Greywalker
tolles Leben oder Unleben, was ich da führe, aber es ist meins, und ich würde gerne noch ein bisschen weiter existieren, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Das hört sich ganz so an, als ob Sie einen sicheren Platz zum Schlafen brauchten.«
»Was schlagen Sie vor? Vielleicht das städtische Leichenschauhaus?«
»Nein, das nicht gerade. Geben Sie mir Ihre Autoschlüssel.«
»Wieso?«, wollte Cameron wissen und zog sie aus der Hosentasche.
»Weil ich mich darum kümmere, während Sie sich etwas Nahrung besorgen. Außerdem kann ich so sicher sein, dass Sie wieder zurückkommen.«
»Als vertrauensselig kann man Sie ja nicht gerade bezeichnen«, meinte er und reichte mir die Schlüssel, während er aufstand.
»Das liegt an meinem Beruf«, erwiderte ich. »Und nun gehen Sie und tun Sie, was Sie nicht lassen können. Aber verstoßen Sie dabei gegen keine Gesetze, sonst bekommen Sie es mit mir zu tun.«
»Jawohl, Madam«, erwiderte er mit einem ironischen Salut und marschierte aus dem Büro.
Ich schickte Quinton über den Pager eine Nachricht. Kaum eine Minute später klingelte bereits das Telefon.
»Hi, Harper.« Ich konnte sein Grinsen förmlich hören. »Was kann ich für dich tun?«
»Ich befinde mich in einer etwas ungewöhnlichen Situation und brauchte ein Alarmsystem für ein Auto – und zwar so schnell wie möglich.«
»So schnell wie möglich?«
»Genau, am Besten schon gestern.«
»Und was schwebt dir vor?«
»Eine Zündungssicherung und etwas möglichst Lautes. Alles muss vom Kofferraum aus abschaltbar sein und die Heckklappe braucht ein gutes Schloss.«
»Es geht um den Kofferraum?«
»Frag am Besten gar nicht weiter nach … Wir brauchten außerdem wahrscheinlich eine Art Griff, um die Klappe von innen verschließen zu können. Und das Schloss ist aufgebrochen.«
»Um welchen Wagentypus geht es denn?«
»Um einen Siebenundsechziger Chevy-Camaro.«
»Ich suche nur noch schnell meine Siebensachen zusammen und mache mich dann gleich auf den Weg. Einverstanden?«
»Super! Vielen Dank.«
»Für dich immer.«
Quinton tauchte noch vor Cameron in meinem Büro auf. Wir gingen runter auf die Straße und ich zeigte ihm das Auto des jungen Vampirs.
»Schöner Wagen. Und wer ist dieser Cameron genau?«
»Ach, der steckt gerade in einer schwierigen Phase und macht sich Sorgen um das Auto. Ich glaube, er hat darin gewohnt und sich im Kofferraum versteckt, um der Polizei aus dem Weg zu gehen. Deshalb brauchen wir auch einen Innengriff und eine Kontrollanlage, die man von innen an- und ausschalten kann.«
»Er möchte es sich also im Kofferraum gemütlich machen, während der Alarm angeschaltet ist?«
»Ja, ich denke schon.«
Quinton rollte mit den Augen und blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Das könnte ein wenig komplizierter sein und länger dauern als gedacht.«
»Und wie lange genau?«, fragte Cameron, der auf einmal hinter mir auftauchte. Ich wirbelte herum und warf ihm einen scharfen Blick zu. Quinton blinzelte.
Eine Weile herrschte Schweigen. Die beiden Männer starrten einander finster an.
»Okay, das reicht jetzt«, durchbrach ich schließlich die angespannte Stille. »Das ist Camerons Wagen. Cam, das hier ist Quinton. Er wird Ihnen eine Alarmanlage einbauen, damit Sie Ihr Auto ohne weitere Probleme benutzen können. Hat einer von euch ein Problem damit?«
Mein Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. Sowohl Cameron als auch Quinton zuckten mit den Schultern. »Gut. Ich muss jetzt erst einmal meinen Wagen holen. Cameron, Sie kommen mit mir. Danach können wir uns in meinem Büro unterhalten. Quinton, falls du etwas brauchst, weißt du ja, wo du uns findest.« Ich drehte mich auf dem Absatz um und ging davon.
So lange ich mich aufregte und das Adrenalin durch meine Adern jagte, konnte ich Camerons Gegenwart und seine Nähe zum Grau einfacher ignorieren. Es dauerte nicht lange, bis wir mein Auto umgeparkt hatten und im Büro saßen. Ich erlaubte mir allerdings nicht, mich zu entspannen.
»Also gut«, fing ich an, während ich mich setzte. »Ihr Wagen ist jetzt erst einmal versorgt. Dann wollen wir uns mal um das restliche Chaos kümmern.«
Cameron starrte auf seine Hände, die er im Schoß verschränkt hatte. »Es ist wirklich ein ziemliches Chaos, nicht wahr?«
»Es könnte schlimmer sein – allerdings nicht viel. Warum haben Sie sich eigentlich bei niemandem gemeldet?«
»Zuerst dachte ich, dass ich einfach nur krank sei. Ich wollte nichts von diesem ganzen
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