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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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und dann durchs Esszimmer«, flüsterte Cameron mir zu und deutete mit dem Kopf in die entsprechende Richtung.
    Ich nickte und verließ den Raum.
    Irgendwie machte Colleen Shadley auf mich nicht den Eindruck, als ob sie nach einem Schock einen Drink brauchte. Also machte ich stattdessen eine Kanne Tee. Während er zog, suchte ich doch noch eine Flasche Cognac. Fündig geworden, goss ich zwei Finger breit in eine der Tassen. Dann kehrte ich mit den drei vollen Tassen auf einem Tablett ins Wohnzimmer zurück.
    Cameron hatte seine Mutter inzwischen dazu gebracht, sich wieder auf das Sofa zu setzen. Sie klammerte sich noch immer an ihn und wimmerte hilflos.
    Ich reichte ihr die Tasse mit dem Cognac. »Das wird Ihnen gut tun. Trinken Sie.«
    Ihr Sohn holte ihr ein Päckchen Taschentücher, während sie den ersten Schluck nahm. Sie schüttelte sich, zog ein Gesicht und trank dann langsam weiter. Dann tupfte sie sich mit einem Taschentuch die verschmierten Augen ab und putzte sich artig die Nase.
    »Ich … Ich … Das war nicht richtig von mir«, erklärte sie schließlich.
    Cameron streichelte ihr sanft über den Arm. »Mom, ist schon in Ordnung. Du … Du standest unter Schock. Mach dir keine Sorgen.«
    Sie nickte unsicher und trank noch einen Schluck Tee. Dann stellte sie die Tasse auf den gläsernen Couchtisch vor dem Sofa. »Es tut mir leid«, sagte sie, »aber ich kann dieses Gesöff nicht trinken. Ich brauche dringend etwas Stärkeres.«
    So viel zu meiner Menschenkenntnis.
    Cameron stand auf und verließ das Zimmer, um etwas Alkoholisches zu holen. Colleen, deren Gesicht immer noch mit Mascara und Lippenstift verschmiert war, blickte auf und sah mich fragend an.
    »Was soll ich jetzt nur tun?«

Zwanzig
     
     
    »Improvisieren Sie einfach.« Ihre Augen spiegelten ihre Verwirrung wider, und sie schüttelte erneut verzweifelt den Kopf. »Ich kann nicht improvisieren, wie Sie das nennen. Ich plane, organisiere, bereite mich auf jede Eventualität vor. Aber auf diese Situation war ich nicht vorbereitet.«
    Ich begann laut nachzudenken. »Vielleicht könnten Sie sich ja einreden, dass Cameron unter einer exotischen Krankheit leidet, die eine drastische Änderung seines Lebensstils erforderlich macht. Er ist noch immer Ihr Sohn und weiterhin ein ehrlicher und intelligenter junger Mann. Er ist nur … ein wenig anders.«
    Sie verzog abschätzig den Mund. »Sie hören sich an wie ein Therapeut.«
    Cameron kehrte mit einer Flasche Cognac und drei Gläsern zurück. Er goss uns allen einen großzügigen Schluck ein. Ich warf ihm einen scharfen Blick zu.
    Er erwiderte ihn mit einem stillen »Was denn?« und zuckte mit den Achseln. »Es ist Alkohol. Den kann ich fast durch die Haut absorbieren, der schadet mir nicht im Geringsten.« Er setzte sich neben seine Mutter. Schweigend tranken wir. Colleen Shadley stürzte ihren Cognac in einem Zug hinunter, schüttelte sich und stellte das Glas beiseite.
    »Also gut, Cam«, sagte sie. »Erzähl mir, wie das alles passiert ist. Hilf mir, es zu verstehen.«
    Er goss ihr Cognac nach, vermied es aber, sie anzusehen. »Die Einzelheiten sind ziemlich unerfreulich, Mom. Ich habe etwas getan, das ich für dringend notwendig hielt, aber ich bin es falsch angegangen. Können wir es nicht einfach dabei belassen, dass es passiert ist, weil ich mich überschätzt habe?«
    »Einverstanden. Eines Tages werde ich hoffentlich die ganze Geschichte erfahren, aber das soll mir fürs Erste reichen. Also, dann erzähle das, was du für wichtig hältst.«
    »Ich lernte jemanden kennen, der nicht sehr angenehm war und dieser Jemand nutzte meine Naivität aus. Ich habe es zugelassen, weil ich dachte, ich sei klüger, als ich es in Wirklichkeit bin.«
    Colleen verkrampfte sich und hustete. Sie winkte ab, als ihr Sohn ihr auf den Rücken klopfen wollte und beruhigte sich nach einer Weile. »Fahr fort«, forderte sie ihn auf. Ihre Augen waren feucht und sie tupfte immer wieder mit dem Taschentuch daran herum, während er weiter erzählte.
    »Ich wurde krank.«
    »Ich weiß, dass es dir nach Weihnachten eine Zeit lang nicht gut ging.«
    »Das war bereits im Februar, Mom, aber egal. Auf jeden Fall ging es mir verdammt schlecht und ich hatte keine Ahnung, was mit mir los war. Als ich es schließlich herausfand, wusste ich nicht, was ich tun sollte. Also versuchte ich, mir Hilfe zu besorgen, aber es klappte nicht. Jetzt habe ich noch einiges zu klären, bevor … bevor alles mehr oder weniger annehmbar ist. Aber

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