Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
Galad sogleich, „ich möchte mich für mein Verhalten dir gegenüber entschuldigen. Es war unangemessen.“
Ian nickte und der junge Lehrer erklärte: „Anstatt unpassende Fragen zu stellen, werde ich heute von mir erzählen.“
Joanna atmete auf, während sie alle am Tisch Platz nahmen. Galad hatte zu seinem freundlichen Wesen zurückgefunden. Was war nur vorgestern Abend in ihn gefahren? Sie hätte es zu gerne gewusst.
„Ich bin der jüngste Sohn des Viscounts of Lionsbridge“, begann Galad zu berichten. „Seit Generationen stellt unsere Familie Berater und Diplomaten für den König. Dementsprechend war auch meine Zukunft geplant. Während meiner Ausbildung am Königshof habe ich Jake kennengelernt. Ich beschloss, mit ihm zusammen auf Reisen zu gehen und die Ausbildung zu unterbrechen. Das hat meinen Vater wenig erfreut.“
Jake grinste. „Noch schlimmer wurde es, als Galad ein Jahr später verkündete, in Greystone arbeiten zu wollen.“
„Nachdem ich mich nach zwei weiteren Jahren, in denen ich für Jake in Delaria tätig war, entschied, als Lehrer und Rechtsberater nach Greystone zurückzukehren, waren meine familiären Beziehungen auf einem absoluten Tiefstand angekommen.“
„Und ich bin seitdem in Lionsbridge kein gerne gesehener Gast mehr“, sagte Jake mit einem Lachen.
„Schließlich siegte bei meinem Vater doch die diplomatische Vernunft. Es konnte gewiss nicht schaden, ein Familienmitglied an dieser neuen und sehr umstrittenen Akademie zu haben und somit Auskünfte aus erster Hand zu erhalten.“ Galad unterbrach seine Ausführungen. „Ian, weißt du eigentlich, dass die Gründung der Akademie nicht nur Zustimmung erfahren hat, um es einmal höflich zu formulieren?“
Ian schüttelte verneinend den Kopf und Galad erklärte: „Viele Adlige wollen nicht wahrhaben, dass das Bürgertum an Einfluss gewinnt. Gebildete Bürgersöhne nehmen Schlüsselpositionen an den großen Höfen ein und mit dem Reichtum aus den neu gegründeten Handels- und Schifffahrtsgesellschaften kaufen Bürger vom König Adelssitze im Landesinneren und führen diese durch moderne Anbautechniken zu neuer Blüte.“ Er machte eine kurze Pause. „Doch statt diese Entwicklungen zu erkennen und aufzugreifen, reagieren die meisten Adligen mit Ablehnung und berufen sich nur noch strenger auf die althergebrachten Werte und Traditionen.“
„Ein Fehler“, sagte Jake. „Die Zeiten ändern sich. Der Unterricht bei einem Hauslehrer und in den Adelsschulen ist bei weitem nicht mehr ausreichend. Wenn wir uns dem Fortschritt verweigern, wird der Adelsstand über kurz oder lang in der Bedeutungslosigkeit versinken. Die Akademie von Greystone will dem entgegenwirken und wir werden deshalb oft als Verräter beschimpft, obwohl es in anderen Ländern bereits seit Jahren ähnliche, sehr erfolgreiche Einrichtungen gibt.“ Er klopfte mit der Handfläche auf den Tisch. „Manchmal ist es wirklich ein Nachteil, dass unser Königreich Telamen so abgeschieden liegt – die meisten Adligen haben keine Ahnung, was in der übrigen Welt vor sich geht.“
„Und auch kein sonderliches Interesse, könnte man meinen.“ Galad grinste. „Jedenfalls wird meine Tätigkeit in Greystone von meiner Familie hingenommen, wenn auch zähneknirschend“, schloss er den Bericht über seinen Werdegang ab. „Und wenn ich nicht unterrichte oder in Jakes Namen unterwegs bin, dann widme ich mich -“
„… den vielen romantischen Briefen, die du fast täglich in deiner Tasche findest!“, fiel Jake seinem Freund ins Wort. „Du musst wissen, Ian, Galad ist der Schwarm sämtlicher junger Studentinnen, und teilweise sogar deren Mütter.“
Nur zu gut konnte Ian sich vorstellen, dass Galad die Herzen der Damen höher schlagen ließ. Aussehen und Auftreten waren makellos und ließen die Tatsache, dass er kein erstgeborener Sohn war und somit keine Aussicht auf ein großes Erbe – geschweige denn auf den Titel und Besitz seines Vaters – hatte, in den Hintergrund treten.
Galad rollte mit den Augen. „Ich bin absolut unschuldig daran.“
„Und wie du schuld bist“, neckte ihn nun auch Joanna. „Schließlich könntest du einfach heiraten und damit alle Avancen ein für alle Mal beenden.“
Galad schenkte ihr einen schmachtenden Blick, der jedem Schauspieler zur Ehre gereicht hätte. „Da du mich verschmähst, will ich keine!“ Er lachte. „Seit Jahren liegt mein Herz dir zu Füßen …“
„Tut mir leid, Galad, ich helfe dir nicht aus der
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