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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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Versprochen?«
    Cameron nickte.
    »Nun gut, ich bin mir sicher, dass Ben für ein zweites Stück Pastete Platz hat.«
    Ihr Mann blickte von seiner bereits halb gegessenen Pastete auf. »Wie? Ach so – gern. Immer her damit!«
    »Und was machen Sie so, Cameron?«, erkundigte sich Mara. »Außer dem Offensichtlichen?«
    Er nahm einen Schluck Kaffee und antwortete dann zögernd: »Ich war eigentlich Student an der Universität hier.«
    »Und? Machen Sie bald Ihren Abschluss?«
    Ben begann nervös auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. »Mara …«
    »Ach, Ben. Ich werde dem Jungen schon keine peinlichen Fragen stellen, wie das deine Schwester immer mit mir macht. Beruhige dich. Also?«, fuhr sie fort und richtete ihre hellgrünen Augen wieder auf Cameron.
    »Ich … mache gerade etwas Urlaub. Aus medizinischen Gründen.«
    »Das hört sich doch schon viel besser an.«
    »Danke.«
    »Und was studieren Sie?«
    »Ich bin mir eigentlich nicht sicher, ob ich zurück an die Uni möchte.«
    »Warum denn nicht? Lernen ist etwas Herrliches. Nur vor der Bildung muss man sich hüten.«
    »Wie bitte?«
    »Ich meine vor der Indoktrination, vor Belehrungen muss man sich in Acht nehmen. Wenn man nicht selbst denkt, sondern wenn andere das für einen tun, dann wird es gefährlich. Ich bin mir sicher, Sie wissen, was ich meine.«
    »Ja, das tue ich«, antwortete Cameron. Er spielte mit seinem Becher, ehe er einen weiteren Schluck nahm. »Genau das ist es, was mir so zu schaffen macht. Was soll ich jetzt mit mir anfangen? Ich meine, wenn ich das hier überlebe. Was soll aus meinem … Leben werden?«
    »Ich kann mir vorstellen, dass Sie erst einmal lernen müssen, auf eigenen Beinen zu stehen – in Ihrem neuen Leben. Aber sich Wissen anzueignen ist immer erstrebenswert, wenn man es sich leisten kann. Ich habe zum Beispiel einen Studenten, einen Herrn im Alter von neunundfünfzig, der gerade sein viertes Diplom macht. Er hat schon so viele Kurse besucht, dass er ab und zu einen Abschluss bekommt, ohne es sozusagen zu merken oder das beabsichtigt zu haben! Er amüsiert sich dabei prächtig.«
    Cameron wirkte nachdenklich. »So habe ich das noch gar nicht gesehen. Also … Zeit habe ich.«
    »Und was haben Sie als Erstes vor?«
    »Ich muss unbedingt einige Probleme aus der Welt schaffen. Und Harper wird mir dabei helfen.«
    »Hey«, meldete ich mich zu Wort. »Ich habe noch nicht ja gesagt.«
    Cameron grinste mich an und mein Magen krampfte sich zusammen. »Du wirst nicht ablehnen.«
    Ich merkte, wie ich mich auf der Couch zurücklehnte und auf einmal zustimmend nickte – fast wie ferngesteuert.
    Mara räusperte sich, während sich Ben nach vorne beugte. Auf einmal tauchte Albert neben Camerons Ellbogen auf, aber er nahm nur die Form eines dichten Nebels an, der wie eine feuchte Flamme flackerte.
    Der junge Vampir schreckte zusammen. »Was ist los?« Ich spürte, wie ich mich wieder entspannte.
    Mara kniff die Augen zusammen und Albert schwebte zu ihr hinüber.
    »Cameron«, meinte Ben. »Was auch immer das gerade war – das sollten Sie nicht wieder tun.«
    »Was denn? Was habe ich gemacht?«
    »Das war ein Gessa, eine alte gälische Verzauberung«, erklärte Mara. »Überzeugung durch psychische Machtausübung. So etwas gehört sich wirklich nicht, vor allem nicht bei Freunden.«
    »Und ich kann so etwas? Ich habe immer gedacht, das sei nur ein Ammenmärchen.«
    »Offensichtlich nicht. Sie haben viel Macht, beziehungsweise werden Sie sie eines Tages haben. Aber diese Macht dürfen Sie niemals missbrauchen.«
    Camerons Augen wurden immer größer. »Ich hatte ja keine Ahnung …«
    Ich stand auf und räumte Becher und Teller zusammen. »Das macht nichts«, flunkerte ich. »Mach dir keine Gedanken. Ich bringe das mal kurz in die Küche.«
    Mara folgte mir hinaus. »Ihr Männer könnt euch ruhig allein unterhalten. Ich helfe Harper schnell mit dem Geschirr.«
    Sie schloss die Küchentür hinter uns.
    »Geht es?«
    »Ja, geht schon«, versicherte ich ihr. »Er hat es nicht absichtlich getan, da bin ich mir sicher. Aber ich musste einfach kurz weg. War es ein Fehler, ihn hierher zu bringen?«
    »Ganz und gar nicht. Der Junge braucht Hilfe. Und ich bin mir sicher, dass er bei uns allen an der richtigen Adresse ist. Ben und ich haben uns schon nützlich gemacht, bevor ihr gekommen seid. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Jetzt müssen wir erst mal die Nacht gut hinter uns bringen.«
    Maras letzter Satz geisterte mir die ganze Nacht

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