Greywalker
aus.« Ben rümpfte die Nase. »Sorry. Harper meinte bereits, dass ich einen schlechten Atem habe. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das zu einem Vampir gehört oder ob ich mir einfach nur mal wieder die Zähne putzen müsste. Irgendwie habe ich mein Zeitgefühl verloren. Das Ganze ist für mich noch recht neu und auch ziemlich beunruhigend.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Ben lehnte sich in seinem Sessel zurück, und Cameron setzte sich wieder auf das Sofa. »Wie es scheint, gehören Sie tatsächlich zu den Untoten. Wissen Sie, welche Körpertemperatur Sie haben?«
»Nein, leider nicht. Die meisten Thermometer fangen erst bei 35° Grad an und da liege ich deutlich drunter. Ich glaube, dass ich so um die 15° Grad habe, aber das ist nur geraten.«
»Das allein klassifiziert Sie bereits eindeutig als Toten. Nur der Teil, der untot ist, macht mir etwas Sorgen. Vielleicht sind Sie ja auch ein Zombie.«
»Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte Cameron und machte es sich bequem. »Ich scheine noch immer einen eigenen Willen zu haben und bin nicht im Geringsten an menschlichem Fleisch interessiert, sondern nur an Blut -obwohl ich selten mehr als eine Tasse voll davon brauche. Ich mag kein Sonnenlicht. Außerdem werfe ich keinen Schatten und habe kein Spiegelbild – zumindest sehe ich selbst nichts dergleichen. Manchmal bin ich für Leute unsichtbar. Nur nicht für Harper.«
»Was ist mit Ihrem Arm passiert?«, wollte Ben wissen. »Sie halten ihn so komisch.«
»Irgendein Idiot hat ihn mir vor einigen Stunden mit einem Brecheisen gebrochen. Und dann hat Harper auf mich geschossen.«
Ben schaute mich verblüfft an. »Du hast ihn angeschossen?«
»Er hat mich zuerst angegriffen!«
»Hey, immer mit der Ruhe«, mischte sich Cameron ein. »Ich habe es verdient. Außerdem wird es bald wieder in Ordnung sein. Ich heile recht schnell.«
Ben beugte sich vor, um besser sehen zu können. »Darf ich mir das mal anschauen?«
Er betrachtete gerade die Stelle, wo die Kugel eingedrungen war, als Mara ins Zimmer kam. Ben zuckte schuldbewusst zusammen, als sie fragte: »Ben, was machst du da?«
»Ich untersuche diese Wunde. Das musst du dir ansehen! Es ist einfach unglaublich.«
»Ben, Cameron ist kein Versuchskaninchen, sondern unser Gast. Sei bitte nicht so unhöflich.«
Ben schaute ein wenig verlegen drein und lehnte sich wieder zurück, während Mara ein Tablett mit Pastete und Kaffee auf den Tisch stellte. Sie reichte uns Becher und Teller.
»Harper meinte, dass Sie einen Schlafplatz brauchen?«, wandte sie sich an Cameron. »Wieso eigentlich?«
»Ich … habe bisher immer in meinem Auto geschlafen, aber es wurde heute von zwei ungebetenen Gästen aufgebrochen«, erklärte der junge Vampir.
»Von ungebetenen Gästen«, wiederholte Mara. »Das hört sich aber unangenehm an.«
»Er scheint vertrauenswürdig zu sein«, mischte sich Ben ein. »Wenn du nichts dagegen hast, kann Cameron gern hier bleiben.«
»Du wirst aber bitte nicht die ganze Zeit an seinem Bett verbringen, um ihn auf Herz und Nieren zu prüfen! Das musst du mir versprechen.«
»Mara, ich –«
»Keine Sorge, nur ein kleiner Scherz. Sogar Albert hat versprochen, sich zu benehmen, und es ist gar nicht so einfach, einem Geist ein Versprechen zu entlocken.«
Cameron sah auf einmal besorgt aus. Mara musste lachen. »Keine Angst, Cameron, Albert wird Sie nicht stören. Ich nehme allerdings an, dass er Ihnen auf Schritt und Tritt folgen wird. Er sorgt sich nämlich sehr um uns. Brauchen Sie übrigens irgendetwas Spezielles?«
»Nein … nein, eigentlich nicht«, stammelte er. »Ich glaube es jedenfalls nicht. Allerdings bin ich ohne meine Erde etwas nervös, aber das sollte in Ordnung sein. Schließlich befinden wir uns weiterhin in Seattle. Außerdem sollte ich im Keller dem Erdreich nahe genug sein.«
»Was hat es mit der Erde genau auf sich?«, wollte Ben wissen.
Cameron setzte gerade zu einer Antwort an, als Mara ihm ein Stück Pastete reichte. Er beäugte es zwar wehmütig, lehnte dann aber bedauernd ab.
»Keine Pastete?«, fragte Mara.
»Nein, leider nicht. Sie sieht zwar sehr lecker aus, aber ich … kann nicht«, stotterte Cameron.
»Leiden Sie unter einer Allergie?«
»Nein, ich übergebe mich ganz einfach.«
Ben und ich zuckten peinlich berührt zusammen, aber Mara lachte amüsiert.
»Sie sind kein sehr guter Lügner, nicht wahr?«
»Katastrophal schlecht.«
»Nun, dann müssen Sie das schnellstens lernen.
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