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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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Zahnfleisch zurückgezogen hatte. Ein ekelhafter Geruch stieg mir in die Nase. Ich rümpfte sie und unterdrückte den Drang, angewidert zu würgen.
    »Mann, Cameron. Wie wär’s mal mit ein bisschen Pflege?«, fragte ich.
    »Es ist dummerweise gar nicht so leicht, mich im Spiegel zu sehen.«
    »Ich meine eigentlich auch nicht Ihre Haare, sondern Ihre Zähne!«
    Peinlich berührt schloss er die Lippen und vermied es, mich anzusehen.
    »Also, korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, aber Sie haben doch den letzten Monat in Ihrem Auto geschlafen und Ihre wachen Stunden rund um den Pioneer Square verbracht, oder?«
    »Mehr oder weniger. Am Anfang hatte ich eine richtige Unterkunft, aber da wurde ich rausgeschmissen.«
    »Welchen Anfang meinen Sie?«
    »Kapieren Sie denn gar nichts? Seitdem ich ein Vampir geworden bin. Schließlich wurde ich nicht so geboren.«
    »Zu der Schlussfolgerung bin ich auch schon gekommen.
    Ihre Mutter und Schwester wirken schließlich einigermaßen normal. Was ist passiert?«
    »Ich hatte Probleme mit einem Typen.«
    »Das muss aber ein ganz schön großes Problem gewesen sein, wenn man sich dabei gleich in einen lebenden Toten verwandelt.«
    »Das kann man so sagen«, erwiderte er abschätzig. Dann sah er sich nervös um. »Können wir nicht von hier weg? Ich glaube, ich werde beobachtet.«
    Ich dachte daran, wie oft ich mich in letzter Zeit beschattet gefühlt hatte. »Wir können in mein Büro gehen. Es ist nicht weit von hier und wir können Ihr Auto in der Nähe parken.«
    Widerwillig stimmte er zu und wir setzten uns wieder in den Camaro. Auf dem Weg zum Büro gab ich mir alle Mühe, möglichst gelassen zu wirken, während ich angestrengt nachdachte. Wir parkten in der Nähe des Büros und ich ging voraus. Als wir den Raum betraten, ging der Alarm los, aber ich achtete nicht weiter darauf.
    »Also, jetzt hören Sie mir mal zu«, fing ich an und setzte mich an meinen Schreibtisch. »Ich werde mich als Erstes um Ihre dringlichsten Probleme kümmern. Aber danach will ich Ihre Geschichte hören – und zwar die Ganze. Okay?«
    Cameron warf sich auf den Besucherstuhl. »Einverstanden.«
    »Ich vermute, Sie fühlen sich nicht sicher, denn sonst wären Sie wohl in Ihre Wohnung zurückgekehrt. Habe ich recht?«
    »Ja, das stimmt. Ehrlich gesagt hatte ich Angst, damit RC in Gefahr zu bringen. Manchmal habe ich nämlich plötzlich Heißhungerattacken, und außerdem bin ich nicht so ganz zurechnungsfähig, wenn ich aufstehe.«
    Ich sah ihn scharf an. »Sie sind also hungrig. Und wie sieht es momentan mit Ihnen aus?« Schon wieder lief mir ein Schauer den Rücken hinunter, und eine innere Stimme warnte mich vor Cameron, aber ich hatte keine Zeit, auf sie zu hören.
    »Ich habe ein ziemliches Loch im Bauch. Die beiden Kerle haben mich aufgeweckt.«
    »Pech gehabt. Ich schneide mir bestimmt keine Vene für Sie auf. Aber was können wir sonst tun? Was machen Sie normalerweise?«
    »Nun ja«, murmelte er und betrachtete peinlich berührt den Boden. »Ich fange mir manchmal Ratten.«
    »Wie bitte?«
    »Ratten«, wiederholte er, wobei er noch immer meinem Blick auswich. »Ich trinke viel Rattenblut.«
    »Das klingt ja widerlich.«
    »Das hängt ganz davon ab, wie Sie die Sache betrachten. Es ist besser als einen Menschen auf der Straße zu überfallen. Wenn ich keine Lust mehr auf Ratten habe, warte ich, bis die Betrunkenen aus den Bars geworfen werden. Da finde ich meistens jemanden, der mir aushilft.«
    Ich wollte noch nachhaken, entschied mich dann aber doch dagegen und schüttelte den Kopf. Cameron sah mich erleichtert an. »Es ist eine lange und ziemlich unschöne Geschichte«, meinte er.
    »Das kann ich mir vorstellen. Vielleicht sollten wir uns erstmal um Ihren kaputten Kofferraum kümmern. Ist das ein großes Problem für Sie?«
    »Schon. Ich schlafe meistens da drin.«
    »Wie bitte? Sie schlafen im Kofferraum?«
    »Da ist es sicher und dunkel und die Polizei lässt mich in Ruhe. Außerdem ist meine Erde da drin.«
    »Ihre Erde?«
    »Sie müssen doch schon mal von Vampiren und ihrer Heimaterde gehört haben.«
    »Nein, noch nie, tut mir leid. Was hat es denn damit auf sich?«
    »Ein Vampir muss jeden Tag in seiner Heimaterde schlafen. Oder zumindest ganz in der Nähe.«
    »Warum?«
    »Das weiß ich nicht, aber so wurde mir das gesagt.«
    »Haben Sie schon einmal versucht, ohne sie zu schlafen?«
    »Nein, ich traue mich nicht. Vielleicht würde ich dann ja verschrumpeln oder so. Es ist zwar kein

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