Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
beim Mittagessen besprechen.“ Sein Gesicht war so voller Hoffnung, dass sie es fürs Erste nicht übers Herz brachte, ihn zu enttäuschen.
„Also gut.“ Joanna ließ Ians Hand los.
Lady Tamara lächelte. „Lord Darkwood“, sagte sie mit sanfter Stimme, „bitte schließt die Tür von außen.“ Ian verließ den Raum ohne sich umzudrehen. Sobald die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, blickte die Hofdame Jake an. „Bitte macht dem Freund Eurer Schwester umgehend klar, wo von nun an die Grenzen für ihn liegen.“
„Diese Aufgabe übernehme ich gerne“, erwiderte Jake.
Zufrieden sah Lady Tamara zu Joanna. „Jetzt will ich Euch meine Pläne vorstellen, Lady Joanna. Außerdem möchte ich Euren Kleiderschrank in Augenschein nehmen. Bitte lasst uns Eure Räumlichkeiten aufsuchen.“ Die Hofdame öffnete die Tür und Joanna folgte ihr völlig überrumpelt nach draußen.
Erst Stunden später verließ Lady Tamara Joannas Zimmer wieder. Joanna schwirrte der Kopf von all dem, was die Hofdame ihr erklärt hatte: ihre Kleider seien altmodisch und unvorteilhaft, ihre Frisur eine Katastrophe und dass sie kein Korsett trug, obwohl es an allen großen Höfen mittlerweile unverzichtbar sei, hatte die Heiratsvermittlerin schlichtweg entsetzt. Ihre Einwände, diese Sachen wären für ihren Alltag untauglich, hatte die Hofdame nicht gelten lassen: „Eure Aufgaben haben sich an Euch anzupassen, nicht umgekehrt.“ In Joanna brodelte es. Hätte sie es Jake nicht versprochen, sie hätte Lady Tamara längst davongeschickt. So hatte sie zähneknirschend zugehört, was sich die Hofdame überlegt hatte, um ihr zu einem angemessenen Ehemann zu verhelfen.
Erschöpft lehnte sich Joanna gegen die Tür. Wenn das morgen früh so weiterging, konnte sich Jake auf etwas gefasst machen.
Am nächsten Morgen wachte Ian zerschlagen auf. Er streckte sich und fuhr zusammen – der Schmerz saß immer noch in seinem Körper fest. Daran hatten auch Joannas Bäder, so wohltuend sie gewesen waren, nichts geändert. Verdammt, er hätte nicht gedacht, dass das eine so langwierige Geschichte werden würde. Langsam setzte er sich im Bett auf. Heute war Samstag, trotzdem konnte er nicht liegen bleiben, denn er hatte seinen Nachhilfeschülern sowie Alexander und Philipp Unterricht versprochen. Bei der Vorstellung, sich bewegen zu müssen, verzog Ian das Gesicht. Andererseits, vielleicht tat ihm das Fechttraining sogar gut. Erstaunt stellte er fest, seit über einer Woche kein Schwert mehr in den Händen gehalten zu haben. Na, er würde es sicher nicht verlernt haben. Da es spät war, verzichtete er auf das Frühstück und lief gleich zur Waffenhalle, wo Laurentin, Colin und Francis ihn bereits bei den Zuschauerrängen erwarteten.
„Geht es dir gut?“, wollte Laurentin wissen.
„Ja“, sagte Ian, „ich fühle mich wieder bestens. Lasst uns gleich anfangen, wegen mir habt ihr viel Zeit verloren.“ Er ging mit den drei Männern auf die Kampffläche und sie begannen mit den Übungen. Bald geriet Ian ins Schwitzen und erkannte, dass er mit seiner Vermutung vollkommen falsch gelegen hatte. Das Training half kein bisschen gegen die Muskelschmerzen. Im Gegenteil, er musste die Zähne zusammenbeißen, um durchzuhalten. Nach zwei Stunden betraten Alexander und Philipp die Waffenhalle und Ian nutzte die Gelegenheit, den ersten Übungsblock zu beenden.
Obwohl selbst außer Puste, betrachtete Laurentin ihn prüfend: „Ian, du kannst mir erzählen, was du willst, aber du siehst schlecht aus. Bestimmt hast du heute Morgen nicht einmal gefrühstückt. Ich gehe in die Küche und frage nach Essen für dich.“ Damit verschwand er aus der Halle, während Francis und Colin sich auf der Tribüne niederließen.
Ian sah Alexander und Philipp an, die zu ihm auf die Kampffläche gekommen waren. „Wir können trainieren bis Laurentin zurückkommt.“ Die beiden hatten Laurentins Bemerkung gehört und zögerten, seiner Aufforderung zu folgen. „Ich falle schon nicht um, wenn ich weitermache“, sagte Ian. Ich falle um, wenn ich Pause mache . Seine Worte schienen die zwei jungen Männer zu überzeugen, denn sie zogen ihre Schwerter. Da er sich bei ihnen mehr konzentrieren musste, gelang es ihm, seine Beschwerden zu verdrängen. Er war so ins Unterrichten vertieft, dass er Jake erst bemerkte, als dieser direkt neben ihm stand.
„Guten Morgen, Ian“, grüßte der Earl ihn eine Spur zu freundlich. „Ich bin gekommen, um mit dir zu trainieren. Aufgewärmt
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