Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
Vom Netzwerk:
und ihr blieb im wahrsten Sinne des Wortes die Luft weg.
    „Bald habt Ihr Euch daran gewöhnt“, tröstete sie die Heiratsvermittlerin. „Ich schnüre es heute nur locker.“
    Joanna stöhnte. Wenn das locker war, was war dann fest? Als nächstes half ihr die Zofe, in eines der Kleider zu steigen, die Lady Tamara ihr mitgebracht hatte. Normalerweise zog sie sich alleine an, doch dieses Kleid bestand aus so vielen Unterröcken und Verschlüssen, dass sie es ohne Hilfe nie geschafft hätte. Schließlich saß alles am richtigen Platz und die Dienerin reichte ihr ein Paar neue Schuhe.
    Joanna betrachtete die dünnen Pantoffeln mit gerunzelter Stirn. „Damit kann ich nicht laufen. Sie sind hinten offen.“
    Lady Tamara blickte sie an, als hätte sie etwas sehr Dummes gesagt. „Meine Liebe, Ihr sollt damit auch nicht laufen, sondern erhaben schreiten. Und jetzt das Wichtigste: Eure Frisur. Bitte setzt Euch, ich werde Eure Zofe in die neuesten modischen Einzelheiten einweisen.“
    Widerwillig folgte Joanna der Anweisung. Eine geschlagene Stunde später war ihr Haar kunstvoll hochgesteckt. Die Zofe holte einen Spiegel und sie betrachtete sich darin. Trotz ihres Unmuts musste sie zugeben, dass das Ergebnis den Aufwand wert gewesen war. Allerdings konnte sie nicht jeden Morgen Stunden zum Ankleiden brauchen! Es war bestimmt schon fast Mittag. Langsam wurde sie kribbelig, weil sie ihr Zimmer immer noch nicht verlassen hatte.
    Doch Lady Tamara gab schon die nächste Anweisung: „Jetzt, Lady Joanna, üben wir elegantes Gehen.“
    Nachdem Joanna gefühlt mehr als zweihundert Mal unter Lady Tamaras strengem Blick in ihrem Zimmer auf und ab gegangen war, erklang der Gong zum Mittagessen und sie musste sich beherrschen, nicht erleichtert aufzuschreien.
    „Gut, wir machen eine Pause“, sagte Lady Tamara gnädig. „Euer Bruder erwartet Euch zum Mittagessen – in der Bibliothek. Ich begleite Euch.“
    Joanna konnte es kaum abwarten, Jake zu treffen. Sie kochte innerlich. Dieses sinnlose Verkleidungsspiel wollte sie nicht länger mitmachen. Ein Korsett und eine dramatische Frisur würden ihr auch keinen Ehemann einbringen. Der Vormittag war die reinste Zeitverschwendung gewesen, und sie hätte genug Arbeiten zu erledigen gehabt. Auch war es ihr nicht möglich gewesen, Ian zu sehen. Es hatte ihr ganz und gar nicht gefallen, wie ihr Bruder und Lady Tamara ihn gestern Abend behandelt hatten. Sie wusste, dass er den ganzen Morgen in der Waffenhalle trainieren wollte – eine wunderbare Gelegenheit, ihn zufällig dort zu treffen. Unter dem Vorwand, die Truhe mit den Verbänden auffüllen zu müssen, hatte sie Lady Tamara gebeten, alleine die Waffenhalle aufsuchen zu können. Doch die Hofdame hatte ihre Bitte abgelehnt. „Diese Truhe ist nicht mehr Eure Angelegenheit, Lady Joanna. Außerdem betritt keine anständige Dame ohne Begleitung eine Halle voll halbnackter Männer.“
    Joanna ärgerte sich. Sie hatte nicht geahnt, wie viele der Dinge, die sie tagtäglich ausführte, nicht dem Anspruch von Sitte und Moral genügten – und Lady Tamara wurde nicht müde, sie darauf hinzuweisen. In gereizter Stimmung betrat sie die Bibliothek. Gut, dass sie bei dieser Mahlzeit ausnahmsweise nur zu dritt sein würden.
    „Du siehst fantastisch aus“, begrüßte ihr Bruder sie, und ein Strahlen erschien auf seinem Gesicht. Er rückte ihr den Stuhl zurecht. „Das Kleid ist unglaublich.“
    „Ja, unglaublich unpraktisch. Ich werde in der Apotheke überall hängen bleiben“, antwortete sie ihm kampfeslustig und blieb absichtlich stehen.
    Jakes Gesicht wurde ernst. Mit einem Seitenblick auf Lady Tamara fuhr er fort: „Darüber wollte ich mit dir reden. Du brauchst nicht mehr zu arbeiten. Weder in der Apotheke noch in der Akademie. Ich habe einen Apotheker eingestellt, der diese Aufgaben für dich übernimmt.“
    „Wie bitte?“, rief Joanna. „Gestern noch hast du mir zugesichert, ich könnte mich frei entscheiden, ob ich Lady Tamaras Unterstützung annehmen möchte, und jetzt erfahre ich, du hast hinter meinem Rücken die Entscheidung längst getroffen!“ Sie funkelte ihn an.
    „Joanna, es war immer klar, du führst die Apotheke und den Unterricht nur vorübergehend“, erklärte Jake mit Nachdruck.
    „Aber ich verstehe nicht, warum ich es aufgeben sollte. Es ändert nichts an meiner Situation.“ Ihre Stimme wurde lauter. „Es macht mir Freude, ich will es nicht abgeben.“
    „Joanna“, änderte ihr Bruder sein Vorgehen, „unter

Weitere Kostenlose Bücher