Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
anzutun.“
„Deine letzten Worte klangen anders, wenn ich mich richtig erinnere.“
„Ich habe lange mit Joanna gesprochen.“ Jake sah seinen fragenden Gesichtsausdruck. „Es geht ihr gut und sie hat mir alles erzählt.“ Er stöhnte. „Meine Schwester hat die unmöglichsten Ideen, und du unterstützt sie auch noch dabei.“
„Sie kann sehr überzeugend sein.“
Jake seufzte. „Ich weiß.“ Mit Grabesstimme fügte er hinzu: „Ich habe ihr erlaubt weiterzumachen.“
Ians Augen wurden groß. „Und Lady Tamara heißt das gut?“
„Lady Tamara hat gekündigt. Sie meinte, es wäre hoffnungslos bei uns. Bevor sie meiner Schwester weiterhin richtiges Benehmen beibringen würde, sollte ich selbst erst einmal lernen, wie man sich anständig benimmt. ‚ Unbeherrscht und eines Earls unwürdig‘ waren ihre genauen Worte.“ Jake lächelte, dann wurde er wieder ernst. „Ich bin gekommen, um mich bei dir zu entschuldigen. Auch ohne Lady Tamara und Joanna bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass ich mich dir gegenüber falsch verhalten habe. Es tut mir leid. Sowohl der Vorfall gestern als auch die Verletzung am Arm, die ich dir zugefügt habe.“
Beide Männer sahen sich an. „Entschuldigung angenommen“, sagte Ian schließlich.
„Ich wollte nicht mit leeren Händen kommen.“ Jake ging zu dem freien Bett zurück und nahm das Schwert. „Joanna hat mir einen Tipp gegeben. Es ärgert mich, nicht selbst darauf gekommen zu sein. In Delaria gibt es einen sehr guten Schmied. Ich werde in den Winterferien mit dir dort hinreiten, und dir ein Schwert nach deinen Wünschen anfertigen lassen. Bis es soweit ist, stelle ich dir eines von meinen zur Verfügung.“ Er übergab Ian die Waffe. Sie wies kaum Benutzungsspuren auf und winzige Edelsteine zierten den Knauf.
Bewundernd begutachtete Ian das Schwert. „Danke, ich weiß das zu schätzen.“
„Und außerdem“, Jake schmunzelte, „bekommst du dein Messer zurück. Vielen Dank fürs Leihen.“ Er griff an seinen Gürtel, zog das Messer heraus und reichte es Ian. „Um auf euer Kampftraining zurückzukommen. Ich habe es Joanna nur unter zwei Bedingungen erlaubt. Erstens müsst ihr in der Waffenhalle üben, damit es einen offiziellen Charakter bekommt. Und zweitens will ich dabei sein und zuschauen oder wenigstens Adamo, damit der Anstand auf jeden Fall gewahrt bleibt.“ Seine Stimme bekam jetzt doch einen gefährlichen Unterton. „Ian, das ist kein Freibrief für dich. Mein Ziel ist es immer noch, Joanna möglichst schnell zu verheiraten – standesgemäß .“ Er funkelte ihn an. „Ich bin mittlerweile schlauer und habe erkannt, dass Drohungen bei dir nichts bringen. Ich hoffe einfach, du weißt, dass es für sie der beste Weg ist.“
Statt einer Antwort nickte Ian nur. Was hätte er auch sagen sollen?
Jake schien das auszureichen und sein Gesichtsausdruck wurde milder. „Wie geht es dir überhaupt?“ Er betrachtete die kleine Wunde an Ians Stirn.
„Der Schwindel und die Übelkeit sind verschwunden. Ich denke, morgen kann ich wieder am Unterricht teilnehmen.“
„Das klingt gut. Joanna wird heute Abend auf ihrem Zimmer essen. Ich soll dir von ihr ausrichten, sie würde sich über deine Gesellschaft freuen.“
Verblüfft schaute Ian ihn an und Jake erklärte: „Ich kann sowieso nicht verhindern, dass ihr euch seht. Es ist mir lieber, ich weiß davon, als dass du wieder durchs Fenster steigst.“ Er hob vielsagend die Augenbrauen. „Aber möglicherweise mache ich einen Kontrollbesuch.“
Der Earl verließ das Krankenzimmer und Ian hörte, wie er draußen ein Dienstmädchen beauftragte, ihm frische Kleidung zu bringen.
Kurze Zeit später betrat Ian Joannas Zimmer. Sie saß in einem ihrer Alltagskleider an einem Tisch, auf dem eine Unmenge an Essen stand. Bei seinem Anblick strahlte ihr Gesicht und er ging schnell zu ihr.
Sie erhob sich von ihrem Stuhl und fiel ihm um den Hals. „Ich bin so unglaublich froh, dass es dir gut geht.“ Ihre Stimme zitterte vor Erleichterung.
„Du hast uns aber auch erschreckt. Es freut mich, dich gesund im Arm zu halten, auch wenn ich langsam nervös werde.“
„Wieso denn das?“
„Jake hat einen Anstandsbesuch versprochen.“
Joanna lachte auf, ließ ihn aber los. „Ich denke nicht, dass er heute Abend hier auftaucht. Dafür ist sein schlechtes Gewissen noch zu frisch. Aber wir sollten trotzdem anfangen zu essen, denn sonst wird die Suppe kalt. Außerdem bin ich furchtbar hungrig.“ Sie setzten sich an
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