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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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sicher.«
    Will grinste. Wir unterhielten uns prächtig über alles Mögliche. Doch als uns das Essen gebracht wurde, verspürte ich ein seltsames, mulmiges Gefühl in der Magengegend. Ich kannte dieses Gefühl nur zu gut. Als ich mich über den Fisch beugte, schaute ich mich vorsichtig im Lokal um.
    Da entdeckte ich am Rand meines Gesichtsfeldes ein flimmerndes Gesicht. Es wirkte zuerst wie einer dieser visuellen Tricks, die man nur sehen kann, wenn man nicht genau hinsieht. Ich tat so als ob ich eine Gräte aus meinem Lachs entfernen müsste, senkte den Kopf und atmete langsam und tief durch. Nach einem Moment hatte ich mich so weit unter Kontrolle, dass ich in der Lage war, das Grau zu konfrontieren, ohne hineingezogen zu werden.
    Ein Geist starrte mich mit lang gezogenem, mürrischem Gesicht an. Er stand an eine Wand gelehnt neben dem Eingang zu den Toiletten, war dünn und schmächtig und trug einen altmodischen Anzug.
    Ich starrte ihn fassungslos an und flüsterte so leise ich konnte: »Albert?«
    Er winkte mich ungeduldig zu sich heran.
    Rasch warf ich Will einen Blick zu, der verständnislos die Stirn runzelte. »Entschuldige bitte. Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch dringend einen Klienten anrufen muss. Es dauert sicher nicht lange.«
    Die Neugier stand ihm ins Gesicht geschrieben, aber er stellte mir keine Fragen. »Okay. Ich rühre mich nicht vom Fleck.«
    Ich lächelte ihn an, glitt aus unserer kleinen Nische, nahm meine Handtasche und machte mich auf den Weg zu den Toiletten.
    Während ich den Gang entlanglief, hielt ich Ausschau nach Albert.

Vierzehn
     
     
    Was hatte der Hausgeist der Danzigers hier zu suchen? Mein Magen krampfte sich zusammen und machte Anstalten, den Fisch, den ich gerade gegessen hatte, wieder abzustoßen. Aber ich konzentrierte mich so gut ich konnte und suchte nach Albert, ohne dabei ganz ins Grau gesogen zu werden.
    Ich entdeckte ihn wieder unter einem Türrahmen aus Drachenrauch. Alles in mir wehrte sich dagegen durch das Tor zu gehen, aber er winkte mich zu sich. Ich biss also die Zähne zusammen und versuchte, meine Panik zu unterdrücken. Dann trat ich in das kalte, stinkende Grau.
    Ich taumelte etwas und Albert schien an Substanz zu gewinnen, ehe er mir – wieder durchsichtig wie ein Regenschleier – ungeduldig zuwinkte. Noch konnte ich die Grenze des Grau spüren, aber die Welt schien dunkler und von silbernen Nebeln überlagert zu sein. Ich streckte die Hand nach Albert aus, trat durch eine wabernde Tür und lief dann eine kaum wahrnehmbare Treppe hinab – stets umgeben von kaltem, trockenem Nebel. Krampfhaft versuchte ich, die normale Welt nicht aus den Augen zu verlieren, als ich sah, wie Albert in den dunklen Tiefen unter mir ein Streichholz anzündete.
    Wir hatten wohl das Restaurant verlassen, denn es fühlte sich so an, als ob wir uns in einem Tunnel befänden. Es war feucht und modrig. Die einzige Beleuchtung stammte von geisterhaften Lichtern, die immer wieder kurz aufflackerten und dann wieder ausgingen. Vor mir war plötzlich Lärm zu hören, entferntes Geschrei und ein Getöse, das wie Musik zu klingen schien.
    Alles drehte sich um mich. Ich zögerte für einen Moment und meine Konzentration ließ nach. Jetzt nur nicht in Panik ausbrechen, dachte ich verzweifelt. Ich musste weiter, immer hinter Albert her und mich völlig auf ihn konzentrieren. Er war im Moment der Einzige, an den ich mich halten konnte. Schließlich hatte ich keine Ahnung, was passieren würde, wenn ich auf einmal aus dem Grau gerissen wurde. Ich konnte mitten in einer Wand landen oder wenige Zentimeter vor einem heranrasenden Lastwagen. Außerdem hegte ich die Hoffnung, dass die Gegenwart eines Geistes – einer Kreatur, die hierher gehörte – das unheimliche Wesen auf Abstand halten würde. Ich konzentrierte mich also so gut es ging auf Albert und folgte ihm. Allerdings zitterte ich am ganzen Körper und eiskalter Schweiß lief mir über den Rücken.
    Vorsichtig stieg ich eine steile Wendeltreppe hinab und fand mich in einem schwach erleuchteten Schacht wieder. Vor mir befand sich eine schwere Eisentür und dahinter ein weiterer Tunnel. Angsterfüllt lief ich weiter.
    Das schwache Licht vor mir flackerte und verschwand. Die Geräusche hörten schlagartig auf.
    »Albert? Wo bist du?« In meinen Ohren pochte es.
    »Albert!«, brüllte ich erneut und drehte mich um. Ich verlor das Gleichgewicht und schrie, fiel …
    … und prallte gegen eine Mauer. Vor meinen Augen drehte sich

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