zwischen ihm und Jeremy abgespielt hatte. Aber er war es leid, Geheimnisse zu haben.
    »Ich habe gegenüber Claire eine Aussage gemacht«, sagte er. »Nur zu, lies sie. Aber ich erstatte nicht Anzeige.«
    Henry richtete den Blick zur Decke, als suchte er dort nach Beistand. »Woher hast du nur diese Schwäche für Psychopathen?«
    »Jeremy hat gestanden«, sagte Archie. »Er hat die Verantwortung für den Parkplatz, für Fintan English und die drei anderen übernommen. Du kannst ihm vier Morde anhängen – alle außer dem an Courtenay. Du brauchst mich nicht.« Archie beugte sich vor und verschränkte die Hände auf der Tischplatte. »Er erinnert sich an die Ermordung seiner Schwester. Er hat mir alles erzählt.«
    »Und du kaufst es ihm ab?«
    »Er wusste von den Dreiecken, den Quetschungen«, sagte Archie. »Er erinnert sich. Er hat mit angesehen, wie Gretchen sie

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