Greywalker
Kaffee.«
»Kaffee?«
»Ja. Früher habe ich ihn kaum runtergebracht, er hat mich vollkommen aus der Bahn geworfen. Aber inzwischen ist es andersrum. Er beruhigt mich.«
Auf dem Weg nach Queen Anne erklärte ich Cameron so gut ich konnte, wer Mara und Ben Danziger waren.
»Eine echte Hexe? Süß!«, meinte Cameron und machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem. »Dann könnte es ja tatsächlich ganz nett werden.«
»Genau das hoffe ich. Ich mache mir nur Sorgen wegen Albert, hoffentlich regt er sich nicht auf. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob oder wie er dich in Schwierigkeiten bringen könnte.«
»Ich werde mein Bestes tun, um ihn zu besänftigen. Ein bisschen Charme ist mir doch noch geblieben, oder?«, erwiderte Cameron lächelnd, was sowohl gewinnend als auch erschreckend wirkte. Wahrscheinlich lag es an den Zähnen. »Wer ist denn dieser Albert?«
»Ein Geist. Er … wohnt dort.«
Cameron dachte noch über meine Antwort nach, als ich vor dem Haus der Danzigers parkte.
»Los, komm«, forderte ich ihn auf, nahm meine Tasche und warf die Tür hinter mir ins Schloss.
Zusammen gingen wir auf das Haus zu. Albert erschien wie aus dem Nichts am Fuß der Stufen und blickte uns finster entgegen.
Ich seufzte. Diesmal musste ich wohl höflicher mit ihm umgehen. »Dürfen wir hereinkommen?«
Er rührte sich nicht von der Stelle, und ich hatte nicht vor, durch ihn hindurch zu gehen. Da wandte er seinen Blick von mir ab und musterte Cameron mit unverhohlener Feindseligkeit.
Der junge Vampir trat auf ihn zu und hob beide Hände. »Ich verspreche, dass ich keinem weh tun werde«, sagte er. »Ich gebe Ihnen mein Wort. Ich brauche dringend Hilfe, und ich hoffe, dass mir Ihre Freunde helfen können.«
Albert musterte ihn noch einen Moment lang, nickte und verschwand.
Cameron warf mir einen Blick zu. »Ein harter Bursche. Muss mal Türsteher gewesen sein.«
Ich grinste verschmitzt, und gemeinsam stiegen wir die Stufen hinauf. Kaum hatte ich geklingelt, riss Ben auch schon die Tür auf. Er musterte Cameron genauso intensiv, wie Albert das zuvor getan hatte. »Kommt herein.«
Mara streckte den Kopf aus der Küche. »Möchte jemand vielleicht Kaffee zu seiner Pastete?«
»Kaffee wäre wunderbar. Vielen Dank, Mara«, sagte ich.
»Kaffee wäre sehr nett. Vielen Dank, Mrs … äh … Mrs Danziger«, erwiderte Cameron.
»Oh Gott, nennen Sie mich Mara. Sogar meine Studenten nennen mich so.« Sie lächelte und verschwand wieder in der Küche. Dann rief sie: »Macht es euch schon mal bequem. Ben wird mir später alles erklären, falls ich etwas verpassen sollte.«
Cameron und ich warfen einander einen kurzen Blick zu, ehe Ben uns ins Wohnzimmer führte und bat, Platz zu nehmen. Er selbst ließ sich in einen dicken Ohrensessel neben dem Kamin sinken. Cameron setzte sich auf das Sofa und ich mich neben ihn – trotz des Unbehagens, das mir seine Nähe bereitete.
»Okay«, fing Ben an. »Du denkst also, dieser junge Mann hier ist ein Vampir?«
Bevor ich antworten konnte, lachte Cameron laut auf und entblößte dabei seine Zähne. »Harper kann meinen, was sie will. Ich weiß, was ich bin. Bis vor drei Monaten hatte ich noch ein ganz gewöhnliches Gebiss, und nun – sehen Sie selbst. Ich bin früher jeden Morgen mit Pulsschlag aufgewacht. Jetzt erhebe ich mich nicht mehr vor Sonnenuntergang und in meinem Körper pocht nichts, aber auch gar nichts mehr.«
Ben betrachtete ihn mit einer Mischung aus Skepsis und Erregung. »Und Sie sind sich absolut sicher, dass es sich um keine geistige Verwirrung oder etwas Ähnliches handeln könnte?«
»Ja, da bin ich mir ganz sicher.«
»Kommen Sie doch bitte einmal zu mir.«
Cameron stand auf und ging langsam zu Ben, der nach dessen Handgelenk fasste, um es zu untersuchen.
»Verdammt, Sie sind ja eiskalt!«
»Das bin ich. Wenn es draußen kalt ist, dauert es ungefähr zwei Stunden, bis meine Haut Zimmertemperatur angenommen hat.«
»Hm … ich frage mich, warum.«
»Es hat mit thermischer Trägheit zu tun, wenn ich mich nicht irre. Sobald es zu warm ist, fange ich an, ein bisschen zu muffeln. Ich freue mich schon riesig auf den Sommer.«
»Da ist wirklich kein erkennbarer Puls am Handgelenk.« Er legte zwei Finger an Camerons Hals. »Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus.«
Der Junge lehnte sich vor, damit Ben leichter an ihn herankam. »Auch kein Puls an der linken Aorta.«
»Das ist die Jugularvene. Glauben Sie mir, mit Venen und Arterien kenne ich mich mittlerweile
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