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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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Schultern, bevor er langsam über meinen Solarplexus fuhr, ohne mich dabei zu berühren. Er hob ein sich windendes Stück Dunkelheit hoch und roch daran. »Sie stinken nach dunklen, aber mit Licht durchsetzten Mächten. Haben Sie das Artefakt etwa berührt?«
    »Nein, aber man könnte sagen, dass es mich berührt hat«, erklärte ich.
    Er rieb den Schattenschnipsel zwischen seinen Fingern. »Beunruhigend. Das kann eigentlich nicht sein.« Dann umhüllte er ihn mit seiner Hand und steckte ihn in seine innere Jackentasche.
    »Ich bin davon auch nicht gerade begeistert«, erwiderte ich.
    »Seien Sie vorsichtig, Blaine.«
    Diesmal war es an mir, eine Augenbraue hochzuziehen. »Und dabei Ihnen vertrauen?« Ich wechselte das Thema. »Wie werden wir Sie morgen finden?«
    »Ich werde Sie finden.« Seine Augen funkelten. Er grinste, und ich glaubte zu spüren, wie sich seine weißen Fangzähne tief in mein Fleisch bohrten. »Ich werde Sie von jetzt an immer an Ihrem Geruch erkennen.« Mir lief es kalt den Rücken hinunter.
    Ich war erleichtert, als ich wieder auf der Straße stand und Carlos vorerst nicht mehr sehen musste. Als Nächstes ging es nun zu Alice.
    Sie kniff die Augen zusammen, als ich in der Bar auf sie zuging. Mit gierigem Hunger lächelte sie mich an. Grelle rote und gelbe Funken umtanzten sie. »Sie haben viel zu offen gespielt. Ich musste meine Karten auf den Tisch legen, um Sie zu decken. Um Ihretwillen hoffe ich, dass es nicht umsonst gewesen ist.«
    »Ich bin viel zu müde, um mir mit Ihnen eine Schlacht zu liefern. Wenn Sie Ihre Chance nutzen wollen, sollten Sie unbedingt am Mittwoch so gegen halb zehn ins After Dark kommen.«
    »Wer hat Ihnen vom After Dark erzählt?«
    Ich lächelte sie mit der ganzen Kälte in meinem Herzen an, antwortete aber nicht. Ihr eisiger ätzender Hass schlug mir entgegen und brachte das Grau in mir erneut in Schwingung. Meine Knie zitterten, aber ich schaffte es irgendwie, nicht umzukippen.
    »Sobald ich fertig bin«, sagte ich schließlich, »werden Sie Ihre Chance bekommen. Sollten Sie aber zu früh eingreifen, verbauen Sie sich alles. Verlieren Sie also auf keinen Fall die Geduld.«
    »Die Geduld? Die letzten Jahrzehnte habe ich nichts anderes getan, als geduldig zu sein. Wenn Sie mich hintergehen –«
    »Und warum sollte ich so etwas tun? Ich werde keinen einzigen Verbündeten im After Dark haben, im Gegenteil.
    So wie es im Augenblick aussieht, werden Sie die Einzige sein, die keinen Grund hat, mich um einen Kopf kürzer zu machen.«
    Ich legte eine dramatische Pause ein und wandte mich von ihr ab. »Vielleicht sollte ich mir gar nicht die Mühe machen. Ich könnte irgendwo anders hin, wo man mich nicht erwischt und ein mehr oder weniger friedliches Leben führen. Vertrauen kann ich Ihnen nicht. Sie wären vermutlich die Erste, die ihre Drohungen in die Tat umsetzt.«
    Ich tat so, als wollte ich gehen. Alice packte mich jedoch am Arm. Ich hatte das Gefühl, abwechselnd von Hitze und schwarzem Eis durchfahren zu werden. »Sie wollen aussteigen?«
    Ich entzog mich ihrem Griff, was uns beide überraschte. »Wieso nicht? Wer soll mich daran hindern?«, fragte ich herausfordernd.
    »Ich sagte doch, dass ich Ihnen nichts tue, wenn Sie meinen Anweisungen folgen.«
    »Genau das habe ich getan. Aber Sie haben sich nur bei mir beschwert. Was bleibt mir also anderes übrig? Vergessen Sie es einfach.«
    Alice fauchte.
    Ich wandte mich wieder zu ihr um und sah ihr direkt in die Augen. Dabei drückte ich – in der Hoffnung, es richtig zu machen – so stark ich konnte gegen das Grau. »Also gut. Dann versprechen Sie, mir nichts zu tun, wenn ich Ihnen helfe, an Edward heran zu kommen. Solange ich Ihnen nicht ins Handwerk pfusche, lassen Sie mich in Ruhe. Versprechen Sie das.«
    Unendliche Kälte durchflutete mich, während sie meinen Blick erwiderte. Ihre Stimme klang tief und hohl, als sie mir antwortete. »Ich verspreche, dass ich Ihnen nichts tun werde, wenn Sie mir helfen, an Edward heran zu kommen, und dann Ihrer Wege gehen.«
    Ich lächelte sie an und wandte mich dann ab, um zu gehen, bevor sie es sich anders überlegte.
    Sie starrte mir hinterher. Ich konnte deutlich spüren, wie ihr Blick meine Wirbelsäule hinab wanderte.

Achtundzwanzig
     
     
    Am Dienstagmorgen regnete es. Obwohl ich mich schwach und steif fühlte, ging ich joggen, bis mir die Brust das erste Mal seit Tagen aus körperlicher Erschöpfung weh tat. Physisch schien ich in guter Verfassung zu sein, aber ich

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