Greywalker
Wohnung bereits offen stand. Ich hielt mitten im Schritt inne. Da kam Chaos geschäftig auf mich zugelaufen und ich beugte mich zu ihm hinunter, um ihn festzuhalten und hochzuheben.
Ungläubig näherte ich mich dem Tatort. Von der offenen Tür aus starrte ich ins Wohnzimmer. Das Frettchen sprang aus meinen Armen und raste voller Begeisterung über den Boden. Der Ginbrecher-Alarm war aus der Wand gerissen worden, und es sah so aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Chaos* Käfig lag auf der Seite und das Türchen hing gerade noch in den Angeln. Mein neues Schränkchen war umgestoßen worden und aus dem Sessel quoll Schaumstoff. Meine Bücher und zahlreiche Papiere waren überall in der Wohnung verteilt.
Ich fing Chaos wieder ein und steckte ihn in meine Jackentasche. Dann klopfte ich bei meinem Nachbarn. Ich hatte nichts angerührt. Viel schlimmer konnte es jetzt auch nicht mehr werden.
»Dürfte ich mal Ihr Telefon benutzen?«
Der Mann ließ mich herein. Ich rief die Polizei und fragte nach einem Polizisten, den ich bereits kannte. Leider war der jedoch gerade nicht im Dienst. Es blieb mir also nichts anderes übrig als zu hoffen, dass sie keinen völlig unfähigen Beamten schickten. Wütend legte ich den Hörer auf und wartete auf die Polizei, während ich den Pit-Bull-Terrier meines Nachbarn beobachtete, wie er in Richtung meiner Jacke schnüffelte, in der Chaos langsam immer unruhiger wurde. Als die Beamten kamen, lud mich mein Nachbar Rick ein, in seinem Wohnzimmer zu warten und dort kalte Pizza zu essen, während die Spurensicherung meine Wohnung durchforstete und nichts fand. Nachdem sie gegangen waren, dankte ich Rick und seinem Hund und kehrte in meine eigenen vier Wände zurück. Dort warf ich die Tür hinter mir ins Schloss, sperrte ab und ging sofort ins Bett. Als Letztes schleuderte ich noch meine Schuhe so heftig gegen die Schlafzimmertür, dass sie eine Delle hinterließen.
Am nächsten Morgen rief ich als Erstes Mara an. Meine Laune hatte sich nur unwesentlich gebessert.
Diesmal ging sie selbst ans Telefon.
Ohne große Umschweife kam ich gleich auf den Punkt: »Mara, ich habe keine Ahnung, was hier vor sich geht, aber Albert hat mich gestern Abend besucht und ich wurde festgenommen, als ich ihm gefolgt bin. Was zum Teufel sollte das?«
»Sie sind Albert gefolgt? Durch das Grau?«
»Ja, das bin ich! Ich landete in irgendeinem Keller, dessen Einbrecher-Alarm prompt losging, als wäre ich mitten in einer kreischenden Horde Teenager gelandet.«
Ich hörte, wie sie ein Kichern unterdrückte. »Wirklich? So schlimm?«
»Es war ganz und gar nicht lustig! Ich wurde von der Polizei festgenommen. Der Typ, mit dem ich zum Essen verabredet war, fand es auch nicht gerade amüsant, und als ich endlich nach Hause durfte, musste ich die Einschmeichelversuche meines Nachbarn mit Bier und kalter Pizza abwimmeln.«
»Ich weiß, ich sollte nicht lachen, aber wenn ich mir das bildlich vorstelle … Aber wir scheinen tatsächlich ein Problem zu haben, und leider hat Albert die Situation nicht gerade verbessert.«
»Von welcher Situation sprechen Sie?«
»Es wäre mir lieber, wenn wir das unter vier Augen besprechen könnten. Hätten Sie Zeit, bei uns vorbeizuschauen? Um ein Uhr muss ich eine Geologie-Vorlesung halten. Wenn es also noch vor elf ginge …«
»Eine Geologie-Vorlesung?«
Mara antwortete widerwillig. »Ich unterrichte auch an der Uni. Also, können Sie kommen?«
Meine Antwort fiel recht kurz aus. »In Ordnung«, sagte ich und legte auf. Ich beeilte mich mit der Morgentoilette und fuhr danach nach Queen Anne. Kaum war ich im Haus der Danzigere angekommen, bemerkte ich Albert, dessen Gesicht aus einem Schwaden voll nebligen Grau auftauchte.
Ich drohte ihm mit dem Zeigefinger, ohne darüber nachzudenken, wie dumm das wahrscheinlich wirkte. »Du hast verdammtes Glück, dass du schon tot bist!«
Mara sah mich überrascht an, wie ich da sinnlos in der Luft herumfuchtelte. »Es lohnt sich nicht, Geistern zu drohen, wissen Sie.«
»Ich drohe ihm auch nicht. Ich stelle nur eine Tatsache fest. Wenn ich seinem Gespensterhintern nicht gefolgt wäre, hätte man mich auch nicht verhaftet. Normalerweise räche ich mich an Leuten, die mir so etwas antun. Er kann von Glück reden, dass das bei ihm nicht geht.«
»Dann sollten Sie sauer auf mich sein und nicht auf Albert. Es ist meine Schuld, dass er Sie gesucht und sich schlecht benommen hat.«
»Was? Wieso denn das? Was haben Sie damit zu
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