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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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können schmerzen.«
    »Aber ein Vampir, so stelle ich mir das zumindest vor, muss lernen, das alte Leben zu vergessen«, ergänzte Mara die Erklärungen ihres Mannes. »Sonst würden sie mit Sicherheit wahnsinnig werden. Wie könnten sie weiter existieren, wenn sie sich nicht völlig ändern würden?«
    »Und Cameron ist ein Vampir«, sagte ich.
    »Ja, aber er steht noch am Anfang«, erinnerte mich Mara. »Er ist noch ein guter Junge mit einem Problem. Er wird sich ändern, aber das werden wir hoffentlich nicht mehr miterleben. Eines Tages, wenn er älter ist und ganz Teil dieser Gemeinschaft geworden ist, wird er ein Monster sein. Aber willst du es auf dich nehmen, ihn jetzt sterben zu lassen, verwirrt und verzweifelt? Du hast die Wahl.«
    »Das ist nicht fair«, protestierte ich.
    »Nein, das ist es nicht. Du musst es mit dir selbst ausmachen. Aber zerbrochene Eier kann man nicht wieder ganz machen. Was wollen wir also als Nächstes tun? Das ist die Frage.«
    »Das ist mein Problem«, widersprach ich. »Nicht eures. Ich ertrinke und habe gleichzeitig das Gefühl, dass mich jemand aussaugt, seitdem mein Klient … mein Ex-Klient, dieser Geist oder was auch immer … seitdem er mein Büro betreten hat.«
    Ben lebte plötzlich wieder auf. Er fühlte sich intellektuell gefordert. »Ehrlich? Hattest du dieses Gefühl bereits vor eurer Auseinandersetzung oder erst danach?«
    »Danach.«
    »Lass mich nachdenken …« Er begann, einige Papiere durchzusehen und in Büchern zu blättern. »Seine Zwanghaftigkeit in Bezug auf das Harmonium … Physische Manifestationen und Willensäußerungen … Taten … Hm, interessant.« Er blickte von den Seiten eines dicken Wälzers auf und schüttelte sich. »Ich würde sagen, dein Klient gehört zu den so genannten bewussten Geistern. Das sind Geister, die sich auf einer recht hohen Stufe befinden und in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen und ihren Willen durchzusetzen. Wir müssen es mit einem Wiedergänger zu tun haben.«
    Ich sah ihn fragend an. Hundemüde wie ich war, wünschte ich mir nichts anderes mehr als einen weiteren Whiskey, an dem ich mich festhalten konnte. »Das musst du mir erklären.«
    »Gern. Nehmen wir zum Beispiel Albert. Er ist sozusagen eine Art Gartengeist mit einem beschränkten Bewusstsein, sehr begrenztem Willen und noch weniger Möglichkeit, diesen anderen aufzudrücken. Die meisten Geister sind rein ätherische Gebilde. Sie besitzen keinerlei Willen oder Charakterzüge. Sie durchlaufen sozusagen automatisch ihr Dasein, bis sie erlöst werden oder einfach aufhören zu existieren; sie sind nur Schatten oder Echos. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um eine Form der Retrokognition.«
    Ich sah ihn verständnislos an. »Der Retrowas?«
    »Das bedeutet, dass man sich einer Sache aus der Vergangenheit bewusst ist. Auch ein Medium kann unter bestimmten Umständen dazu fähig sein. Manche von ihnen wenden es zum Beispiel bei der Psychometrie an.«
    »Ben«, unterbrach ihn Mara. »Ich bin mir sicher, dass Harper die Version für Laien bevorzugen würde, wenn du nichts dagegen hast.«
    Er sah etwas betreten drein. »Oh. Na gut … Also Psychometrie … äh, das können wir vielleicht ein anderes Mal klären. Aber Retrokognition … Wenn man zum Beispiel einen Geist sieht an einem Ort, der in dieser Form schon lange nicht mehr existiert, dann ist das Retrokognition. Man sieht Dinge aus der Vergangenheit. Hast du das schon mal erlebt?« Seine Augen funkelten neugierig.
    »Manchmal«, antwortete ich. Mit jeder Sekunde wurde ich müder.
    Er nickte. »Gut. Ein geeignetes Medium könnte also das Objekt begutachten und durch Retrokognition feststellen, welche Verbindung zwischen deinem Klienten und diesem Harmonium besteht. Sollte es sich aber tatsächlich um ein dunkles Artefakt handeln, wäre das möglicherweise sehr gefährlich.«
    »Es steht auf jeden Fall in enger Verbindung zum Grau und scheint aus einem Nexus in der Nähe Energie zu beziehen, fast so, als würde es sich um eine Art Batterie handeln.«
    »Das hat Mara erzählt.« Er sah seine Frau an, die ihn nervös anlächelte und ihm ein Zeichen gab, fortzufahren. »Welchem Zweck könnte dieses Artefakt wohl dienen?«
    »Keinem guten«, sagte ich. »Es ist schwarz und rot und extrem unfreundlich. Ich glaube, dass es allem, was sich ihm nähert, die Energie aussaugt.«
    »Lange kann es das aber noch nicht tun, sonst hätte schon früher jemand etwas bemerkt.«
    »Ich habe es bemerkt«, murmelte

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