Greywalker
fügte ich hinzu.
Ben betrachtete interessiert den Schlüsselbund. So gern ich noch geblieben wäre, um ein bisschen mit ihm zu plaudern – es ging leider nicht. Quinton warf mir aus dem Auto bereits ungeduldige Blicke zu.
Auf dem Rückweg sah er mich noch ungefähr fünf Blocks lang mit bedenklicher Miene an.
»Was ist los?«, wollte ich schließlich wissen.
»Ich mache mir einfach Sorgen.«
»Worüber denn?«
»Es ist nur so ein Gefühl. Diese Situation gefällt mir überhaupt nicht.«
»Ach, wirklich?«
»Ja. Nenn es, wie du willst, aber ich habe Vorurteile. Ich mag den Jungen nicht. Es stört mich ungemein, wenn jemand, der so nett ist wie du, sich mit jemand … jemand derart Unheimlichem abgibt.«
»Das Unheimliche ist kein großes Problem für mich, Quinton. Ich arbeite in Pioneer Square. Da gehört so etwas zum Alltag.«
Er zuckte mit den Achseln und antwortete nicht. Aber er behielt seine besorgte Miene bei.
Ich war froh, als ich wieder in meinem Büro saß und Quinton sich aus dem Staub gemacht hatte. Die Tatsache, dass ich nun für einen Untoten arbeitete, gab mir das unwirkliche Gefühl, eine Figur in einem Gruselfilm zu sein. Quintons nicht gerade subtilen Hinweise, wie unheimlich das alles war, trugen auch nicht gerade dazu bei, meine Laune zu verbessern. Ich fragte mich außerdem, wie ich diesen Fall eigentlich protokollieren sollte.
Obwohl ich Cameron nun gefunden hatte, waren immer noch einige Fragen offen – vor allem, falls ich Camerons Bitte, ihm zu helfen, nachkam. Also rief ich bei der Firma TPM an und versuchte herauszufinden, wer die Wohnung während der Zeit benutzt hatte, in der Sarah dort gewesen war. Ich wurde an eine Anwältin namens Sweto weiterverbunden, die zuerst vor Arroganz nur so strotzte. Wir sprachen eine Weile über Sittenwidrigkeit, Gerichtsprozesse und Klagen und wenn sie den Eindruck gewann, mit einer Kollegin zu sprechen, war das also nicht meine Schuld.
»TPM ist ein großer Immobilieninvestor in und um Seattle«, informierte sie mich. »Wir besitzen nicht nur das Gebäude, sondern mieten aus Steuergründen auch einige der Wohnungen von der Management-Gesellschaft. Wir verfügen auch über große Investitionen in gewerblichen Gebäuden.«
»Und wer hatte zu der Zeit Zugang zu der besagten Wohnung?«
So schnell wie sie zuerst bereit gewesen war, mit mir zu reden, so rasch fand diese Offenheit nun wieder ein Ende. »Informationen dieser Art sind streng vertraulich.«
»Sweto, tun Sie mir doch den Gefallen. Sie wissen doch, dass ich es so oder so herausfinden kann?«
»Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen da nicht weiter helfen. Es sei denn, Sie haben einen Gerichtsbeschluss.«
»Wie bitte?«
»In was für einem Fall benötigen Sie diese Informationen noch einmal?«
»Sittenwidrigkeit.«
»Tut mir leid. Ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen. Sie benötigen einen Gerichtsbeschluss, um weiteres von TPM zu erfahren. Noch einen schönen Tag.« Und schon hatte sie aufgelegt.
Nun wollte ich es erst recht herausfinden. Ich machte mich auf den Weg zum städtischen Archiv und verbrachte mehrere Stunden damit, notarielle Urkunden und geschäftliche Lizenzen zu durchforsten. Auf diesen Papieren standen zwar keine Namen, aber ich konnte wenigstens in Erfahrung bringen, wie ich TPMs Panzer knacken konnte.
Das Unternehmen befand sich in Privatbesitz, was bedeutete, dass die interessanten Daten nur schwer zugänglich waren. Einige Telefonate später hatte ich jedoch bereits ein paar Fakten zusammengetragen. Ein Bekannter war bereit, mir alles zu faxen, was er über TPM herausfinden konnte. Ein anderer überließ mir eine Liste mit sämtlichen Zeitungsartikeln über die Firma. Am Ende des Tages würde ich genügend zusammen haben, um mein Büro damit zu tapezieren.
Während die verschiedenen Informationen bei mir eintrudelten, versuchte ich noch einmal, unter Philip Stakis Telefonnummer jemanden zu erreichen.
Eine Frauenstimme meldete sich: »Hallo?«
»Hallo. Ich möchte mit Philip Stakis sprechen. Könnten Sie mir sagen, ob ich die richtige Telefonnummer habe?«
Die Frau rang hörbar nach Luft. »Mein Gott!«, rief sie aus. »Können Sie uns nicht endlich in Frieden lassen!«
»Bitte legen Sie nicht auf!«, bettelte ich. »Ich bin weder Anwältin noch Juristin irgendeiner Art. Ich bin Privatdetektivin und suche nur nach einem Möbelstück.« Was zum Teufel hatte diese Reaktion zu bedeuten?
»Ein Möbelstück? Ach, wirklich?«, entgegnete sie höhnisch.
»Ganz
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