Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
Vom Netzwerk:
sich, ob auch Ian diese Worte je zu hören bekommen würde. Ein Klopfen an der Tür hinderte sie daran, ihrem Bruder genau diese Frage zu stellen, denn der Besucher trat sogleich ein. Es war Galad. Er nickte ihr freundlich zu, doch an seinem Gesichtsausdruck konnte sie ablesen, dass er mit Jake alleine sprechen wollte. „Ich gehe zum Abendessen vor“, verabschiedete sie sich von den beiden Männern.
     
    Ian betrat die Burg wieder, als alle anderen bereits zum Essen in die große Halle gingen. Er war ruhiger, aber er hatte sich nicht beruhigt. Jakes Verhalten heute Morgen war ein gezielter Angriff auf seine Person gewesen. Doch warum? Er war einfach nicht dahinter gekommen und hatte daher beschlossen, Jake selbst zu fragen – und zwar jetzt gleich. Wenn er Glück hatte, war der Earl noch nicht zum Abendessen hinuntergegangen. Er stieg die Treppe hinauf ins Obergeschoss und betrat den Ostflügel. Auf halbem Weg zu Jakes Zimmer hielt er jedoch inne, denn er hörte, dass sich dort zwei Leute unterhielten. Unterhaltung war allerdings das falsche Wort, denn die beiden Männer schrien sich an. Die eine Stimme erkannte Ian sofort als Jakes, doch wem gehörte die andere? Er hörte genauer hin und bemerkte voller Erstaunen, dass es Galad sein musste. Ian konnte sich nicht erinnern, dass er Galad jemals hatte schreien hören. Er wusste, es war nicht richtig, trotzdem blieb er stehen und lauschte.
    „Wir haben tausend Mal darüber gesprochen.“ Jakes Stimme klang genervt.
    „Natürlich. Es kann nicht sein, was nicht sein darf“, erwiderte Galad höhnisch.
    „Du warst einverstanden.“
    „Seit heute Morgen nicht mehr. Du stürzt uns alle ins Unglück: deine Schwester, Ian, mich und dich selbst.“
    „Man muss manchmal Entscheidungen treffen, die einem nicht gefallen.“
    „Niemand zwingt dich dazu, Jake, niemand. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass dir deine Entscheidung nicht gefällt, im Gegenteil ...“ Galads Stimme klang jetzt eher traurig als wütend.
    Jake erwiderte darauf nichts und Ian hörte, wie Schritte zur Tür gingen. Er lief zurück und verbarg sich im Treppenturm. Galads letzte Worte konnte er trotzdem verstehen. „Ich kann so nicht länger weitermachen.“ Der junge Lehrer trat auf den Flur, knallte die Tür hinter sich zu und verschwand in seinem Zimmer.
    Ian lehnte sich an die Wand. Jetzt würde es keinen Sinn haben, mit Jake zu sprechen. Er runzelte die Stirn. Das eben Gehörte irritierte ihn. Um was war es gegangen? Vermutlich um die Tatsache, dass Joanna bald heiraten sollte und nach Jakes Meinung Galad nicht als Ehemann in Frage kam. Aber warum war sein Name gefallen? Vielleicht wusste Joanna mehr. Er musste sowieso mit ihr sprechen und sich für sein Verhalten vom Morgen entschuldigen – aber nicht mehr heute Abend. Es war keine gute Idee gewesen, den Tag im Wald zu verbringen. Doch er hatte sich abreagieren müssen. Müde ging er in sein Zimmer. Dort schaffte er es noch, seine Kleider auszuziehen, bevor er sich ins Bett fallen ließ und sofort einschlief.
     
    Der Gong, der vom Beginn des Unterrichts kündigte, weckte Ian am nächsten Morgen. Die Rettungsaktion musste ihm wohl immer noch in den Knochen stecken, denn er hatte seit Beginn des Ausbildungsjahres nie verschlafen. Die erste Stunde hielt heute Galad – und der war eher fünf Minuten zu früh da als eine zu spät. Ian zog sich an und eilte zum Unterrichtsraum. Die Tür war bereits geschlossen. Er öffnete sie und blieb stehen. Statt Galad saß Jake am Pult und bedeutete ihm mit einem Nicken, Platz zu nehmen. Erleichtert, dass der Earl sich eine Bemerkung über seine Verspätung verkniffen hatte, trat Ian ein. Wo war Galad?
    „Wie ich bereits sagte“, Jakes Blick ruhte nun doch tadelnd auf ihm, „hat Lord Lionsbridge gestern Abend die Burg verlassen müssen – eine delikate diplomatische Mission. Leider ist es völlig ungewiss, wann er zurückkehren wird. Deshalb werde ich solange seinen Unterricht übernehmen. Wir beginnen mit den letzten Aufgaben …“
    Ian schüttelte den Kopf. Jake konnte erzählen, was er wollte. Es war der Streit, weswegen Galad Greystone verlassen hatte. ‚ Ich kann so nicht länger weitermachen.‘ Das waren seine letzten Worte gewesen und der junge Lehrer hatte danach gehandelt.Er betrachtete Jake. Nach außen hin wirkte er unverändert. Doch wenn er sich unbeobachtet fühlte, legte sich ein Schatten über das Gesicht des Earls. Jetzt war es dringend Zeit, mit Joanna zu sprechen. Sein

Weitere Kostenlose Bücher