Greywalker
Augen und starrte geradeaus, um nach der Übergangszone der zwei Welten zu suchen.
Es sah aus wie ein Vorhang aus Wolken und Dunst – buchstäblich grau. Der Übergang vom Normalen zum Außergewöhnlichen wurde von einem Energieschimmer durchzogen, der wie große Regentropfen im Nebel funkelte.
Ich schloss die Augen wieder und schob diese Empfindung beiseite. Zuerst widersetzte sie sich mir und ich begann angestrengt zu keuchen; doch dann beruhigte ich mich und versuchte es noch einmal. Das Schwindelgefühl, der Geruch und die Kälte wichen. Als ich die Augen öffnete, befand ich mich wieder in meinem Wohnzimmer.
Ich nahm den Hörer wieder in die Hand. »Es hat tatsächlich geklappt.«
»Sehr gut! Jetzt versuchen Sie es noch einmal, aber diesmal gehen Sie hinein.«
»Nein!«
»Es wird Ihnen nichts passieren. Sie müssen es kontrollieren und nicht umgekehrt. Öffnen Sie einfach die Tür und gehen Sie hinein. Dann drehen Sie sich um und kommen wieder heraus. Zum Schluss müssen Sie es nur noch von sich schieben und das war es auch schon. Sie werden sich danach bestimmt besser fühlen, da bin ich mir sicher.«
Ich war mir da gar nicht so sicher. Aber ich versuchte es trotzdem. Ich setzte mich wieder aufrecht hin, versuchte mich zu entspannen und ertastete die Grenze. Auf einmal begann ich zu schweben und verspürte eine angenehme Wärme. Ich öffnete die Augen, und da tauchte es vor mir auf. Vorsichtig stand ich auf und ging darauf zu, während ich mit der rechten Hand die Wärme in meiner Linken streichelte. Die Grenze wurde schmaler, ja näher ich kam, bis sie nur noch aus Rauch zu bestehen schien. Ich tat einen weiteren Schritt nach vorn und befand mich mitten im lebendigen Nebel des Grau.
Er waberte um mich herum. Mein Magen krampfte sich zusammen. Ich holte tief Luft und versuchte, nicht die Nerven zu verlieren. Chaos stieß ein seltsames Lachen aus.
Ich sah auf meine Hände und bemerkte, wie sich das Grau um mich wand. Ich hatte das Frettchen mitgenommen, es musste wohl wieder auf meinen Schoß gekrochen sein, ohne dass ich es bemerkt hatte. Ich fluchte. Der Boden oder was auch immer sich unter meinen Füßen befand, wackelte. Ich spürte, wie Panik in mir aufstieg. Zumindest konnte ich diesmal kein Anzeichen für die Anwesenheit des schrecklichen Monsters erkennen. Auch diese menschliche oder nicht-menschliche Gestalt, die mit mir gesprochen hatte, war nirgends zu sehen. Ich war ganz allein im ruhelos dampfenden Nebel.
»Immer schön langsam«, flüsterte ich mir zu und versuchte, noch einmal tief einzuatmen, was diesmal aber nicht wirklich half. Meine Beklommenheit nahm vielmehr zu. Der ekelhafte Gestank nach Verwesung stieg mir erneut in die Nase. »Okay, mein kleines Pelztierchen, es ist wohl an der Zeit, dass wir uns aus dem Staub machen.«
Ich drehte mich um und suchte nach der Grenze, um auf die andere Seite zurückzugelangen. Aber ich konnte sie nirgends entdecken. Mein Wohnzimmer war verschwunden, obwohl ich wusste, dass hier gleichzeitig dort war. Erschöpft und verängstigt wollte ich nur noch weg. Meine Konzentration ließ nach und ich fing wieder an zu keuchen. Ohne es zu bemerken, klammerte ich mich an mein Frettchen, das empört aufschrie und versuchte, sich aus meinem Griff zu winden.
Ich spürte einen Windstoß, und das Grau um mich herum geriet in Wallung. Da entdeckte ich die Grenze. Sie war nahe und doch seltsam verschwommen. Ich ging darauf zu und merkte auf einmal, wie eiskaltes Grauen von mir Besitz ergriff – wie ein Wind, der Unwetter mit sich bringt. Die Grenze des Grau flimmerte nur eine Armeslänge von mir entfernt. Chaos kreischte erneut auf und versteckte sich in meinem Hemd. Hinter mir ballte sich etwas Dunkles und Zorniges zusammen.
Mit einem Satz kämpfte ich mich bis zur Grenze vor. Das wütende schwarze Monster röhrte, packte mich am Rücken und schüttelte mich. Ich schrie auf und sprang so gut ich konnte. Etwas Steifes und Kaltes kratzte gegen meine Haut, als ich nach vorn hechtete …
… und auf den Wohnzimmerteppich fiel. Tränen der Erschöpfung liefen mir über die Wangen, während ich nach dem Frettchen suchte. Chaos befreite sich aus meinem Hemd und sauste in seinen Käfig. Ich schaute zurück und wappnete mich, um meinen Verfolger in die Flucht zu schlagen. Aber da war nichts – nichts zu sehen und nichts zu riechen. Nur mein Wohnzimmer, das aussah wie immer. Ich lag auf dem Teppich und keuchte.
Langsam richtete ich mich auf. Mein Brustkorb tat
Weitere Kostenlose Bücher