Greywalker
durch den Kopf und ich schlief dementsprechend schlecht. Ich hatte mit Quinton abgemacht, ihn um neun Uhr zu treffen. Bereits um sieben stand ich auf. Aber diese Morgenstunde hatte zumindest für mich sehr wenig Gold im Mund.
Quinton wartete mit Camerons Wagen vor meinem Büro.
»Guten Morgen«, begrüßte er mich fröhlich, als ich näher kam. »Ich wusste ja, dass du pünktlich sein würdest. Der Wagen ist fertig.«
»Wann bist du denn aufgestanden? Um fünf?«
»Ich bin gar nicht erst ins Bett gegangen.«
»Du bist die ganze Nacht aufgeblieben, um Camerons Auto fertig zu machen?«
»Nein, das nicht. Ich musste mir die Nacht sowieso um die Ohren schlagen, und da habe ich zum Schluss einfach noch zwei Stunden drangehängt. Es war ganz einfach, sobald ich das fehlende Teil hatte. Wir haben das System vor etwa einer Stunde getestet und es funktioniert einwandfrei. Dein Kunde sollte zufrieden sein.«
»Warum magst du ihn eigentlich nicht?«
Er warf mir einen finsteren Blick zu. »Ich hatte noch nie viel für solche wie ihn übrig. Mir läuft bei ihrem Anblick immer etwas über die Leber. Ich wollte nicht unhöflich sein; tut mir leid, wenn das so offensichtlich war.«
»Mach dir nichts draus. Aber vielleicht könntest du das nächste Mal versuchen, deine Abneigung nicht so deutlich zu zeigen.«
»Wird es denn ein nächstes Mal geben?«
»Wie es im Augenblick aussieht, könnte das durchaus der Fall sein.«
»Deine Klienten werden offenbar deutlich zwielichtiger.«
»Noch wesentlich mehr, als du dir vorstellen kannst.«
»Wenn ich nach diesem Cameron gehe, möchte ich mir das auch gar nicht vorstellen. Du weißt, dass du immer auf mich zählen kannst. Es gibt zwar einige Dinge, die ich nicht mache, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass du mich um so etwas bitten würdest.«
»Sei dir da nicht so sicher, Quinton. Du kennst mich und mein Geschäft noch nicht so lange und gut, wie du vielleicht glaubst.«
Er grinste mich breit an. »Du kannst mich jedenfalls immer anrufen.«
Ich lud ihn noch zu einem Kaffee ein, da ich selbst dringend einen brauchte. Er überreichte mir bei dieser Gelegenheit die Rechnung für Cameron und erklärte mir die einzelnen Funktionen der Alarmanlage. Wir schalteten sie zweimal ein und aus, um sicher zu gehen, dass ich alles verstanden hatte.
»Vielen Dank, Quinton. Kannst du mir noch einen Gefallen tun und das Auto mit mir nach Queen Anne bringen?«
»Klar, wenn du mir dafür eine Frage beantwortest. Was hat es mit der Erde auf sich?«
»Mit welcher Erde?«
»Mit der Erde im Kofferraum. Dort liegt etwa eine zwei Zentimeter dicke Schicht unter einer Wolldecke verborgen. Ich musste sie zur Seite schieben, als ich einige Drähte verlegt habe. Was ist das für ein Mensch, der Erde in seinem Kofferraum transportiert?«
»Ein Exzentriker.«
Er zog zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe, hakte aber nicht nach.
Wir fuhren zu den Danzigers, und ich bat Quinton, in meinem Auto zu warten, während ich ins Haus ging. Ben öffnete mir die Tür.
»Hier sind die Schlüssel für Camerons Wagen«, sagte ich und hielt sie ihm hin. »Wie geht es ihm?«
»Ich glaube, ganz gut. Die Nacht ist jedenfalls ohne Zwischenfälle verlaufen und im Augenblick schläft er. Du hast Mara gerade verpasst. Sie musste gleich in der Früh zu einem Institutstreffen.«
»Macht nichts. Bist du die ganze Nacht über aufgeblieben? Ich sehe allerdings keine Eselsohren – wollte Mara dir in diesem Fall nicht welche anhexen?«
»Sie hatte dann doch nichts mehr dagegen. Noch etwas, Harper. Es gibt ein paar Dinge, die ich mit dir besprechen möchte.«
»Etwas Wichtiges?«
»Ich bin mir nicht sicher. Es geschehen in letzter Zeit etwas seltsame Dinge. Mara sagte etwas über kleine Wellen, die sie in der Atmosphäre zwischen unserer Welt und dem Grau sehen würde. Sie befürchtet wohl, dass mehr Kreaturen als nur das Hüter-Biest von dir angezogen werden.«
»Genau das hat mir noch für den perfekten Morgen gefehlt. Vielen Dank, Ben. Bin ich in Gefahr?«
»Nein, davon hat Mara nichts gesagt.«
»Dann muss das Ganze noch etwas warten.«
»Wir scheinen sowieso noch etwas Zeit zu haben«, beruhigte er mich.
Ich drückte ihm Camerons Autoschlüssel in die Hand. »Gut. Also, das kleine Teil am Schlüsselbund schaltet den Alarm ein und aus. Vergiss bitte nicht, das Cameron zu sagen. Der Alarm macht nämlich einen Höllenlärm, und eure Nachbarn wären bestimmt nicht erfreut. Ich rufe euch an, sobald ich Zeit habe«,
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