Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
Vom Netzwerk:
übrig.
    „Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder etwas essen kann.“ Joanna stöhnte und hielt sich den vollen Bauch. „Vielleicht hilft Bewegung. Komm, ich zeige dir den Rest der Burg.“ Sie verließen die Küche und stiegen durch den Turm in das Obergeschoss hinauf.
    „Hier im Nordflügel“, begann Joanna ihre Führung, „befindet sich über die ganze Länge der Festsaal. Warte, ich schließe ihn dir auf.“ Sie zog unter der Schürze ihres Leinenkleides einen Eisenring hervor, an dem eine Unmenge von Schlüsseln hing.
    Ian wusste, dass der Besitz dieses Schlüsselrings das Vorrecht der Ehefrau des Burgherrn war, doch da Jake noch nicht verheiratet war, fiel seiner Schwester die Stellung der Burgherrin zu. Inzwischen hatte Joanna den richtigen Schlüssel herausgefischt und die mit Schnitzereien versehene Tür geöffnet. Der Festsaal war riesig und mit kostbaren Wandbehängen geschmückt. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte man durch Flügeltüren auf einen Balkon treten. An der linken Seite befand sich eine Empore für die Musiker.
    „Bald tanzt du auch hier“, sagte Joanna. „Ich freue mich darauf.“
    Doch dem konnte Ian nicht zustimmen und er schwieg. Joanna schloss die Tür wieder ab und führte ihn in den Ostflügel. „Hier liegen unsere Räumlichkeiten. Das erste Zimmer gehört Jake, die nächsten beiden sind Galads Schlaf- und Studierzimmer.“ Bei der Erwähnung von Galads Namen verdüsterte sich sein Gesicht, was Joanna nicht verborgen blieb. „Galad tut es leid, wie er sich gestern Abend benommen hat. Das wird er dir auch selbst sagen, wenn er morgen Nachmittag wiederkommt“, erklärte sie. „Der Raum am Ende des Ganges ist mein Zimmer. Und jetzt“, ihre Stimme klang stolz, als sie in den Südflügel einbogen, „kommt die Apotheke, mein Reich.“ Schwungvoll öffnete sie die Tür und Ian trat ein und blickte sich um.
    Entlang der Wände waren Regale gestellt, die bis an die Decke reichten, und auf deren Brettern sich Tontöpfe, Holzkästchen und Metalltiegel in allen Größen aneinander reihten. Vor dem Fenster stand ein Schreibtisch mit Büchern, Papier, Schreibfedern und einem Tintenfässchen. Ein einzelner Schrank rechts neben der Tür war mit einem eisernen Schloss versehen, dessen Schlüssel abgezogen war. Den Platz in der Mitte des Zimmers nahm ein großer Arbeitstisch ein, auf dem sich Schneidebretter, Messer, Löffel, Schalen und ein steinerner Mörser befanden. Obwohl jeder Winkel des Raumes genutzt wurde, wirkte er übersichtlich und einladend. Ian sah wieder zu Joanna. In ihre Augen war ein trotziger Ausdruck getreten, den er nicht deuten konnte. „Habe ich etwas falsch gemacht?“, wollte er wissen.
    „Nein, überhaupt nicht. Ich warte nur auf die übliche herablassende Bemerkung, weil es meine Apotheke ist.“
    „Da gibt es nichts zu bemängeln. Auf mich macht alles einen ordentlichen Eindruck.“
    Joanna stütze die Hände in die Taille. „Das meine ich nicht. Stört es dich nicht, dass ich als adlige Frau die Apotheke führe?“
    „Ich fürchte mich nicht vor Kräuterfrauen.“ Er schmunzelte. „Bei uns im Dorf war das Heilen immer schon Frauensache. Aber aus deiner Frage entnehme ich, dass das hier nicht so ist.“
    „Es ist für viele schwer zu verstehen, dass mir die Arbeit in der Apotheke Freude bereitet. Dieser Ort hat mich schon als Kind fasziniert, ich habe Stunden hier verbracht, dem alten Apotheker zugehört und ihm geholfen. Dass ich zusätzlich Kräuterkunde in der Akademie unterrichte, macht die Sache noch schlimmer: alles nicht standesgemäß. Aber im Alltag sehr hilfreich.“
    Ian lachte. „Außer man ist selbst bewusstlos.“
    Joanna blickte auf. Sie sah ihn zum ersten Mal lachen. Das könnte er öfters tun! Erfreut lächelte sie zurück. Plötzlich fiel ihr etwas ein. „Warte“, sagte sie, ging zu einem Regal und kehrte mit einem kleinen Tiegel in der Hand zurück. „Das ist eine Salbe für die Verletzung an deinem Schlüsselbein. Damit wird sie besser abheilen.“ Sie reichte ihm das Gefäß. Er nahm es entgegen, doch sein Lachen war erloschen. Joanna seufzte. In Bezug auf seine Vergangenheit reagierte er empfindlicher, als sie vermutet hatte. Glücklicherweise klopfte es in diesem Moment an der Tür und Jake trat ein, in der Hand mehrere Blätter Papier. Nach einem Gruß an Ian wandte er sich ihr zu. „Joanna, ich habe hier die Anmeldelisten für das kommende Ausbildungsjahr. Können wir sie während des Mittagessens durchgehen?“
    Kurz

Weitere Kostenlose Bücher