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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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das Artefakt bewegt, während sich der Geist nicht darin aufhielt. Er tötete den Besitzer und nahm seinen Namen an. Doch dann verirrte er sich. Er wandert umher, noch immer an das Artefakt gebunden, unfähig, sich davon zu befreien, aber ebenso unfähig, zu ihm zurückzukehren. Denn das kann er nur, wenn ihn jemand ruft oder er dem Artefakt, dem Gefängnis seines Körpers, gegenübersteht. Es gibt niemanden, der ihn rufen könnte, also versucht er verzweifelt, das Artefakt zu finden und sein eigener Herr zu werden.«
    »Aber das Harmonium gehört dem Museum –«
    »Eigentumsverhältnisse zählen in solchen Fällen nicht.« Stirnrunzelnd fuhr Carlos fort: »Die Kiste ist zweifelsohne der ursprüngliche Behälter, der von Objekt zu Objekt transferiert worden ist. Sie ist von Zaubersprüchen und Holz umgeben, um den Geist vor sich selbst und anderen zu verbergen. Er ist stark und unabhängig. Zu Lebzeiten muss er ein mächtiger Mann gewesen sein und sein Meister fürchtete den Geist zu Recht. Als das Instrument ins Museum kam, bekam er Zugang zu der Energie, die es vom Nexus stiehlt. Und obwohl er es nicht aus eigener Kraft finden konnte, besaß er doch genügend Energie, um die Welt um sich herum manipulieren zu können. Er begann, die jeweiligen Besitzer aufzuspüren und sie umzubringen.«
    Mein Magen drehte sich um. »Alle?«
    Carlos nickte. »Jeden einzelnen außer dem jetzigen. Er tötete auch die meisten seiner früheren Meister. Jedes Mal hoffte er, endlich frei zu sein, und jedes Mal täuschte er sich. Seine Verbitterung reicht tief, weshalb seine Pläne für die Zukunft von Dunkelheit und weiteren Morden geprägt sind.«
    Mara legte eine beruhigende Hand auf meine Schulter. »Wer war der Geist, als er noch lebte?«
    Carlos kniff die Augen zusammen und sah sie abschätzig an. »Ein Magier. Es wäre töricht von mir, seinen Namen laut auszusprechen. Selbst sein falscher Name genügt, um seine Aufmerksamkeit zu wecken, während man sich in der Nähe des Artefakts befindet.«
    »Wie alt ist das Artefakt?«
    »Die Kiste würde ich auf gut siebenhundert Jahre schätzen. Der Rest ist unwichtig. Die Zaubersprüche und Riten, die darin eingearbeitet sind, schützen die sterblichen Überreste, solange sie sich in dem Behältnis befinden«, erklärte Carlos. »Einmal entnommen, würden sie auf der Stelle zu Staub zerfallen. Und wenn man sämtliche Überreste der Kiste entnimmt, wäre der Geist endlich frei, um diese Welt zu verlassen. Aber selbst dann muss das Instrument zerstört werden, um die ungeheure Energie darin freizusetzen.
    Wenn das ohne Vorsichtsmaßnahmen geschieht, sucht sich die Energie wie Wasser, das einen Damm sprengt, einen Weg. Sie wird alles um sich herum zerstören. Für Sie als Hexe würde es Schmerz bedeuten und den Verlust Ihrer Kräfte, vielleicht für immer.«
    Carlos wandte sich an mich. »Und für Sie …« Er griff nach mir, aber ich wich ihm aus. Seine Hand kam näher. Auf einmal zuckte er jedoch zurück, als ob er sich verbrannt hätte, und warf Mara einen scharfen Blick zu.
    »Sie haben es gewagt?«
    »Ja, das habe ich«, gab sie zurück. »Und Sie wissen, dass es nicht gegen Sie gerichtet ist, sondern gegen das Ding da oben.«
    Carlos nickte ihr respektvoll zu.
    Mara nickte ebenfalls. »Und was wäre mit Harper?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Er sah mich prüfend an. »Es könnte Sie umbringen oder einfach durch Sie hindurch fließen oder Sie auch völlig verbrennen. Es wäre interessant, herauszufinden, ob zumindest ich überlebe.«
    Ich zitterte und presste mir die Faust auf den Solarplexus. »Wie komisch, dass dieses Ding, das ich nicht haben möchte und das mir einer von euch gegeben hat, mich töten wird. Aber was passiert, wenn Ihr so genannter Damm gar nicht bricht?«
    Die Dunkelheit in Carlos’ Augen lähmte mich. Er schüttelte den Kopf. »Er wird brechen, sobald wir das Artefakt auseinander nehmen.«
    »Und was geschieht, wenn der Geist das Harmonium findet, bevor wir das tun können?«
    »Dann wird er seinen Plan ausführen.«
    Ich zog meine Füße auf den Sitz und schlang wie ein verzweifeltes Kind die Arme um die Knie.
    »Wir müssen es zerstören«, erklärte Mara entschlossen.
    Carlos lachte. Es klang wie aufeinander schlagende Knochen. »Als ob das so einfach wäre. Dazu braucht man große Macht. Sie und ich sind dieser Sache allein bestimmt nicht gewachsen.«
    »Wie viele brauchten wir noch?«, wollte Mara wissen.
    Carlos dachte laut nach. »Wir brauchen Magier, die

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