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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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ehrlich. Einer meiner Klienten ist auf der Suche nach einem alten Harmonium, das Mr Stakis im Jahr 1990 einem gewissen Chet Ingstrom aus Seattle abgekauft hat.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann fragte sie: »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Wir haben das Harmonium nicht mehr«, meinte sie knapp, und ihr Long-Island-Akzent war jetzt deutlich zu erkennen.
    Ich unterdrückte das Verlangen, laut zu fluchen. »Könnten Sie mir wenigstens sagen, was damit passiert ist? Oder kann mir da Mr Stakis weiterhelfen?«
    Sie lachte freudlos. »Das dürfte schwierig werden. Phil ist tot.«

Achtzehn
     
     
    »Tot?«, wiederholte ich überrascht. Noch ein Toter. »Entschuldigen Sie, ich möchte nicht neugierig wirken, aber vielleicht könnten Sie mir sagen, wie das passiert ist?«
    »Das mit Phil?«
    »Ja.«
    »Er hatte Lungenkrebs.« Erleichtert lehnte ich mich zurück. Zumindest war es kein unerklärlicher Todesfall. Dann fügte sie hinzu: »Oder Lungenentzündung. So etwas passiert, wenn man zu krank ist, um sich noch zu bewegen, nachdem man sein ganzes Leben lang zwei Schachteln Zigaretten am Tag geraucht hat. Er starb vor ungefähr einem Monat ganz plötzlich im Gefängnis-Krankenhaus. Dabei war es ihm bereits besser gegangen. Er hatte sich seit der Marine aus allem herausgehalten und sogar das Rauchen vor über einem Jahr aufgegeben. Aber da war es wohl bereits zu spät.«
    »Weswegen musste Phil denn hinter Gitter?«, wollte ich wissen.
    Sie lachte wieder freudlos auf. »Weil er dämlich war. Er stahl einen Lastwagen voller Möbel, nahm aber an, er hätte Fernseher geladen. Er und seine unterbelichteten Freunde von der Marine. Vielleicht verstehen Sie jetzt, warum ich so reagiert habe, als Sie Möbel erwähnten.«
    »Und wie lange war Phil insgesamt im Gefängnis?«, fragte ich.
    »Diesmal? Ungefähr ein halbes Jahr. Er wurde kurz vor den Feiertagen verurteilt und nach Neujahr ist er dann krank geworden. Hat sogar den Super-Bowl verpasst, und das will bei Phil etwas heißen.«
    »Es tut mir wirklich aufrichtig leid, Mrs Stakis«, meinte ich.
    »Oh, ich bin nicht Mrs Stakis. Ich heiße Lenore Fabrette. Ich bin oder vielmehr war Phils Schwester. Mein Sohn und ich sind nach meiner Scheidung hierher zu ihm gezogen. Phil hatte bei der Marine aufgehört und er war der Einzige, der mir außer Josh von meiner Familie geblieben war. Jetzt gibt es nur noch Josh, meinen Jungen, und mich.«
    »Darf ich Ihnen vielleicht noch ein paar Fragen stellen?«
    »Ja, bitte. Sie scheinen in Ordnung zu sein und irgendwie wirklich Anteil zu nehmen. Nicht so wie manche anderen Leute, die hier angerufen haben.«
    »Wer war das denn?«
    »Ach, irgendwelche Schwachköpfe aus der Gegend. Ein Journalist wollte die Geschichte groß rausbringen, als ob sie ihm den Pulitzer-Preis einbringen könnte. Aber in Wirklichkeit waren es nur einige Idioten in der Midlife-Crisis, die nichts Besseres zu tun haben. Phils kriminelle Vergangenheit hat in Anacortes allerdings große Wellen geschlagen. Er war zur Marine gegangen, als er noch sehr jung war, um dem Jugendgericht zu entkommen. Aber auch dort geriet er tiefer in den Morast und hielt nur mit knapper Not bis zum Ruhestand durch. Ich weiß nicht, wie es herauskam, aber man konnte es in den Lokalnachrichten lesen und seitdem werden Josh und ich verfolgt, als hätten wir etwas damit zu tun.«
    »Das ist übel … Und was ist mit dem Harmonium geschehen?«
    »Ach, das hat Phil weggegeben. Er meinte, dass es nicht viel wert sei. Seiner Meinung nach würden nach seinem Tod hohe Steuern dafür fällig werden, weil es sich um eine Antiquität handelte. Also überließ er es einem historischen Institut oder einem Museum oder so etwas Ähnlichem. Ich weiß allerdings nicht, welchem genau.«
    Es gab also eine kleine Hoffnung. »Haben Sie zufälligerweise noch die dazugehörigen Dokumente?«
    »Nein. Das ist inzwischen alles bei der Steuerbehörde.«
    »Könnten Sie das vielleicht für mich herausfinden? Mein Klient ist sehr an diesem Harmonium interessiert und wäre möglicherweise auch bereit, für diese Information etwas springen zu lassen.«
    »Wirklich? Ich möchte nicht gierig wirken, aber ich könnte dringend etwas Geld gebrauchen. Hören Sie zu. Ich muss am Donnerstag zu Bremerton. Ich rufe ihn am Besten vorher an und frage ihn. Wenn er die Unterlagen hat, werde ich sie Ihnen zukommen lassen. Einverstanden?«
    Ich dankte und gab ihr meine Telefonnummern und eine Adresse, unter der sie mich erreichen konnte. Dann

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