Greywalker
Augenbrauen fragend an.
»Blaine.«
Ich zwang mich dazu, einen Schritt vorzutreten. Ekel und der Schmerz in meiner Brust taten ihr Bestes, um mich davon abzuhalten.
»Ich möchte mit Ihnen reden.«
Er nickte und gab mir zu verstehen, dass ich ihm in sein Büro folgen sollte. Als ich an ihm vorbeiging, zitterte ich vor Kälte.
Das gepiercte Gothic-Mädchen wühlte gerade in einigen Kartons herum. Sie sah hoch, als wir eintraten.
»Lass das«, befahl Carlos.
Sie zuckte mit den Achseln. »Okay.« Ich beneidete sie um ihre offensichtliche Unempfindlichkeit. Sie trippelte wie eine Geisha aus dem Zimmer und wir warteten, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
»Setzen Sie sich.«
Ich sank auf einen Stuhl. Carlos nahm in seinem Sessel hinter dem Schreibtisch Platz und sah mich abwartend an. In seinen Augen spiegelte sich kein Licht und ich schüttelte mich unauffällig, während er darauf wartete, dass ich sprach.
»Ich muss mich mit Edward treffen. Können Sie mir dabei behilflich sein?«
Carlos lehnte sich mit ausdrucksloser Miene zurück. Nach einer Weile sagte er: »Ja, könnte ich.«
»Wann und wo?«
»Er hält mittwochs immer Hof im After Dark.«
»Das ist doch am Pioneer Square, nicht wahr? Ich war noch nie dort.«
Für einen Moment blitzten seine schwarzen Augen bösartig auf. »Das geht den meisten Tageslichtlern so. Er wird Sie empfangen. Ich werde mich darum kümmern.«
»Und wann?«
»Nicht vor zweiundzwanzig Uhr.«
»Ich möchte, dass so viele wie möglich da sind, denen Edward etwas angetan hat oder die aus sonst irgendeinem Grund nicht gut auf ihn zu sprechen sind. Auch unzufriedene oder neutrale Vampire wären eine Hilfe. Könnten Sie das auch bewerkstelligen?«
»Mit Vergnügen.«
»Danke. Ich habe außerdem noch eine andere Bitte an Sie, die nichts damit zu tun hat.«
Wieder durchbohrte mich sein Blick. Der arme Jason tat mir wirklich leid.
»Es gibt da einen Gegenstand, zu dem ich gern Ihre Meinung gehört hätte – als Spezialist.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Und worin bin ich Ihrer Meinung nach ein Spezialist?«
»In der Totenbeschwörung.«
Er runzelte die Stirn, und die ganze Macht seiner Persönlichkeit drückte mich tiefer in meinen Stuhl. Er knurrte und mein Körper begann unwillkürlich zu zittern. Die Schwingungen seines Zorns schlugen mir entgegen. Ich schluckte und begann so schnell wie möglich durch meine zugeschnürte Kehle zu sprechen.
»Ich benötige die Dienste eines Nekromanten, und Sie sind der einzige, den ich kenne. Es hat mir keiner Ihr Geheimnis verraten, ich habe nur Schlussfolgerungen aus Ihrer Geschichte gezogen. Das schwöre ich.«
Er beruhigte sich etwas. »Und wozu brauchen Sie einen Nekromanten?«
»Ich möchte alles über die Geschichte eines dunklen Artefakts in Erfahrung bringen. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich sogar um eines für Totenbeschwörungen. Interessiert?«
Er lehnte sich zurück. Seine Wut war abgeebbt, auch wenn die Dunkelheit um ihn herum unverändert blieb. »Sie sind eine Närrin.«
»Mir bleibt keine andere Wahl«, gab ich zu und hoffte, dass ich ihn richtig eingeschätzt hatte.
»Sind Sie wirklich so verzweifelt, dass Sie sich mir ausliefern wollen? Ich könnte einen Preis verlangen, den Sie lieber nicht bezahlen möchten.«
»Sie könnten, aber werden Sie das denn tun?«
Er starrte mich schweigend an. Schlangenlinien aus Licht und Schatten legten sich zwischen uns und fuhren mir über die Augen. Ich wehrte mich nicht, obwohl ich mich innerlich vor Angst verkrampfte. Sie glitten mit eisiger Neugier über den Knoten, ehe sie sich wieder zurückzogen.
Er kniff die Augen zusammen und lächelte mich gespenstisch an. »Diesmal noch nicht. Wo und wann?«
»Morgen im Madison-Forrest-Geschichtsmuseum. Wir müssen Ihre Erkenntnisse dann mit einer Freundin von mir, einer Hexe, besprechen.«
Er zog erneut eine Augenbraue hoch. »Eine echte Hexe?
Nicht nur so ein lächerlicher Abklatsch aus der New-Age-Bewegung?«
»Eine echte Hexe.«
»Das gab es schon lange nicht mehr.«
Ich sagte nichts.
Er senkte den Kopf und nickte leicht. »Morgen nach Sonnenuntergang.«
Ich stand auf, und auch Carlos erhob sich. Meine Hand streckte ich ihm nicht entgegen. »Danke.«
Er trat auf mich zu. Ich wäre am liebsten zurückgewichen, wagte es aber nicht.
Er beugte sich über mich. »Etwas Mächtiges ist in Ihnen. Trotzdem scheinen Sie krank zu sein.« Er streckte die Hand aus und strich etwas von meinen Haaren und
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