Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
Körpergefühl. Wenn er Laute spielte, flogen seine Finger nur so über das Griffbrett … Das war es, seine Finger! Galad schützte unbewusst seine Hände, damit diese bloß keinen Schlag abbekamen. Dies ging natürlich zu Lasten seiner Kampftechnik. Wie könnte man ihm nur helfen? Er bräuchte einen Schutz für seine Hände. „Stopp, Galad! Ich bin gleich wieder da.“ Er ließ seinen verwunderten Gegner stehen und rannte in die Waffenkammer.
Galad folgte ihm. „Bin ich so schlecht, dass du die Flucht ergreifst?“
Ian antwortete nicht, da er den hintersten Winkel der Waffenkammer durchsuchte. Freudestrahlend kam er kurz darauf mit einem Degen in der Hand zurück. „Das könnte vielleicht helfen?“ Galad sah ihn verständnislos an und er erklärte: „Hat dir noch niemand gesagt, dass du dein Schwert falsch hältst?“
„Das hat mir so ungefähr jeder gesagt, mit dem ich jemals gekämpft habe.“ Galad verzog das Gesicht. „Aber es passiert mir immer wieder.“
„Könnte es sein, dass du mit dieser Haltung versuchst, deine Finger zu schützen? Mich würde ein steifer Finger nicht stören, aber du brauchst deine Finger zum Laute spielen.“ Galad nickte langsam und Ian sprach weiter: „Deshalb habe ich dir diesen Degen herausgesucht. Schau, über dem Griffteil befindet sich zusätzlich noch ein Korb aus geschmiedetem Eisen, der die Hand schützt. Der Degen ist leichter als ein Schwert und wird einhändig geführt. Willst du ihn einmal ausprobieren?“ Er reichte Galad die Waffe, der sie zögernd entgegennahm.
„Was du sagst klingt logisch.“ Galads Blick wechselte zwischen dem Degen in seiner einen und dem Schwert in seiner anderen Hand. „Aber meine Gegner werden sich totlachen, wenn ich statt mit einem Schwert mit diesem dünnen Ding auf sie zutrete.“ Er ließ die Spitze des Degens auf die Erde sinken.
„Sie werden nicht mehr lachen, wenn sie die Klinge an ihrer Kehle spüren. Glaub mir, es kann dir nichts Besseres passieren, als dass dich deine Gegner unterschätzen.“
Hoffnungsvoll sah Galad ihn an und Ian erklärte: „Der Degen ist eine schlanke, wendige Waffe und schneller zu bewegen als ein Schwert. Ich denke, das wird dir sehr entgegenkommen.“
Doch Galads Lächeln wurde nochmals unsicher. „Habe ich mit einem Degen überhaupt eine Chance gegen einen Schwertkämpfer?“
„Hast du sie denn mit einem Schwert? Sei ehrlich, Galad. Welche Chancen hast du mir gestern gegeben, als ich mit dem Besen gegen Jake gekämpft habe?“
„Ich verstehe.“ Galad nickte. „Es ist der Mann hinter der Waffe.“
Ian schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Wenn wir es nicht ausprobieren, finden wir es nicht heraus.“
Erwartungsvoll folgte ihm der junge Lehrer zurück in die Halle und nach wenigen Schlagfolgen zeigte sich, dass seine Vermutungen richtig waren. Galad bewegte sich geschickt mit dem Degen und konnte Ians Stößen besser ausweichen. Ian wiederum hatte Probleme, Galads schnellen Richtungswechseln zu folgen, sodass er kaum Treffer landen konnte. Traf er trotzdem einmal den Degen, fand Galad durch seinen freien Arm sofort wieder zu seinem Gleichgewicht zurück. Ian erinnerten Galads Bewegungen an einen Tanz und ihm fiel ein, dass Joanna Galad einmal als sehr guten Tänzer beschrieben hatte.
Galad selbst wurde zunehmend mutiger mit seiner neuen Waffe. „Du wirst es nicht glauben, aber heute Nachmittag habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Spaß am Kämpfen.“ Sein Gesicht wurde misstrauisch. „Hältst du dich sehr zurück?“
Ian schüttelte den Kopf. „Ich bin die meiste Zeit damit beschäftigt, dir hinterherzulaufen.“ Er grinste. „Ehrlich, es klappt wirklich gut mit dem Degen. Bleib aber jetzt bitte am Platz stehen, und lass uns ein paar Angriffsschläge ausprobieren. Es kann immer passieren, dass dich ein Gegner in die Ecke drängt.“ Galad nickte und folgte seinen Anweisungen, wie er den Degen führen sollte.
Als sie nach einer Stunde verschwitzt das Training beendeten, strahlte der junge Lehrer ihn an. „Den Degen gebe ich nicht mehr her.“
Ian lachte. „Gut, dann haben wir morgen unsere nächste Stunde. Zur Vorbereitung kannst du nach einem Buch über Degenkampf suchen und es auswendig lernen.“ Er zwinkerte Galad zu, doch diesem schien der Vorschlag durchaus zu gefallen.
Kaum stand die Suppe beim Abendessen auf dem Tisch, hielt es Galad nicht mehr aus und erzählte Jake und Joanna von ihren Entdeckungen am Nachmittag. Da Jake sehr neugierig war,
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