Greywalker
Vielleicht wollte er sie einfach als sein Spielzeug haben. Oder vielleicht mag er auch keine Mädchen. Ich weiß es nicht.«
»Und dann? Hat Edward dich einfach so fallen gelassen?«
Cameron legte den Kopf zurück und starrte an die Decke. »Ach, ich bin ihm auf die Nerven gefallen, weil ich mich so angestellt habe. Es war einfach alles zu viel für mich, also bin ich ausgerastet. Er setzte mich daraufhin vor die Tür und meinte, ich sollte sehen, wie ich allein zurechtkäme. Ich habe versucht Hilfe zu bekommen, aber ich weiß nicht, an wen außer Edward ich mich wenden kann – und der würdigt mich keines Blickes mehr. Ich stecke wirklich tief im Dreck. Es gibt zwar noch andere Vampire in Seattle, aber Edward ist ein wichtiger Mann, vor dem alle Angst haben. Ich wurde sozusagen aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, was ganz schön unheimlich ist. Ich könnte jederzeit sterben, aus irgendeinem dämlichen Grund, nur weil es so vieles gibt, was ich nicht weiß. Schließlich kann ich nicht einfach in die nächste Buchhandlung gehen und mir eine Ausgabe von Vampirismus für Dummies kaufen. Ich war schon in der Bibliothek und habe mir alles Mögliche über Vampire herausgesucht. Aber da steht meist nur, wie man Vampire vernichten kann, und nicht, wie man einer ist.«
Er hielt für einen Moment inne und lehnte sich zurück. Plötzlich setzte er sich auf und starrte mich aufgeregt an. »Vielleicht kannst du mir ja helfen!«
»Wer? Ich? Ich weiß doch noch weniger über Vampire als du.«
»Du könntest aber meine … meine Vermittlerin sein. Du bist schließlich neutral. Vielleicht trauen sich ja einige Vampire, mit dir zu reden. Vielleicht könntest du sogar mit Edward reden.«
»Ich glaube nicht –«
Cameron sprang auf. »Genau! Du könntest es schaffen. Du brauchst keine Expertin für Vampire zu sein. Ich werde dir einfach die richtigen Leute zeigen und du kannst dann mit ihnen sprechen. Sie werden bestimmt mit dir reden, da bin ich sicher!« Er war ganz aufgeregt.
»Warum?«, fragte ich. Ich verstand nicht, weshalb er auf einmal in mir seine Rettung sah. »Warum sollten diese Typen ausgerechnet mit mir reden?«
Er hielt inne und sah mich an. »Ist doch klar … Du hast verdammt hübsche Beine. Wer könnte schon einer attraktiven Privatdetektivin widerstehen, die auch ohne Spiegel einen Vampir erkennt? Bitte versuch es einfach. Bitte! Ich kann dich auch bezahlen, ich habe mehr als genug Geld. Ich kann mir das Doppelte von dem leisten, was du normalerweise bekommst. Los, was meinst du?«
Ich konnte ein mulmiges Gefühl nicht ganz ignorieren. »Gib mir etwas Zeit, um darüber nachzudenken.«
»Einverstanden. Reichen vierundzwanzig Stunden?«
»Sagen wir achtundzwanzig. Schließlich habe ich auch noch ein Privatleben.«
»Streu ruhig noch Salz in meine Wunden!«
»Cameron …«
»Ist ja gut. Also achtundzwanzig Stunden. Was macht das schon aus? Mir bleibt sowieso nichts anderes übrig als zu warten.«
Meine Antwort wurde durch ein lautes Klopfen an der Tür unterbrochen.
»Herein!«
Quinton öffnete die Tür und steckte den Kopf ins Büro. »Es gibt da ein kleines Problem.«
»Warum kommst du nicht rein und erklärst uns, was los ist?«, schlug ich vor.
Quinton schloss die Tür hinter sich und setzte sich neben Cameron auf den äußersten Rand eines abgeschabten Stuhls.
»Heute Abend schaffe ich es nicht mehr, den Alarm funktionstüchtig zu machen. Ich habe zwar so weit alles eingebaut und das Schloss repariert, aber eines der Alarmmodule, die ich mitgebracht habe, ist kaputt und ich kann erst morgen Früh ein neues auftreiben.«
»Kannst du nicht irgendetwas zusammenbasteln?«, wollte ich wissen.
»Nicht in diesem Fall. Für diese Art von Multi-Auslöse-Alarm brauche ich sozusagen ein Gehirn, das den Input auswertet«, erklärte er. »Und genau dieser Teil ist kaputt. Zu Hause habe ich auch keinen Ersatz mehr dafür. Wenn ich etwas zusammenbastle, dann kann ich keine Garantie geben, dass es auch wirklich funktioniert.« Er warf erst mir und dann Cameron einen Blick zu. Auffallend steif zuckte er mit den Schultern. »Tut mir leid.«
Camerons Gesicht verzog sich zu einer abfälligen Grimasse und er schürzte die Lippen. Ich konnte beinahe die Schimpfwörter hören, die ihm durch den Kopf schossen. Laut sagte er: »Kein Problem.« Dann sah er mich an. »Hast du irgendwelche Vorschläge?«
Ich schüttelte den Kopf und wandte mich an Quinton. »Und du?«
»Wenn ihr mir den Wagen überlasst, nehme ich
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